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Floh

vor 2 Wochen

(92)

Das Genre Fantasy ist für mich ein sehr schwieriges Gebiet. Ich liebe und begeistere mich sehr für richtig gut konstruierte Welten und grandiose Fantasy. Da ich nicht enttäuscht werden wollte, und ich Dank des Covers schon sehr neugierig auf das Werk von Christian von Aster war, habe ich zunächst die Leseprobe zu „Das Eherne Buch“ gelesen. Nachdem ich diese Leseprobe regelrecht verschlungen habe, musste ich einfach weiterlesen und mich ganz in die Welt von Jaarn, seiner auferlegten Aufgabe und seinen Weggefährten im Reich um das Schwert „Das Eherne Buch“ versinken zu können… Solide deutsche Fantasy mit einer nahezu realen Kulisse, ohne Zwerge, Orks und Co, aber dafür mit magischen Kräften, vielen Gefahren und einer langen Tradition. Heldenhaft erzählt und völlig mitreißend dargestellt! WOW.,
Erschienen im Klett-Cotta Verlag (https://www.klett-cotta.de/home/)

Inhalt:
„Aus den Händen seines Vaters empfängt Jaarn, der letzte Nachkomme des Hauses von Stahl, ein sagenumwobenes Schwert, mit dessen Hilfe er dem Reich Frieden bringen soll. Es trägt den Namen »Das Eherne Buch« und ist aus Geschichten geschmiedet. Fürsten und Räuber trachten nach dem Legendeneisen und bald heften sich die gefürchtetsten Meuchelmörder des Reiches an seine Fersen. Seiner Jugend und Unerfahrenheit zum Trotz liegt das Schicksal des Reiches allein in Jaarns Händen. Zwischen Gaunern und Gelehrten ist es ihm bestimmt, zum Helden zu werden.“

Meine Meinung:
Wenn man eine Geschichte beendet und im selben Atemzug das Gefühl hat, aus einer anderen Welt zu erwachen, dann hat es ein Werk geschafft, seinen Leser völlig mitzureißen und in eine andere Welt zu katapultieren und ihn mit jeder Faser spüren lässt, was auch die Charaktere und Protagonisten im Buch erleiden, erfahren und erkämpfen müssen… Wobei mitreißend noch nicht annähernd das beschreibt, was dieses Buch in einem auslösen kann, wenn man gewillt ist, sich völlig auf die Aufgabe von Jaarn und seinen Gefährten einzulassen. Diese deutsche Urban-Fantasy entführt den Leser an grandiose Kulissen, Christian von Aster hat hier eine vom Krieg zerrüttete Welt geschaffen, die unserer nicht unähnlich und vielleicht gerade deshalb so authentisch wirkt und daher ausgesprochen interessant ist. Seine mittelalterlichen Kulissen und Schauplätze zeigen von Flair, Charme, vergangene Zeiten und ein Blick in historische Riten und Gesellschaftsformen. Wenn man sich während des Lesens dieses Fantasywerks außerdem immer wieder kopfschüttelnd wundert, wie es einem einzigen Autor gelingt, eine solch facettenreiche Vielfalt aus Kampf, Aufgabe, Gefahren, Schlachten und Niederlagen sowie Siegen mit dieser Komplexität und mit wunderbar gezeichneten Charakteren und deren Geheimnisse und Bestimmungen zu erschaffen und authentisch rüberzubringen, dann kann man schlussendlich nur den Hut vor dieser grandiosen Leistung ziehen. "Das Eherne Buch" hat einen ganz bestimmten Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Der Prolog beginnt erst sehr schleppend, ich habe mich zunächst gefragt, was mir diese Vorgeschichte erzählen und nahebringen will, bis der Prolog dann mit einer unglaublichen Überraschung daherkommt und den Wunsch einfach nur weiterlesen zu wollen auslöst. Ab da fliegen die Seiten nur so dahin und der Überraschungseffekt zieht sich weiter durch. Wie ich schon kurz erwähnte, bin ich eine sehr kritische und nicht leicht zufriedenstellende Fantasyleserin. Doch wenn mich einmal ein Werk gepackt und an passender Stelle abgeholt hat, dann gibt es für mich selten noch ein Halten und ich lasse mich stets ganz auf die Geschichte und Einflüsse ein. Dieses Kunststück ist dem Autor erfolgreich gelungen und er hat mit mir eine neue Leserin für seine Welten und Werke gewonnen. Seiner Feder bleibe ich gerne treu!

