Beiträge vom März, 2012

Fundstück zum Wochenende: Video “Geh deinen Weg – EDEKA-Song” mit Fremdschäm-Faktor

Samstag, 31. März 2012 10:00

Im Sommer letzten Jahres hat BMW ja mit seinem “BMW Praktikum Rap-Video” für eine muntere Diskussion in der Suppe gesorgt. Die Meinungen darüber gingen durchaus auseinander und reichten von “eher wohlwollend” (ja, das kann Henner auch ;-)) bis “geht gar nicht” (Wollmilchsau). Jetzt ist mir vor ein paar Tagen ein in eine ähnliche Richtung gehendes Video von EDEKA in die Hände gefallen.

Bei dem Video “Praktikum bei EDEKA” handelt es sich um ein Kreativprojekt der Azubis bei EDEKA Kaufmann Schuler in der Nähe von Fürth, das im Rahmen der Ausbildung produziert wurde. Die Auszubildenden sind bei der Erstellung von “Geh deinen Weg – EDEKA Song” sowohl von Herrn Schuler als auch von der EDEKA Regionalgesellschaft Nordbayern-Sachsen-Thüringen unterstützt worden.

Hmm, naja. Ich möchte an dieser Stelle eigentlich keine wirkliche Wertung vornehmen, dazu kann sich jeder Betrachter seine Meinung selber bilden. Ich kann mir nur nicht helfen, ich hatte beim Ansehen eine durchgehend sehr ausgeprägte “Fremdscham” – einen Eindruck, den ich offenbar mit der Mehrheit der Betrachter teile (gut 60% dislikes bei Youtube). Und auch finde ich leider im ganzen Video kein wirkliches Argument, warum denn nun ein Praktikum bei EDEKA nicht uncool sein soll. Auf der anderen Seite ist derartiges Engagement natürlich grundsätzlich immer erst einmal begrüßenswert (auch wenn der Output nachher eher “geht so” ist…) und die virale Verbreitung kann insbesondere durch ein gerüttet Maß an Peinlichkeit natürlich stark erhöht werden. Das EDEKA Video (wohlgemerkt EINES EDEKA-Händlers…) bringt es inzwischen auf satte 255.000 Aufrufe bei Youtube, was wirklich substantiell ist.

Hier also das Corpus delicti. Ein jeder bilde sich seine Meinung…

Thema: Ausbildung, Berufsorientierung, Karriere bei LUNAR, Social Media HR | Kommentare (1)

Interview mit OTTO Personalmarketing-Leiterin Sonja Königsberg über die Erfahrungen von OTTO mit webbasierten Videointerviews

Donnerstag, 29. März 2012 11:31

Ich habe das Thema „webbasierte Videointerviews“ ja schon mehrfach bei mir im Blog verarbeitet (der aktuellste Beitrag über viasto liegt ja gerade ein paar Tage zurück)). Ich persönlich glaube, dass der Einsatz dieses Instruments in drei bis fünf Jahren etwa so selbstverständlich sein wird wie der Einsatz von eAssessments (also Online-Tests) heute oder der Einsatz von formularbasierten Online-Bewerbungen es drei bis fünf Jahren war. Also: Es wird kommen aber aktuell ist es schon noch eher exotisch. Wirklich belastbare Erfahrungswerte dürfte es aus meiner Sicht nur bei Otto geben, weil dort das Thema am konsequentesten vorangetrieben wurde. Deshalb freue ich mich sehr, dass Sonja Königsberg mir für ein Interview Rede und Antwort gestanden hat und uns Einblicke in die bei Otto gemachten Erfahrungen gibt.

Los geht´s!

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Hallo Sonja,
toll, dass das mit dem Interview klappt! Ich habe mich in letzter Zeit häufiger dem Thema Videointerviews über das Internet gewidmet. Für viele ist das ja noch sehr exotisch. Für Otto wie ich weiß fast schon Alltag. Wie setzt Ihr Videointerviews im Rahmen der Rekrutierung ein?

