Als Huang-Po, der grosse Zen-Meister, zurückgekehrt vom Pilzesammeln am Berge Ta-Hsiung, unter der Pappelfeige in seinem Garten meditierte, seinen Kopf an eine der vorstehenden Luftwurzeln gelehnt, hörte er plötzlich ein Krabbeln neben seinem Ohr. Verwundert drehte er den Kopf und sah eine Ratte, die auf der Wurzel hochgeklettert war. Die Ratte trug eine schwere Goldkette um den Hals. «Was willst du?», fragte der Meister. «Ich bin der König der Ratten», piepste das Tier. «So, so», brummte der Meister und lehnte seinen Kopf wieder an die Wurzel, so dass der Rattenkönig ein Stück hinunter krabbeln musste, wollte er Huang-Po nicht als Kissen dienen.

«Ich bitte um deinen Rat, o weiser Meister», piepste der Rattenkönig, «denn das kommende Jahr wird nach mir benannt werden. Was soll ich in meiner Regierungszeit über das Schicksal der Menschen in den Mittelpunkt stellen, damit sie unter meinem Einfluss möglichst erfolgreich und glücklich werden».

Eine Weile schwieg Huang-Po. Dann drehte er den Kopf, schaute zum König hinunter, ergriff seine Goldkette, wog sie in der Hand und sagte: «Lass deine Leute Altmetall sammeln.»
Dann liess er die Kette wieder los, lehnte sich an seine Wurzel und meditierte weiter.

Aus: Koans des Meister Huang-Po