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Orisha

vor 5 Monaten

(79)

Pablo Picasso und Eva Gouel – „er war der größte Maler des Jahrhunderts, sie war die Liebe seines Lebens“. Diese Zeilen pranken auf dem Cover dieses illustren Buches und ich dachte, dieses Buch muss ich lesen, schließlich sind biografisch angehauchte Romane immer nett und mit Picasso wollte ich mich seither einmal beschäftigen. Leider hat das Buch nicht mal im Ansatz dem entsprochen, was ich erwartet hatte.

Die Geschichte ist simpel. Armes Mädchen geht in die große Stadt, in diesem Fall Paris. Dort ergattert sie mithilfe einer Freundin einen Job im berühmten Moulin Rouge, wo sie als Näherin den Stars und Sternchen behilflich ist. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kann sie auch ihre größte Feindin, Mistinguette – dem späteren Frauchen neben Maurice Chevalier – zu ihrer Verbündeten und Freundin gewinnen. Im Moulin Rouge verkehren, seit jeher bekannt, auch viele Künstler, darunter eben auch Pablo Picasso. Doch beide sollen sich nicht dort kennenlernen, sondern auf einer Kunstausstellung und Picasso ist sofort sehr angetan von Eva und vice versa. Die Geschichte nimmt ihren Lauf.

Girard hat eine Geschichte geschrieben, die ich beim besten Willen nicht gutheißen kann. Ja Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und es ist auch nicht so, dass das Buch sich grundsätzlich schlecht liest. Ich fand die Detailgenauigkeit in der Darstellung von Picassos Leben (Freundschaft zu Braque, die Anschuldigung des Mona Lisa-Raubes etc.) sogar gelungen (dafür auch das eine Sternchen). Und dennoch die Geschichte driftet in einen Kitschroman ab, in der es nur darum zu gehen scheint, wann und wie sie sich endlich kriegen. Dabei schmachten Picasso und Eva im Wechselbad ihrer Gefühle hin und her. Das ging soweit, dass selbst die Liebesszenen etwas Softporno-Artiges hatten. Das ist nun wirklich nicht meins.

Ich hatte eine solide Geschichte um Picasso und Eva Gouel erwartet und keinen Groschenroman, in dem außer Picassos Lebensgeschichte nichts stimmig ist. Das beginnt bei der Sprache, die einfach nicht der Zeit entspricht und geht weiter, dass sprachliche Komponenten gemischt wurden, so dass die Spanier immer mal ein „Dios“, „Amigo“ etc. von sich geben und ein Chevalier „bien sur“ (in einem Buch, dass formal gesehen französischsprachig wäre, macht letzteres wohl kaum Sinn). Weiterhin wird Picasso auf seine Triebe reduziert und Eva, als sich entfaltender Schwan, macht sich nicht unbedingt besser.

Fazit: Ein Kitschroman sondergleichen, der Picasso wohl kaum gerecht wird und für den ich mich, als Kunsthistorikerin, wirklich fast schon schäme.

Autor: Anne Girard
Buch: Madame Picasso

wandablue

vor 5 Monaten

Bin ganz bei dir!

BrittaRoeder

vor 5 Monaten

Sehr offene und ehrliche Rezension. Ich glaube, ich wäre nicht ganz so streng mit den genannten Kritikpunkten umgegangen. Aber gut zu wissen mit welcher Lese-Erwartung man an diesen Roman gehen sollte.

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