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Der junge Hühnerfleischverkäufer preßte den Telefonhörer mit Schlüsselbein und hochgehobener Schulter an Wange und Ohr und schlug, während er sich unterhielt, einem lebenden, mit weit aufgerissenen Schnabel vor sich hinstarrenden Huhn den Kopf ab. Den blutenden Schädel warf er zu den anderen auf dem Boden liegenden Hühnerköpfen und Hühnerbeinen. Zur Belustigung der anderen Fleischhändler stopfte er grinsend in den Bauch eines ausgeweideten Huhns eine Faustvoll Kirschen hinein. Der Rand eines mit frischen Eiern gefüllten Weidenrutenkorbs war mit violetten Veilchen geschmückt. Die halb zerbrochenen und angeknacksten Eier schlug die Händlerin, die weiße Eier und lebende Hühner verkaufte, am Rand eines großen Einrexglases auseinander und ließ die Eidotter glucksend in das mit Eiweiß und Dotterkugeln halb gefüllte Glas fallen. Rücklings legte sie zwei lebende braune Hühner - die vier gelben, zusammengekrallten Hühnerfüße mit den langen schmutzigen Nägeln ragten in die Höhe - auf die Waage, steckte sie, hinter den Flügeln gefaßt, in eine Schachtel und gab sie einem jungen Inder. Eine junge Zigeunerin, die ein lebendes Küken gekauft hatte, kratzte immer wieder, den Schrei des Kükens nachahmend, mit dem gelben Schnabel des Tieres die Wange ihres an der Brustzitze saugenden Kleinkindes, das schwarze Augen und einen verschleierten Blick hatte. (S. 14 f.)
© 2001, Josef Winkler.
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LITERATUR FINDET STATT
Eigentlich hätte der jährlich erscheinende Katalog "DIE LITERATUR der österreichischen Kunst-,...
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