Rezension vom 13.03.2011
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Dieses Buch hat mich von der ersten Seite an gefangen genommen! Warmherzig reichte mir Edward seine Hand und entführte mich in eine Welt, die so wundersam und melancholisch zugleich ist, dass ich nicht wusste, ob ich lachen oder weinen sollte.
Schon von klein auf hört der vaterlose Edward die Worte, die ihn sein halbes Leben lang begleiten werden: Er habe denselben Mund, dieselbe Nase und dieselben Augen wie sein Großonkel Adam. Außer Opa Moses möchte niemand über Adam reden und Edward schwant, dass sein Großonkel keine guten Erinnerungen hervorruft.
So taumelt der Junge mit den Gesichtszügen eines Fremden durch die Welt und plaudert munter über die aktuelle Familiensituation: Oma Lara hat das Zepter fest in der Hand, Mutter Magda fügt sich Laras absurden Kuppeleien und Opa Moses verbringt seine Tage alt und verwirrt auf dem Dachboden.
Genau dort findet Edward auch viele Jahre später Adams Erbe, ein in Leinen eingeschlagenes Notizbuch, in dem all das steht, worüber die Familie nie reden wollte. Die Schicksale der beiden Männer verknüpfen sich und obwohl der eine im Deutschland des 2. Weltkriegs lebte und der andere 60 Jahre später im aufregenden Berlin verweilt, haben die beiden doch mehr gemeinsam als bloß Augen, Nase und Mund…
Mehr möchte ich über den Inhalt gar nicht verraten, denn das Erkunden des selbigen gleicht einer wundersamen Reise, auf der man nicht nur zahlreichen außergewöhnlichen Charakteren begegnet, sondern auch im Herzen berührt und bis in die Knochen erschüttert wird.
In drei Teile gegliedert erfährt der Leser, wie Edward aufwächst, welche gefährlichen Wege Adam einschlägt und wie sich am Ende beide Schicksale ineinander fügen.
Zwischen den Zeilen steckt ein Zauber, der einen sofort gefangen nimmt und ich habe mehr als einmal gestaunt, wie viele tolle Einfälle die Autorin in ihren Debütroman einfließen lassen hat. Jede Figur, die darin auftritt, ist einzigartig, ohne dabei konstruiert zu wirken. Unerwartete Wendungen vermögen den Leser zu überraschen und eine wohldosierte Mischung aus Tragik und Komik verleihen dem Geschriebenen eine ganz besondere Atmosphäre, die gleichermaßen Herzlichkeit und Trauer in sich vereint.
Meistens fehlt mir die Geduld zum langsamen Lesen, doch bei diesem Buch habe ich mir gewünscht, dass es nie zu Ende gehen möge. Jetzt habe ich es zugeklappt und übrig bleibt die Erinnerung an eine ganz besondere Geschichte und der Wunsch, „Adams Erbe“ jedem begeisterten Leser ans Herz zu legen, denn genau dort ist das Geschriebene in bester Gesellschaft. Fabelhaft!
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