Wir ersetzen damit vor allem bei Kandidaten, die nicht unmittelbar aus Hamburg und Umgebung kommen, das Erstgespräch – selbstverständlich auf freiwilliger Basis.

Das klingt so als wenn webbasierte Videointerviews bei Euch ja wirklich fest in die Standardprozesse eingebunden sind. Was war der Treiber hinter dieser Entwicklung? Wolltet Ihr Zeit sparen? Oder Geld? Oder beides?

Ausgeprägter Wettbewerbsdruck, der demografische Wandel und damit einhergehend der Fachkräftemangel in Deutschland sorgen dafür, dass wir unser Personal sowohl deutschlandweit als auch auf internationalen Arbeitsmärkten suchen. Da liegt es nahe, auch das World Wide Web dafür zu nutzen.

Das Videointerview spart den Bewerbern vor allem die Reisezeit zu uns, denn das kann ja mitunter sogar ein ganzer Urlaubstag sein, wenn der Kandidat zum Beispiel aus dem Süden oder aus dem Ausland kommt. Über das Videointerview kann das erste Gespräch mit dem zuständigen Personalreferenten bequem in der Mittagspause oder nach Feierabend von zu Hause aus geführt werden. Der Dialog zwischen Kandidat und Recruiter kann so meist viel schneller aufgenommen werden. Erst das Zweitgespräch findet dann bei uns am Standort statt.

Darüber hinaus trägt das Videointerview als kleinen Nebeneffekt auch noch zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes bei – ein erklärtes Ziel der gesamten Unternehmensgruppe.

Wir wissen aus dem Bereich Online-Assessment, dass die Durchführung über das Internet nicht nur eine Reihe von Vorteilen für das Unternehmen bietet, sondern auch und vor allem für den Bewerber – Stichworte: Bequeme Durchführung von zu Hause, eigenes Umfeld, kein Reisestress etc. Kannst du das auch für Videointerviews bestätigen? Schmeckt der Köder auch dem Fisch…?

Ja, wenn man das so sagen möchte…. Die Bewerber, die sich für eine Vakanz bei Otto interessieren, reagieren sehr positiv auf die Möglichkeit des Videointerviews. Das Angebot wird von allen Bewerbergruppen, ob Azubi, Berufseinsteiger oder Berufserfahrene aber auch von Führungskräften höherer Hierarchiestufen gern angenommen. Alter oder die Fachrichtung spielen übrigens keine Rolle.

Wie sind denn die technischen Anforderungen für den Kandidaten? Ich meine sowohl was das Handling angeht, aber auch bzgl. der Hardware. Es hat ja nicht jeder zwingend ein Headset und eine Webcam?

Wenn ein Bewerber nicht über die nötige technische Ausstattung – also Webcam und Headset – verfügen sollte, bekommt er diese von uns kostenlos zur Verfügung gestellt. Er darf das Equipment anschließend auch behalten. Eine DSL-Verbindung ist allerdings die technische Grundvoraussetzung. Wenn diese nicht vorhanden ist, laden wir den Bewerber ganz klassisch zum Gespräch zu uns nach Hamburg ein.

Ihr setzt meines Wissens Skype ein, oder? Funktioniert das reibungslos? Und hattet Ihr dabei Themen wie „sichere Datenübertragung“, „Datenschutz“ etc. zu klären?

Ja, wir setzen dabei auf Skype. Wenn ein Kandidat noch kein Skype-Profil hat, so sollte er sich eines anlegen. Das ist aber ist einigen wenigen Klicks möglich und zudem ja auch kostenfrei.

Die Technik funktioniert im Grunde reibungslos. Es kann aber schon mal vorkommen, dass es Störungen bei der Übertragung gibt, so dass Ton- oder Bild leicht verzerrt zu hören bzw. zu sehen sind. Aber das dauert meist nur ein paar Minuten, bevor sich dann alles wieder stabilisiert.

