Monthly Archive for Januar, 2008

Amazon als Turing-Maschine

Ein sehr beliebtes Thema in der Science-Fiction-Literatur ist der Turing-Test und die damit verbundene Frage, wie man prinzipiell zwischen menschlicher und nicht-menschlicher Intelligenz unterscheiden kann. Ich denke zum Beispiel an Nell, die Protagonistin von Neal Stephensons “The Diamond Age”, die im Schloss Turing gefangen ist und herausfinden muss, ob ihr Widersacher, der “Duke of Turing” Mensch oder Maschine ist. Schließlich kommt sie durch die Unfähigkeit, des Herzogs, zwischen den Zeilen ihrer Botschaften zu lesen, zum Ergebnis, dass sie es nur mit einer pseudointelligenten Maschine zu tun hat: “a Turing machine, no matter how complex, was not human. It had no soul. It could not do what a human did”.

Auch im Internet kann man immer wieder auf Situationen stoßen, in denen nicht klar ist, ob eine Information menschlichen oder maschinellen Ursprungs ist. Ein aktuelles Beispiel: Betrachtet man auf der Seite von Amazon Bücher aus der aktuellen Topliste des Time-Magazine (vgl. auch die ausführliche Darstellung in der Wissenswerkstatt), dann sieht man in den Empfehlungen jeweils andere Werke aus dieser Liste, die jedoch thematisch mit dem jeweiligen Buch nicht viel zu tun haben. So empfiehlt Amazon mir zusammen mit der wissenschaftlichen Dystopie “The World Without Us” auch die Steve Martin-Biographie “Born Standing Up” zu erwerben. Und Alex Ross Darstellung der modernen Musik “The Rest Is Noise” wird gekoppelt dem Buch “The Nine: Inside the Secret World of the Supreme Court” von Jeffrey Toobin. Diese Bücher verbindet nur ihr Auftauchen in der Times-Liste.

amazon.png

Sind diese Verbindungen das Ergebnis der Arbeit eines echten Menschen, der die Times-Liste gelesen hat und dementsprechend die Amazon-Empfehlungen händisch in das System einträgt (auf dem DLD wurde schließlich auch das, allerdings von Marissa Meyer dementierte, Gerücht geäußert, Google bessere die Suchergebnisse per Hand nach)? Oder werden die Empfehlungen pseudointelligent-maschinell errechnet – auf Grundlage von einer hinreichend großen Menschenzahl, die ihre Privatbibliothek mit den Empfehlungen des Times-Magazine auffüllen? Oder ist die Unterscheidung zwischen “echten Menschen” und “künstlichen Maschinen” altmodisch?



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    Wie sieht es aus mit der Web (2.0)-Tauglichkeit der großen Markt- und Medienforschungsinstitute? Man dürfte eigentlich meinen, dass hier mustergültig alle Techniken eingesetzt werden, die den Zugang zu den angebotenen Informationen erleichtern (vgl. auch das inflationär verwendete Stichwort “Google for Information”), die Verständnis und Einprägsamkeit der Informationen stützen und vielleicht sogar (Corporate Weblog) neue reziproke Kommunikationswege zwischen Unternehmen und Nutzern schaffen. Im Moment sieht es hier allerdings düster aus.

    Ich habe mir für die folgende Tabelle einmal die News-, Nachrichten- bzw. Pressemitteilungsseite einiger großen Institute, die immer wieder Zahlen über Internet und das Web 2.0 publizieren angesehen und miteinander verglichen. Dabei habe ich darauf geachtet:

    • Kann man sich per RSS über neue Studien, Nachrichten aus dem Haus etc. informieren lassen? (Hierzu ein kurzes Zitat aus Christianes 10 Thesen zur Zukunft der Medien: “Ein weiterer Beschleuniger sind Dienste, die Nutzer und Leser dazu befähigen, sich auf ihre Interessen maßgeschneiderte Angebote zusammenzustellen. Die Stichworte hier: RSS und Aggregation.”)
    • Gibt es alternativ einen klassischen Newsletter?
    • Kommunizieren Mitarbeiter per Corporate Weblog mit den Nutzern?
    • Kann man sich die Berichte als PDF-Dokument (also mit Tabellen, Abbildungen etc.) herunterladen?
    • Besteht die Möglichkeit, sich fertige Charts, z.B. für Powerpoint, herunterzuladen?
    • Wird ein persönlicher Ansprechpartner genannt?
    • Werden die Texte durch multimediale Inhalte ergänzt?
    • Gibt es einen Zugang zu den Datensätzen?


