"Weil der Chef bin ich" (aus dem Vorwort)
Eine der am häufigsten gebrauchten Erfolgsformeln der letzten Jahre hat gelautet: "Der Erfolg beginnt im Kopf", was soviel bedeutet wie, sich etwas solange vorzustellen, bis man es glaubt und von allen anderen darin bestätigt wird. Zum Beispiel: Ein Chef werden zu können oder einer zu sein.
Noch vor ein paar Jahren hat das niemand für einen allzu hohen Anspruch gehalten oder sich in der Rolle, mit einem Chef etwas zu tun zu haben, gefallen, auch in der Kunst nicht, die plötzlich "Chefsache" sein sollte. Mittlerweile wird niemand mehr an diese Kinderkrankheiten denken, wenn von einer "Chefsache" die Rede ist, da ausschließlich Angelegenheiten von allerhöchster Bedeutung zu einer "Chefsache" und Angelegenheiten von allerhöchster Bedeutung nur deshalb zu Angelegenheiten von allerhöchster Bedeutung werden können, weil sich jemand von allerhöchster Bedeutung ihrer annimmt.
Wie läßt sich dieser neue Umgang mit dem Chef erklären? Erstaunlich einfach. So wie zuvor der Chef für eine ausgediente Kategorie gehalten wurde, haben inzwischen die an seine Stelle getretenen Kategorien ausgedient. Kein Mensch glaubt heute noch, daß ein Boß einem Chef wirklich das Wasser reichen kann oder ein Aufsichtsratsvorsitzender oder Vorstandsdirektor ohne Vorgesetzten oder Arbeitgeber und somit ohne Chef auskommt.
Damit ist der Chef wieder in die Rechte eingetreten, die ausschließlich der Chefeinschätzung vorbehalten waren. Wer beispielsweise einen Chef nur spielt und bei wem von einem echten Chef und Alleskönner oder auch von einem Chef auf seinem Gebiet auszugehen ist. Wer also als Könner in Frage kommt und wer nur der "Alte" in der "Bude" ist, in der man arbeitet.
In tausenden von Schlagzeilen hat die Arbeit des Chefs in den letzten vier Jahren seit der Ausrufung der "Chefsache Kunst" Aufmerksamkeit gefunden. In einer großangelegten dokumentarischen Würdigung erweist ihm das "Chefbuch" die gebührende Referenz.
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© 2001, edition selene, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verags.