Wir stellen sicher, dass die Gespräche auf unserer Seite nicht mitgeschnitten und archiviert noch fremd abgehört werden können. Dies war Grundvoraussetzung dafür, die Videointerviews überhaupt anbieten zu können.

War für die Einführung von Videointerviews eine Betriebsvereinbarung nötig?

Nein, eine Betriebsvereinbarung war dafür nicht nötig. Wir haben uns aber eng mit unserem Betriebsrat abgestimmt.

Eure Interviews sind „live“, d.h. auf beiden Seiten sitzen Menschen, die ein Gespräch führen. Das bedeutet zwar ein „realeres“ Gesprächserlebnis, bedeutet aber auch, dass auf Unternehmensseite immer eine Person für die Dauer des Gesprächs gebunden ist, dass Ihr Termine koordinieren müsst und dass das Gespräch sofort während der Durchführung bewertet werden muss, weil es kein Recording gibt. Warum setzt Ihr kein zeitversetzt funktionierendes Instrument wie z.B. Interlounge oder viasto ein?

Ein Recording gibt es ja auch bei klassischen Bewerbungsgesprächen hier vor Ort  nicht. Das wäre aus Datenschutzgründen auch gar nicht gestattet. Deswegen kommen Instrumente, die Gespräche mitschneiden könnten, für uns auch nicht in Betracht.

Und auch wenn das Gespräch in der Otto Zentrale stattfindet, wäre vorher ja eine Terminkoordination erforderlich, ein Besprechungsraum müsste zum Beispiel gebucht werden und der Recruiter wäre für die Dauer des Gesprächs ebenso gebunden. Insofern unterscheiden sich ein Videointerview und die anschließende Bewertung kaum vom einem „klassischen Gespräch“.

Das Videointerview bietet sogar oft den Vorteil, dass beiden Gesprächspartner schneller den Dialog aufnehmen können, da wie schon gesagt, die Reisezeit wegfällt.

Sonja, ich danke dir vielmals für das Gespräch! Es zeigt sich einmal mehr, dass Otto im Recruiting und Employer Branding Schrittmacher vieler Entwicklungen ist. Macht weiter so!

Thema: Ausbildung, eAssessment, eRecruiting | Kommentare (0)

Copytest in Echtzeit – Facebook App “Karrierelift” als virtuelle Arbeitsprobe plus innovativen eRecruiting Ansatz

Montag, 26. März 2012 13:46

Ein kreatives Tool des E-Recruitings hat sich die Werbeagentur Neues aus Hamburg ausgedacht. In der Facebook App Karrierelift betritt man virtuell den Fahrstuhl der Agentur. Auf dem Weg in die Chefetage löst man 5 verschiedene Aufgaben. Diese drehen sich um Einfallsreichtum und Kreativität. Zu Beginn trifft man auf die neugierige Putzfrau, die einem in herrlichstem Hamburgerisch um einen Slogan für die Reinigungsfirma bittet.

In der nächsten Etage steigt ein Fahrradkurier zu und klagt über schlechte Aufträge. Hier soll man sich eine Promotion-Aktion ausdenken.

Ein weiterer Mitfahrer ist ein Elvis-Imitator, der die Fahrstuhlmusik nicht ertragen kann und einen animiert, einen neuen Song zu texten. Ein Pizzalieferant steigt ebenfalls zu und zeigt einem ein neues Video auf seinem Handy. Hier soll man ein Video verlinken, welches man in letzter Zeit öfter verschickt hat. Zu guter Letzt bleibt der Fahrstuhl stecken und der Techniker fordert einen triftigen Grund, warum er gerade dich befreien sollte.

In der Chefetage angekommen lernt man die Geschäftsführer kennen und bekommt die Möglichkeit, seine Kontaktdaten anzugeben sowie ein pdf Dokument hoch zuladen.