    RSS?News-
    letter?
    Web-
    log?
    PDF?Charts?Persönlicher Kontakt?Multi
    media?
    Daten
    sätze?
    TNS Infratest (de)neinjaneinjajajaneinnein
    TNS Emnid (de)neinneinneinjaneinjaneinnein
    Nielsen Media Research (de)neinneinneinjaneinjaneinnein
    IfD Allensbach (de)neinneinneinjaneinneinneinnein
    GfK (de)neinneinneinjaneinjaneinnein
    Ipsos (de)neinjaneinjaneinjaneinnein
    synovate (de)janeinneinjaneinjaneinnein
    Psyma (de)neinneinneinneinneinjaneinnein
    PEW / Internet (us)janeinjajajaneinja (Video)ja (SPSS, Crosstabs, Fragebogen)

    Damit die Bilanz nicht allzu düster ausfällt, habe ich noch das in dieser Hinsicht vorbildliche PEW-Internetprojekt mit hinzu genommen. Weitere Punkte, die ich ebenfalls hätte aufführen können, die aber nur negative Einträge produziert hätten, wären z.B.:

    • Gibt es eine Möglichkeit, die Informationen in social bookmarking-Dienste einzuspeisen? (Dazu wieder Christiane: “Veröffentlichte Inhalte können über Werkzeuge, die die Struktur von Linknetzwerken intelligent auswerten, leichter gefunden werden. Dazu gehören nicht nur Suchmaschinen, sondern auch Tagging-Dienste wie Social-Bookmarking-Dienste.”)
    • Kann man die Inhalte bequem mit wenigen Mausklicks in eigene Veröffentlichungen (z.B. Weblogs) einbinden?
    • Können die Nutzer Informationen kommentieren, bewerten?
    • Gibt es intelligente Empfehlungsalgorithmen à la “Nutzer, die diesen Bericht gelesen haben, interessierten sich auch für …”?

    Natürlich ist nicht immer und für jeden alles sinnvoll. Aber ein bisschen mehr Webtauglichkeit würde ich mir doch wünschen.

    Welche Markt- und Medienforschungsinstitute in Deutschland (oder international) müssen noch in die Liste? Gibt es weitere Musterschüler?



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    Ein neues Feature der metaroll steht zum Testen bereit: das metablog. Worum geht’s? Ganz einfach: Jedes Blog, das in der metaroll vertreten ist, hat nun eine eigene kleine microsite, auf der alle wichtigen Informationen stehen. Man kann dort sehen, welche Blogs mit diesem Blog “verwandt” sind (also häufig zusammen in Blogrolls auftauchen) sowie, welche anderen Blogs dieses Blog in ihrer Blogroll abgespeichert haben. Man kann auf diese Weise von einer metablog-Seite zur nächsten surfen und – denn darum geht es bei der ganzen Sache – hin und wieder auf spannende Blogs stoßen, die man noch nicht gekannt hat. Viel Spaß damit! Wie immer warte ich gespannt auf eure Kommentare.

    Hier entlang zum Testen.



