Rezension 2011
Mathias Klammer, Der Minimalismus der Dinge. Roman
Gosau, Salzburg, Wien: Arovell 2011, 153 S.
Mathias Klammer, geboren 1988 in Osttirol, legt seinen ersten Roman vor.
Der Titel „Der Minimalismus der Dinge“ ist eigentlich irreführend, denn es geht im Text um die großen Themen der Literatur, um Liebe und Tod. Die Leser erfahren vom Ich-Erzähler vorerst kaum das Nötigste. Nur langsam kristallisieren sich die fünf Figuren und ihre Geschichten heraus. Den besonders zu Beginn nur spärlich vorhandenen Leitfaden kontrastiert ein Überangebot an Belehrung in den eingefügten Motti wie beispielsweise: „Eine Mücke im Auge kann auch einen Elefanten zum Weinen bringen“ (S. 141) oder auch an Zwischenüberschriften wie „Eine Erinnerung“. Auf ihrer Suche nach Liebe stolpern Paul, Marian, Jonas, Otto und Anna über den Lebensfaden des jeweils anderen. Die Unfähigkeit miteinander zu reden oder gar miteinander zu leben, endet im Roman für die meisten tödlich. In den Passagen, wo sich der Autor mit den Erinnerungen an die Großmutter und mit den Erlebnissen um eine alte Frau beschäftigt, die von Jonas gepflegt wird,, ist der Text poetisch, er ist stimmig: „Großmutter sitzt auf dem Stuhl, wippt vor und zurück. Die beiden Stricknadeln stoßen aneinander, rhythmisch, im Takt. Ich kauere auf dem Boden neben ihr, der Fernseher läuft. Mutter und Vater, nicht anwesend.“ (S. 51) Die Ellipse unterstützt den Eindruck beim Leser, es handle sich hier um eine Bestandsaufnahme. Zur Verknappung greift Mathias Klammer häufig, nicht immer ist diese Wahl eine glückliche: „Ich setze mich hin, wasche den Schmutz ab. Das prasselnde Wasser, mich von ihm befreit.“ (S. 46)
Um es mit den Worten Ludwig von Fickers zu sagen: „ein weidlich ungekämmtes und sozusagen stichelhaariges Talent“ (Ficker 1910 über Franz Alfons Helmer, einen anderen Osttiroler Schriftsteller).
Barbara Hoiß, Anton Unterkircher