Ich finde dieses interaktive Tool durchaus gelungen. Der User setzt sich spielerisch mit Arbeitsinhalten einer Werbeagentur auseinander und lernt die beiden Geschäftsführer kennen. Somit kann er zum einen abwägen, ob er Lust in der Werbung zu arbeiten und sich mit ähnlichen Inhalten auseinander zu setzen. Auch wenn man nicht wirklich ernstgemeint mitmacht, ist die Applikation kurzweilig und macht durchaus Spaß. Natürlich sind die während der Fahrstuhlfahrt verfassten Texte und Ideen keine vollwertige Arbeitsprobe, aber definitiv mehr als sich nur eine “hypothetische Auseinandersetzung”. Statt “wie würdest du” heißt es hier nämlich: “bitte machen”.

Auch finde ich es sehr sympathisch, dass die App keinerlei Daten aus meinem Facebook-Profil ausliest. Die diesbzgl. Frage vor Start ist für mich regelmäßig ein Abbruchkriterium. Was mir allerdings fehlt ist die Möglichkeit, die App oder Inhalte daraus direkt über Facebook viral zu verbreiten (wie das bspw. bei der Unilever Applikation “Could it be U?” der Fall ist). Und es wurde die Möglichkeit vergeben, die Finbarkeit über eine sprechende URL zu verbessern. Statt also z.B. http://apps.facebook.com/karrierelift ist die App zu finden unter http://apps.facebook.com/322708151079787, nicht wirklich intuitiv…

Wie erfolgreich die App ist, kann ich nicht abschließend sagen. Facebook nennt über die Suche 500 monatliche Nutzer. Das wäre dann sicherlich ein Erfolg für eine junge und noch nicht soo große Agentur…

Thema: Berufsorientierung, eAssessment, Employer Branding, SelfAssessment, Social Media HR, Unilever Karriere | Kommentare (0)

Videointerviews in der Personalauswahl – ein Selbstversuch mit der viasto interview suite

Samstag, 24. März 2012 9:30

Jetzt hat es doch länger gedauert… Vor knapp fünf Wochen hat Johanna Bäumer von Viasto in einem Gastbeitrag hier im Blog die viasto interview suite vorgestellt – eine webbasierte Lösung zur Durchführung von zeitversetzten Videointerviews in der Personalauswahl. Ich hatte seinerzeit versprochen, einen persönlichen Erfahrungsbericht nachzuschieben. Nun, in den letzten Wochen war soviel los, dass ich mit dem bloggen einfach fast gar nicht hinterhergekommen bin, allein im März sind bislang schon zehn Artikel erschienen. Doch aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben, also komme ich meinem Versprechen hiermit nach.

Videointerviews. Ich halte diese wie gesagt sinnlogisch für die nächste Evolutionsstufe des eRecruitings, weil darüber über das Internet ein weiterer Bereich vorauswahlrelevanter Bewerbermerkmale besser ausgeleuchtet werden kann. Von daher prophezeihe ich dem Einsatz von Videointerviews über das Web eine ähnliche Entwicklung wie wir sie (am eigenen Leib…) bei Online-Testverfahren (“eAssessment”) über die letzten Jahre beobachten konnten.

Ganz soweit sind wir zwar noch nicht – außer OTTO ist mir kein Unternehmen bekannt, welches Videointerviews schon systematisch und vollumfänglich in die eigenen Recruitingprozesse eingebaut hat – aber ich denke, dass auch hier die gemachten und berichteten Erfahrungen der Pioniere dazu führen werden, dass sich das Thema auf breiterer Front durchsetzt.

Ich habe mich deshalb mal im Selbstversuch mit der viasto interview suite auseinandergesetzt. Hierbei habe ich in Personalunion einmal beide Perspektiven eingenommen. Die des rekrutierenden Unternehmens und die des Bewerbers:

Zunächst zur Bewerberperspektive. Ausgangssituation: Die Firma CYQUEST hat eine Vertriebsposition ausgeschrieben, der Kandidat Diercks hat sich beworben, die Bewerbung ist grundsätzlich in Betracht gezogen worden, sodass CYQUEST den Bewerber Diercks nun zu einem Videointerview eingeladen hat. Dieser folgt der Einladung und kommt auf eine persönliche Begrüßungsseite.