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    Ein Begriff ist auf der DLD-Konferenz immer wieder in allen möglichen Kontexten bemüht worden: das Genom bzw. die DNA. Dass dieser Begriff in dem von Joshua Brockman moderierten Gespräch zwischen Richard Dawkins und Craig Venter immer wieder auftauchte, ist selbstverständlich nicht weiter erstaunlich. Auch in der Präsentation des sehr umstrittenen Startups 23andme geht es nicht um das metaphorische, sondern das tatsächliche Erbgut. Aber auch in den anderen Panels, in ganz anderen Kontexten wurde immer wieder davon gesprochen. So versucht zum Beispiel imagini, deren Gründer Alex Willcock trotz aller technischen Probleme einen klasse Auftritt hatte, die visuelle DNA der Nutzer herauszufinden, um darauf basierend präzise Kaufempfehlungen abgeben zu können.

    Nachdem ich jetzt auch im Programm der Messe “Madrid Fusion” einen Hinweis auf “the contemporary cuisine’s genome in the western countries” entdeckt habe, frage ich mich: Wird das Genom zur nächsten Leitmetapher? Wie lange wird es dauern, bis es tatsächlich eine MyGenome-Anwendung für Facebook gibt?

    Wohlgemerkt: es geht hier nicht mehr um einzelne “Meme” oder “Gene”, die auf eine Information verweisen, die zwischen verschiedenen Knoten eines Netzwerkes transportiert werden und in unterschiedliche Kontexte “eingebaut” werden können, sondern um das Ganze. Um die Identifikation eines Individuums über seine individuelle Kombination von Merkmalen wie zum Beispiel Präferenzen für bestimmte visuelle Ausdrucksformen bei imagini.



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    Die PR-Firma Edelman hat im Vorfeld des Weltwirtschaftsforums 3.100 Vertreter der sogenannten “Meinungsführer”, also wohlhabende, wohlinformierte Personen mit Hochschulabschluss aus 18 Ländern gefragt, welchen Institutionen sie am meisten Vertrauen schenken. Die überwiegende (58 Prozent) Antwort lautete: der Wirtschaft. Noch vor den Medien oder der Regierung. Nur Nichtregierungsorganisationen konnten auf dem “Vertrauensbarometer” einen vergleichbaren hohen Stand erreichen. Bei den 25-34-Jährigen ist der Unterschied zwischen Wirtschaft und Regierung noch stärker ausgeprägt.

    Für mich noch spannender ist das Ergebnis, dass die offene Frage nach der vertrauenswürdigsten Quelle für Unternehmensinformationen über die Hälfte der Befragten Wikipedia genannt haben. Damit steht das Web 2.0-Vorzeigeprojekt vor klassischen Informationsquellen wie Fernsehen, Radio, Blogs oder digitalen sozialen Netzwerken. Ganz zu schweigen von den Unternehmenssprechern oder CEOs selbst – das wird das Davoser Publikum besonders freuen. Nur Wirtschaftsmagazine kommen auf höhere Werte als Wikipedia. Leider gibt’s noch keine Details der Studie, die in Davos vorgestellt werden soll. Dank Thomas Pleils Hinweis konnte ich mir nun auch schon die PDF-Zusammenfassung der Studie ansehen. Darin gibt es auch noch weitere spannende Ergebnisse zur Mediennutzung von Entscheidungsträgern, zum Beispiel über die schwindende Bedeutung von Printzeitungen bei den Jüngeren:

    Thirty-five-to-64-year-olds are more likely to read a newspaper in print format (44%) than in electronic format (21%) while their younger counterparts are shifting more toward online news consumption (35% print vs. 30% electronic).

    Oder über das besonders hohe Wikipedia- und Forumvertrauen der Deutschen:

    German opinion elites have highest use of online message boards (39%) and free content encyclopedias like Wikipedia (46%) than in any country surveyed.

    Mich würde besonders die Frage interessieren: Was macht Wikipedia so vertrauenswürdig? Die Tatsache, dass hier die Stimme des Volkes spricht, wie Richard Edelman das vermutet? Oder haben die Meinungsführer selbst schon in der Wikipedia mitgeschrieben und fühlen sich deshalb davon besonders angesprochen (Konsens durch Beteiligung)? Ist es das Image als non-profit-Projekt? Oder gar die Person Jimmy Wales? Seit seinem äußerst unterhaltsamen Streitgespräch mit dem wenig überzeugenden Mahalo-Gründer Jason Calacanis auf der DLD halte ich den letzten Punkt für gar nicht so abwegig.


