Es ärgerte dich ja auch, dass unser jüdischer Bundeskanzler gerade zu der Zeit, als du im Spital liegen musstest, seinen Sommerurlaub auf der Insel, die du geliebt hattest, verbrachte. In den Bergen, wo du Rosmarin pflücktest und vorhattest, dir fürs Alter ein Haus zu kaufen. Jeden Morgen, wenn die Krankenschwester das Frühstück gebracht hatte, das du nicht mehr essen konntest, sagtest du zur Mutter: Und der Bundeskanzler isst jetzt zwei Eier, ein Butterbrot mit Marmelade und trinkt Kaffee!
(Lange Abwesenheit, S. 14)
Und wir gehen so zu Fuß! Ka Stern. Stern weg! Gemma so zu Fuß, auf einmal seh ich, oh! A Bizykel fahrt. In Gottes willen, a Polizist! Ukrainer. Ich hab ihn gekennt. Jetzt sag ich zum Aron: Gott, wir sind verloren. Der packt uns, und erledigt ist die Reise! Haben wir gehabt a Ausweg? Aber wir sind gegangen. Weitergegangen. Chawale und Pawale. Das ist so wie: Max und Moritz. Wir machen uns weiter, wir gehen. Stehenbleiben nicht. Und der Polizist schaut uns an und wendet ab den Kopp. Der macht sich so, als möchte er uns nicht sehen. Gut hat der uns gekannt! Beide! Jetzt hat er uns aber übersehen absichtlich.
(Die Galizianerin, S. 131)
Wenn Sie sich festlegen auf etwas, dann tun Sie sich selbst falsch verpflichten, sich beengen. Das, was Ihre Intuition und jeweilige Projektion ist, ist viel wichtiger, weil die viel mehr mit Ihrem momentanen Wünschen und Können übereinstimmt. Und wenn Sie dann nicht mehr so sehr das Kind wollen, sondern einen Fußball oder eine Palatschinke, dann wird das einfach umgeführt und umgerührt, dann wird die Vision ausgewechselt, metamorphisiert. Das können Sie immer wieder ändern. Halten Sie sich ja nicht fest! Sie haben keine Versprechungen gemacht, weder dem Bild noch dem Kind noch mir! Sie wollen jetzt nur malen! Vor sich hin! Und wenn anderes auftaucht, dann hat das andere eben mehr Berechtigung. Und Sie dürfen das Neue nicht wegtreiben, sondern müssen das Kind opfern und unter Umständen ein Omelett daraus machen oder was weiß ich, nach was Sie gerade Appetit haben. Das schaut aber sehr zweideutig aus, was da … Das müssen Sie mir sagen, was das ist!
(Malstunde, S. 269)
© 2011 Czernin Verlag, Wien.