An dieser Stelle gibt es neben ein paar warmen Begrüßungsworten auch eine kurze Einführung, was einen als Kandidaten nun erwartet. Auch ganz schön: Zur Einstimmung kann hier ein Employer Branding Video des Unternehmens hinterlegt werden. Das kann aber natürlich eine persönliche Grußbotschaft des Unternehmens sein.

Um mir als Kandidat ein “Gesicht” zu geben, kann ich nun ein Foto von mir hochladen oder alternativ gleich mit der Webcam einen Schnappschuß von mir erstellen. Das ist insofern ganz schön, weil ich gleich sehen kann, ob  meine Webcam überhaupt Bilder produziert (was natürlich für die Durchführung von Videointerviews nicht soo schlecht ist…).

Konsequenterweise schließt sich darum auch nochmal ein richtiger Kameracheck an. In meinem Fall hat das Bild doch arg zu wünschen gelassen und große Artefakte produziert. Das ist wie mir viasto versichert hat zwar die absolute Ausnahme (was ich auch glaube – ich führe es eher darauf zurück, dass mir wg. eines parallel laufenden Backup- und Upload-Prozesses einfach Bandbreite gefehlt hat), aber natürlich eine Achillesferse von Videointerviews an sich, schließlich kann eine hinreichende Hardwareausstattung und Internetanbindung eines echten Kandidaten natürlich auch nicht per se als gegeben angenommen werden. Allen Skeptikern, die an dieser Stelle einhaken und wieder mal dazu neigen zu sagen “Siehst du, dann kann es ja nichts taugen”, sei allerdings durchaus empfohlen, sich erstmal bei den Kollegen von OTTO nach den gemachten Erfahrungen zu erkundigen… Wie wir aus dem Bereich Online-Assessment wissen, sind technische Hürden a) eine absolute Ausnahme und b) ein sich zudem im Zeitverlauf von allein reduzierendes Problem. Und durch den vorherigen Kameratest kann ich als Kandidat ja auch vor dem eigentlichen Interview feststellen, ob alles funktioniert oder nicht. Zu diesem Zeitpunkt ist ihm ja noch absolut kein Nachteil entstanden.

Nach dem Kameratest geht es dann los. Ich bekomme die erste Frage des Videointerviews zu sehen. Wichtig: Diese Fragen sind vorab durch das Unternehmen eingestellt. D.h. es handelt sich nicht um ein Live-Interview, sondern ein zeitversetztes Interview. Das ist zum einen gut für das Unternehmen, weil kein Interviewer am anderen Ende der Leitung sitzen muss, beliebig viele Interviews parallel durchgeführt werden können und – das findet insbesondere der Diagnostiker natürlich gut – per Definition ein standardisiertes (weil für jeden Kandidaten gleiches) Interview durchgeführt wird. Das ist aber auch für den Kandidaten gut, weil er selbst entscheiden kann, wann und unter welchen Umständen er das Interview durchführen möchte. Insb. diese “Selbstbestimmtheit” ist – wie wir ebenfalls aus dem Bereich der Online-Testdurchführung wissen – extrem akzeptanzsteigernd.

Es gibt eine kurze Vorbereitungsphase auf die Frage und einen festen Zeitrahmen, in dem die Frage dann zu beantworten ist. Hat man das alles verstanden, drückt man auf Antwort starten und spricht vor “laufender” Kamera seine Antwort.