    Link: sevenload.com

    Über die Debatte Calacanis vs. Wales (vs. Marissa Meyer) berichten auch:



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    Manchmal erwecken praktisch angewandte Onlinewerbeformen schon den Eindruck, als wolle man es jedem Recht machen. In einem Artikel über eine BMW M5-Testfahrt taucht dann schon einmal rechts daneben eine Audiwerbung auf und unten links eine Werbung für ein Bluetoothset für den Ford Fiesta:

    fg1.png

    Lässt sich das noch toppen? Na klar. Ganz oben wird auch noch der VW Polo beworben. Irgendeine Marke wird der Leser schon mögen.

    fg2.png

    Hatte ich nicht auf dem DLD etwas von den Platzierungsprobleme von Onlinewerbung gehört?



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    Eines der Hauptargumente, warum Arbeitgeber ihren Mitarbeitern den Zugang von sozialen Netzwerkplattformen verbieten, ist die Befürchtung, sie würden dadurch von ihrer eigentlichen Arbeit abgelenkt beziehungsweise sie würden durch die Zeit, die sie auf diesen Seiten verbringen, nicht mehr so viel Arbeit erledigen wie zuvor. Um welche Seiten geht es dabei? Die Liste, die in einer aktuellen Befragung von 430 PR-Angestellten zustande kam, ergibt eine schöne Momentaufnahme des social web:

    * Facebook
    * MySpace
    * YouTube
    * Flickr
    * Twitter
    * Squidoo
    * Second Life
    * Blogs
    * Podcasts
    * Video-sharing sites
    * Anything streaming
    * Almost everything. I work for the military. It’s considered a threat.
    * EVERYTHING!

    Deutlich wurde in der Umfrage, dass es meistens nicht um technische Probleme geht (zum Beispiel den hohen Traffic durch das Streamen von Videos, den das US-Verteidigungsministerium als Grund für die Sperrung der Web 2.0-Seiten angegeben hatte), sondern um die Kontrolle der Mitarbeiter.

    Doch ist die Frage, inwiefern die Nutzen hier die Kosten aufwiegen können, denn mit dem Verbot bestimmter Webangebote setzen die Arbeitgeber nicht nur das Engagement und Commitment ihrer Mitarbeiter aufs Spiel, sondern verpassen womöglich Chancen, diese Netzwerke und Plattformen für die Unternehmenszwecke produktiv einzusetzen. Der PR-Blogger Hans Kullin hat im Rahmen der Studie “BlogSweden 3″ – so einer Art “Wie ich blogge?!” auf Schwedisch (hier die Ergebnisse der Vorjahresstudie) – 747 Blogger gefragt, warum sie Mitglied einer sozialen Netzwerkplattform sind. Dabei ergaben sich zahlreiche Motive, die durchaus im Sinne eines Unternehmens sein könnten:

    * 61.6 said “as a way to stay in touch with former colleagues, classmates or suchlike”
    * 54.1% said “to use as a common channel in which to communicate with friends/colleagues”
    * 31.3% said “to network”
    * 18.7% said “to connect with others in my profession”

    Sehr viel sinnvoller als ein Totalverbot des Web 2.0 erscheint mir a) die Ausarbeitung einer Web 2.0-Strategie, b) die Schulung der Mitarbeiter im verantwortungsvollen Umgang mit Web 2.0-Seiten sowie womöglich c) die Einrichtung von Web 2.0-Angeboten im Intranet.

    Außerdem setzt das Netzwerkverbot in Unternehmen eine klassische Trennung von Arbeitszeit vs. Privatleben voraus, die gerade in den wissensbasierten Berufen schlicht nicht mehr gegeben ist (“flexible Work-Life-Balance”). Dazu Shel Holtz von Stop Blocking:

    The replacement is the idea of work/life integration, which means that if you’re going to expect me to work while I’m at home then you damn well better be prepared to let me live a little bit of my life while I’m at work.



