logo kopfgrafik links adresse mitte kopfgrafik rechts
   
Facebook Literaturhaus Wien Instagram Literaturhaus Wien

FÖRDERGEBER

Bundeskanzleramt

Wien Kultur

PARTNER/INNEN

Netzwerk Literaturhaeuser

mitSprache

arte Kulturpartner

Incentives

Bindewerk

kopfgrafik mitte

Leseprobe: Sven Daubenmerkl - "Träume süß."

STRENG VERTRAULICH

-Hast du mal eine Zigarette? -Du rauchst danach? -Immer. Du nicht? -Nein, das gibt es doch nur in Filmen. -In Filmen? -Ja, da rauchen sie danach immer eine Zigarette. Frag mich nicht wieso. Vielleicht stammt das noch aus der Zeit, wo sie keinen Sex auf der Leinwand zeigen durften. Wenn ein Mann und eine Frau im Bett lagen und rauchte, wusste jeder Kinobesucher, aha, die hatten jetzt gerade Sex. -So wie wir. Gab es da nicht auch diese Frage -Welche Frage? -Na: Hat es dir gefallen? Oder: War es gut? -Soll ich das jetzt fragen? -Nein, ich meine doch nur. Danach fragt er immer, ob es gut war. -Wer? -Der Mann im Film. Das ist auch typisch. Dass der Mann danach fragt, ob es gut war und ob es ihr gefallen hat. -Und was sagt sie darauf? -Das ist verschieden. Meistens sagt sie nichts darauf, oder sie beginnt zu streiten. Oder ich kann mich einfach nicht mehr daran erinnern, was Frauen darauf sagen. Jedenfalls bin ich froh, dass du nicht gefragt hast. -Warum, weil du dann mit mir zu streiten beginnst? (S. 35)

Die Schleuse gibt uns frei. Das Schiff dampft zurück ins Licht. Sie bemerkt, dass ich sie betrachte. -Auch? Ich nicke. Sie nimmt den Fettstift und fährt mir damit behutsam über den Mund. Ich halte still, spitze die Lippen, schließe die Augen. Als ich sie wieder öffne, hat sie den Stift schon verstaut. -Wenn wir uns jetzt küssten, müsste es glitschen, lacht sie. -Dafür ginge es wie geschmiert, erwidere ich. Das Lachen vergeht uns schlagartig. Wehrlos sitzen wir nebeneinander. Es ist so schön, dass es schmerzt.

Wasser fließt immer stromabwärts. Männer und Frauen verlieben sich ineinander. Die Erde dreht sich in vierundzwanzig Stunden um sich selbst und in einem Jahr um die Sonne. Sie ist wärmer als die Sonne. Ich weiß, was ich zu tun habe.
Im Osten geht die Sonne auf. Wasser muss fließen. Wasser hasst es, eingesperrt zu sein. Wasser dringt durch jedes Wehr, sickert in jede Ritze. Das ist seine Natur. Der Strom fließt nach Osten, dem nächsten Tag entgegen.
Nach dem Kuss halten wir uns fest. (S. 59)

© 1999, Resistenz, Linz.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Link zur Druckansicht
Veranstaltungen
Junge LiteraturhausWerkstatt - online

Mi, 13.01.2021, 18.00–20.00 Uhr online-Schreibwerkstatt für 14- bis 20-Jährige Du schreibst und...

Grenzenlos? (Literaturedition Niederösterreich, 2020) - online

Do, 14.01.2021, 19.00 Uhr Buchpräsentation mit Lesungen Die Veranstaltung kann über den Live...

Ausstellung
Claudia Bitter – Die Sprache der Dinge

14.09.2020 bis 25.02.2021 Seit rund 15 Jahren ist die Autorin Claudia Bitter auch bildnerisch...

Tipp
LITERATUR FINDET STATT

Eigentlich hätte der jährlich erscheinende Katalog "DIE LITERATUR der österreichischen Kunst-,...

OUT NOW flugschrift Nr. 33 von GERHARD RÜHM

Die neue Ausgabe der flugschrift des in Wien geborenen Schriftstellers, Komponisten und bildenden...