Schauplätze:
Das Urban Fantasy auch ohne Elfen, Zwerge, Orks und Co auskommen kann, und auch nahezu reale Kulissen in eine fantastische Welt entführen kann, dass beweist der Autor Christian von Aster in seinem Werk gebührend und überzeugend. Und wie ich finde mit großem Erfolg. Er bietet eine mittelalterliche Welt und nennt seine Ortschaften „Weiße Städte“, das Territorium des Knochenkönigs, dunkle Wälder voller Gefahren, Lichtungen großer Schlachten und gnadenloser Kämpfe, Intrigen und ausgefeilte List. Dazu gibt es eine ordentliche Portion Flair, Atmosphäre, Gesellschaftsformen und den Wunsch, diese zerrüttete Welt des Krieges in Frieden zu bringen.

Schreibstil:
Komplexe Fantasy aus deutscher Feder. Der Autor Christian von Aster konnte mich schnell mit seinem Talent und seinen Ambitionen und seiner Verbundenheit zum Werk überzeugen. Das Buch liest sich wie ein großes Rollenspiel ohne großartig inszeniert zu wirken. Eine Mischung aus Historie und Fiktion in fantastischer Gestalt. Mit seinem mitreißenden, fesselnden, phantastischen und bildhaften Erzählstil ist es ein Leichtes, sich einfach in die Buchstaben fallen und dann treiben zu lassen. Doch entspannen kann man nicht. Überall lauern Gefahren, Überraschungen, Knackpunkte und große Konzentration ist nötig, nicht nur bei den Protagonisten, sondern auch beim mitleidenden Leser. So wird diese Geschichte erlebbar. Von Aster wechselt die Erzählperspektiven geschickt und sorgt somit für Abwechslung und Kurzweil, indem er aus Sicht von Hebamme, Söldnerin und Mitwisserin der „Eisenmutter“ erzählt. Und natürlich von Jaarn, dem eine huldvolle Aufgabe von seinem Vater auferlegt wurde. Man geht mit der Geschichte, ohne wirklich zu wissen, wohin sie führen wird, und das ist eines der Dinge, die ich an dem Buch so beeindruckend und unvergleichlich finde. Einen roten Faden, in dem Sinn, dass man immer zumindest eine Ahnung hat, was als nächstes geschehen könnte, gibt es eher nicht. Mit einzigartigem Humor, sicherer Ironie und Stoff zum Sinnieren fügen sich die beiden Handlungsstränge und ergeben ein spannungsgeladenes Ende, welches nach „Mehr“ ruft. Hier lässt sich Christian von Aster geschickterweise die Möglichkeit für eine Fortsetzung offen.

Charaktere:
Nicht nur die atemberaubende Atmosphäre und die Kulissen profitieren von Autor Christian von Asters Schreibkunst, sondern auch die Charaktere. Allen voran ist da natürlich der Hauptprotagonist Jaarn mit seinen Weggefährten. Jaarn ist mit seinen knapp 15 Jahren noch recht jung, leider konnte ich trotz seiner mitreißenden Aufgabe zu ihm keinen großen Bezug aufbauen. Schade, hier hätte ich gern einen viel ausgereifteren Charakter erlebt. Daher ist das für mich ein kleines Manko, der mir einen halben Stern in der Wertung kostet.
Den Verlust eines großen Helden, machen für mich die anderen wichtigen Rollen in dieser Fantasy wieder wett. Ganz besonders interessant finde ich die Geschichte „Des Narbigen“. Hier schwelgt man in Unwissenheit und Neugier. Sehr spannend und mysteriös gemacht. Aber auch die Eisenmutter bietet sehr viel Facette und Potential. Trotzdem ist und bleibt natürlich Jaarn mit seinem Erbe Dreh- und Angelpunkt dieser Fantasy. Jeder Charakter hat hier seine Besonderheiten, hier hat der Autor ein feines Händchen bewiesen, die Haupt- und Nebenrollen geschickt miteinander in Einklang zu bringen und mit einer Vielfalt aus Gut und Böse ein rasantes Spektakel zu erschaffen.