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    René Baron schreibt im Manager-Magazin über die Vision eines semantischen Web (Web 3.0), das Suchmaschinen wie Google überflüssig machen könnte. Statt umständlich einen Suchbegriff in ein Formularfeld einzutragen und dann tausende Treffer durchwühlen zu müssen, soll es in Zukunft möglich sein, z.B. dem eigenen Handy eine Frage zu stellen und dann die Antwort zu erhalten. Wie soll das funktionieren? Das Handy ist mit anderen Rechnern vernetzt, deren Wissensstrukturen aneinander angepasst sind – also ein gewaltiger Standardisierungsaufwand. Dadurch weiß das Handy, ob es gerade mit dem Rechner eines Zahnarzts spricht oder mit dem Server einer Bibliothek und zudem auch, welcher Art die gerade abgerufenen Informationen sind:

    Wenn es also gelingt, die Semantik von Texten, Bildern, Gesten und künstlerischen Darbietungen durch standardisierte Begriffe so zu formalisieren, dass die so gewonnenen Daten maschinenlesbar sind, dann könnte die Vision der Antwortmaschine Realität werden. Eine Suchmaschine wie Google wäre dann überflüssig. Der Nutzer stellt stattdessen einfach seinem Handy eine Frage und es antwortet, anstatt eine Liste von unzähligen Suchergebnissen anzubieten.

    Nur: wie soll das Handy denn an die Informationen kommen, wenn nicht über eine oder mehrere Suchmaschinen? Irgendwo muss die begriffliche Struktur schließlich gespeichert werden, die zur Grundlage der themenspezifischen Vernetzung verwendet wird.



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    scholarz.pngLiest sich schon einmal interessant, was die Mitarbeiter des Forschungsprojekts “Wissenschaftlich Arbeiten im Web 2.0″ (Projektleiter: Daniel Koch) an der Uni Würzburg alles vorhaben (via Schmidtmitdete):

    scholarz.net” nennen wir unsere eigens programmierte Online-Software für wissenschaftliches Arbeiten, die sich derzeit noch im Test befindet. Gereift im Zuge des Forschungsprojektes “Wissenschaftlich Arbeiten im Web 2.0? der Universität Würzburg basteln wir weiter an einem “Alleskönner” aus internetbasierter Literaturverwaltung, anspruchsvollem Wissensmanagement, Social Knowledge und Wissenschaftlernetzwerk.

    Momentan ist die Software allerdings noch nicht öffentlich zugänglich – ich würde mich natürlich sehr über eine Einladung zum Alphatest freuen -, aber gebloggt wird schon eifrig auf dem dazugehörigen Scholarz-Blog.

    Ich bin gespannt, wie es mit dem Projekt weitergeht, denn gerade in den Sozial- und Geisteswissenschaften sind Web2.0-Anwendungen noch nicht so besonders stark verbreitet – zumindest im Vergleich mit den Medienpädagogen und Kommunikationswissenschaftlern.

    Vor einiger Zeit hatte ich selbst einmal mit der Arbeit an einen Einführungstext zum Thema “Web 2.0 für Sozialwissenschaftler – Einsatzmöglichkeiten von Wikis, Weblogs und Social Bookmarking in Forschung und Lehre” (download als pdf) begonnen. Zwar ist der Text noch nicht ganz fertig, aber ich kann ihn ja trotzdem hier einmal zur Diskussion stellen. Ich bin gespannt auf eure Kommentare.



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    meister_des_frankfurter_paradiesgartleins_001.jpgGerade eben habe ich gelesen, dass sich Google, Plaxo und Facebook der DataPortability-Workgroup angeschlossen haben und somit vielleicht der walled garden-Charakter der digitalen sozialen Netzwerke (Kosmar nennt das ein “Datengrab“) bald der Vergangenheit angehören könnte. Worum geht es dieser Arbeitsgemeinschaft? Mit dem Slogan “Sharing is Caring” soll auf Grundlage bestehender Technologien und Standards wie OpenID, APML, Microformats, RDF, RSS, OPML und OAuth erreicht werden, dass beispielsweise die Daten zwischen sozialen Netzwerken wie Facebook, MySpace und Xing ausgetauscht werden können. Bislang war das nur schwer möglich.

