"Eine Zeitung, ein Stück Zeitungspapier", rief Embacher, bückte sich und zog daran. Es ließ sich mühelos aus dem Schnee ziehen. Nichts weiter, als ein Stück bedrucktes, halb zerknülltes Zeitungspapier, das er sorgfältig, soweit es die Aufregung zuließt, entfaltete und gleich drauf rief: "Heilbronner Stimme! Mein Gott!"
Der Streifenführer entsandte sofort einen der Junggendarmen zu den Berg-Einsatzleitern, um diesen unverzüglich Meldung zu machen. Dann ordnete er an, den Ort weiterhin vom Schnee zu befreien, wobei er wiederholt zu äußerster Sorgfalt mahnte: "Das sind deutlich Spuren der Vermissten. Wir müssen mit größter Vorsicht den Schnee abtragen, Schaufel um Schaufel. Gleichzeitig mit dem Sondieren fortsetzen. Wer weiß, was sich hier noch entdecken lässt!" Trotz der durch den Fund ausgelösten Anspannung schafften es die jungen Männer, sehr überlegt vorzugehen. Keiner sagte ein Wort. Jeder fixierte sich auf die ihm zugeteilte Aufgabe. Schweißperlen bildeten sich auf mancher Stirne. Dem einen und anderen wurde plötzlich bewusst, dass nun das eintreten könnte, wovor sie den größten Respekt hatten, dass sie jetzt tatsächlich auf einen der Vermissten stoßen könnten, auf den ersten Toten.
"Latschen, abgeknickte Latschen. Schaut euch das an. Noch dazu so viele. Eine große Menge Latschen."
"Da, ein Stück Papier, von einem Bonbon. Einwickelpapier."
"Ein weiteres Papierstück, von einer Käseecke."
"Latschen, unglaublich, so viele Latschen, und alle frisch abgeknickt, als ob sie ausgelegt worden wären, zu einem Lagerplatz."
"Vielleicht ein Biwak?"
"Aber da ist keiner, kein Einziger ist da!"
(S. 353f)
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