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Peter Handke: Die schönen Tage von Aranjuez.

Ein Sommerdialog
Berlin: Suhrkamp Verlag, 2012.
70 Seiten; broschiert; Euro 13.40 (A).
ISBN 978-3-518-42311-0.

Link zur Leseprobe

„Zum Glück ist das hier zwischen uns beiden kein Drama. Nichts als ein Sommerdialog.“ Peter Handkes neues Stück, das unter der Regie von Luc Bondy bei den Wiener Festwochen uraufgeführt wird, ist auf das Nötigste, auf das Wesentlichste reduziert: Eine Frau und ein Mann sprechen an einem lauen Sommerabend über die Liebe, über das Leben.
„Und wieder ein Sommer. Und wieder ein schöner Sommertag. Und wieder eine Frau und ein Mann an einem Tisch im Freien, unter dem Himmel. Ein Garten. Eine Terrasse. Unsichtbare, nur hörbare Bäume, mehr Ahnung als Gegenwart, in einem sachten Sommerwind, welcher, von Zeit zu Zeit, die Szenerie rhythmisiert.“

Die minimalistische Konstruktion besticht: Da tun zwei Menschen das ihnen Ureigenste, aber angesichts der überbordenden Kommunikationswut unserer Zeit scheinbar aus der Mode Gekommene: Sie reden miteinander und wir hören ihnen zu. Wir hören ihnen zu, weil wir wenig über sie wissen, nur so viel: Die beiden sind schon älter, wirken lebenserfahren. Sind sie ineinander verliebt?
„Das erste Mal, du mit einem Mann, wie ist das gewesen?“ Unvermittelt kommt die Frage des Mannes, mit der das Spiel, dessen Regeln nur das Paar (Ist es überhaupt eines?) kennt, eröffnet ist. Der Mann will es genau wissen, er fragt, wie viele Männer fragen würden und die Frau antwortet, wie viele Frau antworten würden. Sie wirft dem Mann nicht den Knochen, nach dem er lechzt, hin, sondern lockt ihn, hält ihn hin, sie täuscht ihn, spielt mit ihm.
Die Frau: „Zuerst: Süßer Schreck, süßer nicht möglich, Schrecken begleitet von einer Süße universeller nicht möglich. Und dann: der königliche Schreck gefolgt von einem grundanderen Schreck – von Grausen: Jene Welterschaffung, sie heißt zugleich: Aufenthaltsverbot, von jenem Moment an, auf der vertrauten Erde. Süßer Schreck – Schreck ohne jede Süße – Erinnerung an die Süße – undsoweiter bis zum heutigen Tag.“

Nicht von der ersten sexuellen Erfahrung ist hier die Rede, es ist das Liebeserwachen, von dem Handke erzählt. Und diese Erfahrung ist viel zärtlicher, elementarer, auch erschreckender als die erste Liebeserfahrung, von der die Frau ebenfalls erzählt. Doch das Märchen der ersten Liebe ist schnell ausgeträumt: „Wenn du’s unbedingt wissen willst: Wir sind zusammengeblieben, bis es kein Wir mehr gab – bis es weder einen Mann mehr gab, noch dessen Silhouette – nur noch: den Anderen.“

Weitere Männer folgen, Rache, Reue, Freiheit, Kummer, Zärtlichkeit, Hass. Und während sie weitererzählt, versteht der Mann nicht, er ahnt nicht einmal, was sie ihm eigentlich erzählen will. So beginnt er über die Natur zu reden, über Aranjuez in der Mancha, wo Pflanzenflüchtlinge aus den ehemaligen königlichen Gärten sich aufmachten in die Wildnis und dort nun als Wildwüchslinge prächtig gedeihen.

Finden Frau und Mann zusammen? „Es ist Sommer, wie vielleicht noch nie einer. Vielleicht der letzte Sommer überhaupt.“

Peter Landerl
3. Mai 2012

Uraufführung: 15.05.2012, Wiener Festwochen im Akademietheater, Regie Luc Bondy, Bühne Amina Handke, Dörte Lyssewski als "die Frau", Jens Harzer als "der Mann".

Originalbeitrag
Für die Rezensionen sind die jeweiligen Verfasser verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.

 


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