    Für mich ist das nur eine folgerichtige Entwicklung, die bestehende Netzwerktechnologien näher an die immer wieder verwendete Community-Metapher heranführt. So kann man unterscheiden zwischen objektzentrierten und personenzentrierten Netzwerken. Bei objektzentrierten Netzwerken kann die Verbindung zwischen den Mitgliedern einer virtuellen Gemeinschaft auf Grundlage geteilter Objekte bestehen. Das kann das Abspeichern eines Hyperlinks sein oder die Leidenschaft für das Musikhören. Anders bei personenzentrierten Netzwerken, in denen Beziehungen zwischen Personen abgebildet werden, die ganz unterschiedlicher Art und Stärke sein können. Facebook-Mitglieder haben nicht sehr viel mehr gemeinsam als dass sie sich mit Hilfe dieser social software vernetzen. Dasselbe gilt für Xing-Nutzer.

    Da man aber die dort eingegebenen Personendaten und vor allem die dort abgespeicherten Verbindungen bislang nicht transportieren konnte, bestanden diese Verbindungen streng genommen nicht zwischen den Personen, sondern ihren jeweiligen Netzwerk-Avataren. Wenn Facebook-Bob mit Facebook-Anne verbunden ist, bedeutet das noch lange nicht, dass auch Xing-Bob und Xing-Anne eine Verbindung besitzen. De:bug fasst das schön knapp in der Formel zusammen: “Dein Social Graph war nie deiner”. Außerdem ist man in diesem Modell immer an das Wohlwollen des Anbieters gebunden, der jederzeit Personen sperren konnte wie jüngst Blogdampfinallengassen Robert Scoble.

    Genau an dieser Stelle greifen die oben erwähnten Standards ein, die für die Verwirklichung einer grundlegenden “Webdienste-Freiheit 0” sorgen könnten, also dafür, dass Daten portierbar werden und man – im Idealfall – mit wenigen Mausklicks seine soziale Umwelt, in der man sich in einem Netzwerk bewegt auch in anderen nachbauen kann. Hier kann man dann von tatsächlichen sozialen Beziehungen sprechen und in Folge auch von einer echten (plattformunabhängigen) Community. Mal sehen, was in der Praxis daraus wird und vor allem: welche Lösung die Anbieter von social networking für das Problem finden, dass mit der Transportabilität sozialer Beziehungen auch der Wert der von den Nutzern in der Software hinterlassenen Personendaten schwindet. Vielleicht erweist sich ja das targeted advertising als brauchbare alternative Monetarisierungsquelle.

    Andere zu diesem Thema:

    • Robert Basic packt die Problematik in eine Kaffeehausmetapher und stellt fest: “Sobald ich ein Cafe betrete, werde ich aufgefordert, andere User einzuladen. Wenn ich wieder rausgehe, kann ich meine Freunde nicht mitnehmen, die bleiben als Geiseln, damit ich wiederkomme, ja oft und lange wiederkomme.”
    • Thomas Pleil hält für möglich, dass Facebook und Google der Arbeitsgemeinschaft vor allem deshalb beigetreten sind, um sich auf dem Laufenden zu halten, was zu diesem Thema so alles diskutiert wird. Außerdem ist Datenportabilität nur dann sinnvoll, wenn sich die Netzwerke tatsächlich voneinander unterscheiden.
    • Ähnlich sieht das auch Uli Kutting, der einen Wandel von “SNs (Social Networks)” zu “SINs (Special Interest Networks)” sieht.

    (Abbildung: Das Paradiesgärtlein, Maria im beschlossenen Garten mit Heiligen, um 1410)



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