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Buecherspiegel

vor 1 Jahr

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Ein herausragender Erzählstil ist das A und O eines jeden guten Buches. Wenn dann noch dieses Gespür übermittelt werden kann, dass es sich nicht um Fiktion, sondern um tatsächlich selbst Erlebtes handelt, dann wird aus einem Lesevorgang etwas Besonderes. Es kann etwas bewirken, Meinungen und Sichtweisen verändern, Menschen beeinflussen in ihrem handeln und tun. So kann es einem gehen, wenn man das Buch von Gregor Weber: Krieg ist nur vorne Scheiße, hinten geht’s, ein Selbstversuch, liest.  Wie kommt er nun dazu, als Reservist in den Krieg ziehen zu wollen? Und das nur, um für einen Roman zu recherchieren?

Gregor Weber hat bereits seinen Wehrdienst geleistet, wie er uns erzählt, all das Geschrei von Vorgesetzten mitgemacht. Aber wie ist das Heute? Nach Jahren der ersten Auslandseinsätze der Bundeswehr? Nachdem auch Frauen ihren Dienst leisten können? Unser Autor wollte das am eigenen Leib erspüren, nahm Kontakt auf, konnte an so mancher Übung  teilnehmen, frieren, schwitzen und Kameradschaft erleben. Wie das alles seine Familie aufgenommen hat, ist einfach nur herrlich an den entweder einem oder beiden hochgezogenen Augenbrauen seiner Ehefrau nachzuempfinden.

Der Wille aber, im nicht gerade besten Soldatenalter und auch nicht gerade fit, tatsächlich nach Afghanistan zu gehen, um zu sehen, wie es für unsere Soldaten und Soldatinnen so ist, sich auf diese Art eine Meinung zu bilden, ist ein langer Reifeprozess. Nicht jeder ist dafür geeignet, Gregor Weber hat aber für sich eine Nische gefunden, die es ihm ermöglicht hat, genau das zu tun. Als Pressefeldwebel; und es ist gut gegangen. Seinen Beobachtungen wird sicher mehr Gewicht gegeben dadurch, dass er als Tatortkommissar einer breiten Öffentlichkeit und als Autor anderer Bücher bekannt ist. Und das ist gut so. Er berichtet uns von den Soldaten, wie sehr sie sich von der Öffentlichkeit im Stich gelassen fühlen, allein gelassen mit ihren Erlebnissen, die teilweise Grauen erregend gewesen sind. Und auch die Hilflosigkeit, wo sie doch Schulen und Brunnen bauen, den Menschen vor Ort zeigen, wie sie sich besser Verteidigen können, durch den Aufbau von Infrastruktur ein besseres Leben führen könnten.

Wie groß muss jetzt das Entsetzen bei unserem Autor und all den Soldaten, die in Kunduz gewesen waren, sein, als sie erfahren mussten, dass die Gegenseite in einem ehemaligen Bundeswehrcamp ihre Flagge gehisst hat?

Autor: Gregor Weber
Buch: Krieg ist nur vorne Scheiße, hinten geht’s!
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