Oder auch Schriftstellerin, wie andere sagen...
Neulich auf einer Geburtstagsparty. „Frauke, wenn ich mal gaaanz viel Zeit habe“, sagt meine Freundin Beate und dehnt das aaa in „ganz“ so lange, dass auch der Dümmste ahnt, dass sie so viel Zeit niemals haben wird, „also dann, liebe Frauke, will ich das Gleiche machen wie du.“ Ich lächle Beate, die in Wahrheit gar nicht Beate heißt, milde an. Ihr Mann guckt interessiert und fragt: „Was macht Frauke denn?“ Noch bevor ich dazu etwas sagen kann, kichert Beate und erwidert: „Frauke schreibt Groschenromane.“
Okay. Also mal abgesehen davon, dass der Groschen als eigenständiges Münznominal seit 1871 nicht mehr existent und als umgangssprachliche Bezeichnung für 10 Pfennig seit der Euroeinführung fast ausgestorben ist – Groschenroman? Hat Beate gerade wirklich gesagt, ich würde Groschenromane schreiben? So in Richtung Schundromane? Wenn ich so recht darüber nachdenke, ist die gar keine Freundin von mir. Eher so eine Bekanntschaft vom Elternabend im Kindergarten.
„Äh, na ja, also ich schreibe schon so richtige Bücher“, erwidere ich, halbwegs kämpferisch. „Also, keine Hefte, sondern solche mit vielen Seiten, einem richtigen Buchrücken und eigenen Ideen und so.“ Beate mustert mich interessiert. „Ach ja? Aber da geht´s um Liebe, oder etwa nicht? Und das ist doch meist so´n Komödienkram?“ „Doch, doch“, gestehe ich, „es geht auch um Liebe. Und lustig ist es meistens auch. Aber nicht nur. Es geht auch um das Leben an sich. Um das, was meine Figuren bewegt und die Dinge, die ihnen passieren. Selbst, wenn die manchmal traurig sind.“ Beate schüttelt den Kopf. „Aber du gibst es ja selbst zu: Deine Bücher handeln oft von Liebe und sind komisch. Und genau das meine ich. Richtige Romane haben für mich immer Themen, die gesellschaftlich relevant sind und ernst“, belehrt mit Beate. „Ja, aber....“ stottere ich, „Liebe ist doch auch gesellschaftlich relevant.“
Jetzt lacht Beate laut und ihr Mann schließt sich ihr ganz zwanglos an. Als sie sich genügend ausgeschüttelt haben, räuspert Beate sich. „Komm, ehrlich – wie soll man das nennen, was du machst? Wie nennst du das denn selbst, das „Liebeskomödien“-Schreiben?“ „Ich würde sagen, ich bin Schriftstellerin.“ Pruuuust! Dass sich die beiden nicht auf dem Boden wälzen vor Lachen, liegt wohl nur daran, dass es auf der Party ziemlich beengt zugeht.
„Schriftstellerin?“, wiederholt Beate dann noch einmal ungläubig. „Hahaha, na ja, nenn es, wie du willst. Ich jedenfalls hätte Lust, das auch mal zu machen. Habe auf alle Fälle schon genug Bücher gelesen, um selbst zu schreiben.“ Nee, ist klar. Wie sagte es meine Kollegin, die geschätzte Sabine Zett, neulich so treffend? Ich geh jetzt mal operieren. Hab schließlich genug Grey´s Anatomy geguckt ...
So ist es wohl. Im Land der strikten Trennung von E(rnsthaft) und U(nterhaltung). Oder nicht? Oder doch? Wie seht ihr das denn?
Sehr herzlich!
Eure Frauke Scheunemann
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