Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Ursula Haeusgen (1942 – 2021)
Ursula Haeusgen, die Gründerin des Lyrik Kabinetts, verstarb am 20. Januar 2021 im Alter von 78 Jahren in München.
Ursula Haeusgen eröffnete 1989 mit dem Lyrik Kabinett eine auf Lyrik und Künstlerbücher spezialisierte Buchhandlung in München und begann dort Lesungen zu veranstalten. Mit Schließung der Buchhandlung gründete sie 1994 einen gleichnamigen Verein, setzte die Veranstaltungstätigkeit fort und widmete sich dem Ausbau einer Bibliothek internationaler Lyrik. 2003 errichtete Ursula Haeusgen die Stiftung Lyrik Kabinett, die seitdem alle Aktivitäten des Lyrik Kabinetts trägt und deren Vorstandsvorsitzende sie bis zu ihrem Tod war.
Über mehr als drei Jahrzehnte wuchs das Lyrik Kabinett nicht nur zu einer der größten und bedeutendsten Lyrik-Bibliotheken Europas heran, sondern entwickelte sich auch zu einem einzigartigen Forum für Menschen, die Lyrik schätzen und sich mit ihr auseinandersetzen, egal aus welcher Perspektive.
Für ihr Wirken wurde Ursula Haeusgen vielfach ausgezeichnet. Sie war Ehrensenatorin der Ludwig-Maximilians-Universität München. Verliehen wurden ihr das Bundesverdienstkreuz am Bande, der Bayerische Verdienstorden, die Auszeichnung Pro meritis scientiae et litterarum, der Schwabinger Kunstpreis, der Horst-Bienek-Preis sowie der Maecenas-Preis des Arbeitskreises selbständiger Kultur-Institute.
Ursula Haeusgen war Lyrik-Leserin aus Leidenschaft. Sie war Mäzenin und förderte Dichterinnen und Dichter und ihr Werk auf vielfältige Weise. Sie hat mit Weitblick dafür gesorgt, dass ihre Liebe zur Poesie durch die Stiftung Lyrik Kabinett weiterleben kann, und sie hat viele Menschen für ihr Anliegen gewinnen können.
Wir, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Mitglieder des Vorstands und des Kuratoriums der Stiftung Lyrik Kabinett, sind tieftraurig. Wir werden die Arbeit in Ursula Haeusgens Sinn fortsetzen und ihre Begeisterung für die Dichtung weitertragen.
Foto von Ursula Haeusgen (c) Markus Sippl