Der Autor:
„Christian von Aster, geboren 1973, studierte Germanistik und Kunst, um sich schließlich Bühne, Film und Schreiben zuzuwenden. Neben seinen Fantasybüchern ist er auch mit seinen Lesungen, die gleichermaßen die Gothic- wie Phantastikszene begeistern, einem großen Publikum bekannt. Außerdem betreibt er die Berliner Lesebühne »Das StirnhirnhinterZimmer«.“

Fazit:
Lieber Christian von Aster, bitte beglücke uns schon bald mit einem Folgeband dieser Fantasy. „Das Eherne Buch“ ist ein wirklicher Erfolgsgriff für eine mitreißende und spannende Fantasy, die nahezu historisch und real daher kommt! WOW. Absolute 4,5 Sterne Lese- und Verschlingempfehlung!

Autor: Christian von Aster
Buch: Das eherne Buch - Eine Geschichte vom Ende allen Krieges

Avirem

vor 2 Wochen

Verschlingempfehlung von komplexer Fantasy mit tollem Schreibstil. Das klingt einladend. Sehe ich mir mal genauer an.

Ceciliasophie

vor 2 Wochen

Schöne Rezension. Jetzt möchte ich das Buch noch dringender in Händen halten! :)

AdrienneAva

vor 2 Wochen

Super Rezension! Da bekommt man gleich Lust das Buch zu lesen :)

KruemelGizmo

vor 2 Wochen

Avirem schreibt:
Verschlingempfehlung von komplexer Fantasy mit tollem Schreibstil. Das klingt einladend. Sehe ich mir mal genauer an.

Das werde ich auch machen.

Lovely_Lila

vor 2 Wochen

Wow, tolle Rezension! Das Buch hatte mich von Titel und Cover her nicht angesprochen, und so habe ich es gleich in die Schublade "Nichts für mich" verbannt. Daraus werde ich hoffentlich lernen. ;) An "Don't judge a book by it's cover!" ist wohl doch einiges dran. ;) Werde es mir einmal genauer ansehen.

Blackfairy71

vor 2 Wochen

Ich habe ja auch überlegt, ob das Buch was für mich ist. Deine Rezi klingt so, als wäre das der Fall. ;-) Einziger Minuspunkt wäre für mich vielleicht der, den du auch angesprochen hast: Das Alter der Hauptfigur und dass es dadurch eigentlich zum Jugendbuch wird. Normalerweise ist das nicht mein Fall. Andererseits war das bei Kai Meyers "Die Seiten der Welt" auch so und das hat mir ja gefallen. Hm....ich überlege noch. *g*

Floh

vor 2 Wochen

@Blackfairy71

Wie ein Jugendbuch liest es sich keinesfalls. Für mich gab es nur wenig Bezug zu Jaarn, aber dafür zu anderen ausgezeichneten Charakteren. Kai Meyer möchte ich auch gern mal lesen!
Kennst du Patrick Rothfuss Der Name des Windes?

Meteorit

vor 2 Wochen

Ich weiß noch nicht, ob ich mich da zur Leserunde bewerbe..

NiWa

vor 2 Wochen

Hier zögere ich auch.

clary999

vor 2 Wochen

Klingt sehr verlockend! Wieder eine tolle Rezi :)

lord-byron

vor 2 Wochen

Das Buch habe ich mir gerade zugelegt

Floh

vor 1 Woche

lord-byron schreibt:
Das Buch habe ich mir gerade zugelegt

Viel Spaß damit. Vielleicht berichtest du uns über deine Leseeindrücke?!

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