Zugegeben: Das ist etwas ungewohnt und definitiv nicht mit einem Live-Interview (auch nicht über das Telefon) vergleichbar, aber das gleiche galt bis vor ein paar Jahren auch für Online-Tests, die aufgrund ihrer Durchführung vor dem eigenen Rechner auch nicht 1:1 mit unter Beobachtung durchgeführten Pen&Paper Tests vergleichbar waren. Aber es sagt ja auch keiner, dass diese Form standardisierter, zeitversetzter Videointerviews, Live-Interviews (ob nun über Skype, übers Telefon oder von Angesicht zu Angesicht) ersetzen sollen. Es geht vielmehr darum, dass hierdurch auf ökonomische Weise von einer größeren Anzahl von Kandidaten Beobachtungseindrücke gesammelt werden können als dies ohne möglich wäre. Für Bewerber jedenfalls stellen solche Instrumente erfahrungsgemäß eine viel niedrigere Hürde dar, als man als Personaler oft befürchtet.

Nachdem man dann die fünf Fragen des Katalogs in Videoform beantwortet hat, ist man als Kandidat erstmal fertig, bekommt eine E-Mail und das Unternehmen ist am Zug.

Also: Perspektivenwechsel. Ab jetzt aus Recruitersicht.

Im Administrationsbackend kann ich als Recruiter diejenigen Kandidaten, die das Interview schon durchgeführt haben, sehen und aufrufen.

Ich kann mir dann die Videoantworten auf die Fragen (beliebig häufig) ansehen und einzeln bewerten. Für die Bewertung stehen mir sowohl ein Punktwert (1 bis 5 Sterne) sowie ein Textfeld zur Verfügung. Die Videointerviewes können dann auch an weitere Personen zur Begutachtung und Bewertung weitergeleitet werden (z.B. leitet der Recruiter die Videostatements nochmal an die Fachabteilung weiter, um deren Einschätzung einzuholen). Die Bewertung(en) zu den einzelnen Videosstatements können ferner in einer Gesamtübersicht eingesehen werden.

Insb. diese (rechtssichere) Archivierung der Videos unterscheidet den Einsatz einer zwar webbasierten aber im Kern “unternehmenseigenen” Lösung wie viasto schon vom Einsatz “freier” Tools wie Skype etc. Es gibt zwar natürlich auch Recordingtools für Skype aber es stellt sich neben Fragen der technischen und prozessualen Einbindung hier unter Umständen auch ein Datenschutzproblem – immerhin werden personenbezogene Bewerberdaten übermittelt.

Fazit: Videointerviews machen Sinn und werden sicherlich auf breiterer Fläche kommen. Im Moment ist das Thema noch eher exotisch und es gibt auch noch nicht allzuviele belastbare Erfahrungswerte dazu. Es sind auch noch weitere technische Schritte zu gehen, worunter mir insb. die Frage der (technischen) Anbindung an Bewerbermanagement-Systeme einfällt. Aber die ersten Schritte sind nicht mehr zu übersehen.

Thema: eAssessment, Employer Branding, eRecruiting | Kommentare (0)

Fundstück des Tages: Man nehme eine Website als Geisel und erpresse sich ein Vorstellungsgespräch

Donnerstag, 22. März 2012 13:10

Von Zeit zu Zeit zeigen wir ja unter der Rubrik “Fundstücke” amüsante Ideen rund um das Thema Bewerbung. Zuletzt ging es um das “schlechteste Recruitingvideo der Welt” von Twitter oder eine durchaus gelungene Stellenanzeige einer Hamburger Anwaltskanzlei. Heute geisterte dann das Beispiel “The Creative Ransom” durch die Twitter-Sphäre und das möchte ich meinen Lesern natürlich nicht vorenthalten. Man nehme einfach die Namen von Kreativchefs der Agenturen, bei denen man ein Interview möchte, sichere sich die entsprechende URL, schreibe einen Erpresserbrief (“Sie bekommen Ihren Namen zurück, wenn ich ein Job-Interview bekomme”) und schon läuft der Laden. Gute Idee. Was meint Ihr?Aktuell steht der Counter des Videos bei Youtube bei etwas über 72.000 Aufrufen. Wollen wir mal schauen, was zum Thema virale Verbreitung noch so geht…

Thema: eRecruiting | Kommentare (0)