ZVABlog

Direkt zum Inhalt springen

Zur ZVAB Startseite

Zentrales Verzeichnis Antiquarischer Bücher

Ré Soupault. Die Fotografin der magischen Sekunde

von zvab

Das Literaturhaus München zeigt ab dem 3.10.2007 eine große Gesamtschau der Fotografin Ré Soupault. Das fotografische Werk von Ré Soupault zählt zu den wichtigsten Wiederentdeckungen in der Fotogeschichte des 20. Jahrhunderts. Ré Soupault, die nach ihrem Studium am Bauhaus in Weimar als Journalistin und Modezeichnerin für den Berliner Scherl-Verlag arbeitete, begann 1934 zu fotografieren. Sie begleitete ihren Mann Philippe Soupault, den Mitinitiator der Surrealismus-Bewegung, auf seinen Reisen durch Europa, Amerika und Afrika und schuf Fotografien für seine Reportagen. Vor allem in Tunis, wo das Paar von 1938 bis 1942 lebte, entstanden beeindruckende Fotoserien.

Die Ausstellung der Berliner Festspiele wurde zuletzt im Martin-Gropius-Bau in Berlin gezeigt und kommt nun nach München. Sie umfasst rund 250 Aufnahmen, außerdem wird erstmals unbekanntes Archivmaterial aus dem Nachlass gezeigt, das die vielfältigen Freundschaften und Arbeitsbeziehungen Ré Soupaults mit KünstlerInnen und FotografInnen der europäischen Avantgarde dokumentiert, aber auch mit Übersetzungen und Textmanuskripten die Vielseitigkeit Ré Soupaults belegt.

21. September 2007

Auf der sexistischen Achterbahn – zu Henry Millers Wendekreis des Krebses

von konecny

Ich wohne in der Villa Borghese. Hier ist nirgendwo eine Spur von Schmutz; kein Stuhl, der nicht an seinem Platz steht. Wir sind hier ganz allein und wie Tote.

So schaurig dicht beginnt Henry Miller seinen Wendekreis des Krebses. Schon die ersten zwei Sätze eine ganze Geschichte. Ein Roman wie ein Bild von Picasso! Eher surrealistisch als kubistisch, doch mit allen Ecken und Kanten des Lebens. Ein freier Mann zeigt uns furchtlos seine – unsere – Dämonen. Das ganze evolutionäre Erbe eines Mannes vollendet als Literatur! Das Buch ist so gut, dass man es nach seinem Erscheinen im Jahr 1934 in Henry Millers Heimat, USA auch sofort verbieten musste. Obwohl George Bush Junior damals nicht mal als ein Spermium vorhanden war.
(Weiterlesen …)

19. September 2007

Russische Schriftsteller der Emigration(en)

von wietek

Ohne die vielen russischen Dichter, Komponisten, Musiker und Künstler aus dem 18. und 19. Jahrhundert ist die europäische und besonders die deutsche Kultur nicht denkbar – und selbst danach, zu Beginn bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts, haben die verschiedenen Emigrantenwellen ungeheuer befruchtend auf unser Geistesleben gewirkt, – wieweit das auch für die neueren Wellen gilt, wird man erst rückblickend sagen können.
In Russland waren Politik und Literatur schon immer eng miteinander verquickt; Dichter waren weit mehr als im Westen das soziale Gewissen der Nation. Schon Puschkin, der für den Beginn der russischen Literatur steht, musste leidvolle Erfahrungen hinnehmen. Es gab aber auch niemanden, der diese Aufgabe in einem absolutistischen Staat hätte erfüllen können. Ganz offensichtlich wurde dies bei den Revolutionären Majakowski, Fürst Kropotkin, Gorki (der differenzierter zu beurteilen ist) und vielen mehr. Viele Dichter gingen, auch ohne Revolutionär geworden zu sein, in die Verbannung nach Sibirien oder wurden im günstigsten Fall aus den Metropolen und damit aus der Gesellschaft verbannt.
Das heißt, Politik ist in Russland (bis heute) aus der Literatur nicht weg zu denken und wird daher auch immer wieder Thema sein.
(Weiterlesen …)

13. September 2007

Hermann Bahr: Rastloser Prophet – Vergessener Literat

von tergast

„Niemals und immer derselbe“. Dieser Versuch einer Selbstbeschreibung kann als programmatisch für Hermann Bahr gelten. 1863 ist er in Linz als Sohn des Rechtsanwalts, Notars und Landtagsabgeordneten Dr. Alois Bahr und seiner Frau Wilhelmine (Minna), geborene Weidlich, zur Welt gekommen, um diese fortan mit immer neuen Erkenntnissen zur Literatur und Kunst zu bereichern.

„Niemals und immer derselbe“, das bedeutet für Bahr, der in Wien Klassische Philologie, Philosophie, Rechtswissenschaften und Nationalökonomie studierte, nichts anderes als seine Betrachtungen und Theorien vor allem zur Literatur der Moderne ständig in neue Richtungen zu lenken und das Alte zu verwerfen, sobald es den Ruch des Etablierten anzunehmen schien. In dieser Unberechenbarkeit jedoch war er höchst berechenbar, denn genau das war sein Lebensmotto: Vordenker der Moderne sein, antizipieren, was kommt und wichtig wird, und sobald es soweit ist, das Ganze verwerfen und den nächsten Schritt wagen. (Weiterlesen …)

10. September 2007

Ordnung. Eine unendliche Geschichte

von zvab

Das Literaturmuseum der Moderne in Marbach zeigt vom 21. Juni an eine Ausstellung über literarische Kreativität und poetische Systeme. Zur Eröffnung spricht der Schriftsteller Martin Walser.

Was hat Literatur mit Ordnung zu tun? Sehr viel. Denn erst die künstlerische Arbeit, die Entscheidung für eine Struktur macht aus einem Einfall Literatur. Es beginnt mit der Suche nach Ähnlichkeiten und Vorbildern, dem Sortieren, Auflisten, Einreihen, Umstellen und Archivieren von Ideen. Die Umsetzung eines poetischen Systems, die Wahl einer Gattung, eines Bauplans oder einer Strophe, machen die höheren Ordnungen der Literatur sichtbar. Autoren, das zeigt der Blick in die Bestände des Deutschen Literaturarchivs Marbach, sind weniger mit der Verarbeitung ihrer Erlebnisse beschäftigt als mit den Formalismen der Literatur: Sie machen sich Gedanken zur Kürze oder Länge eines Textes, zu Kontur und Größe, zu Schriftart und Farbe des Papiers. Die poetische wie auch die pragmatische Ordnung führt mitten hinein in den Kernbestand der Literatur – und des Archivs. Denn ohne Materialsammlungen und Vorar-beiten, ohne das Archiv des Schriftstellers wäre das spätere Werk undenkbar. (Weiterlesen …)

4. September 2007

Ralf Isau: Museum der Erinnerungen

von bardola

Die Götterskulpturen im Pergamonmuseum in Berlin geben in Ralf Isaus vor zehn Jahren erschienen Roman Das Museum der gestohlenen Erinnerungen Rätsel auf: “… und so könnte ich dir noch viele Beispiele nennen. Ob es dabei um die Archäomagnetik oder irgendeine andere Methode geht. Die Wissenschaft ist niemals objektiv und schon gar nicht fehlbar gewesen – das widerspräche sogar ihrer wahren Natur. Leider haben viele Menschen sie zu einem Glaubensbekenntnis gemacht, um eigenes, sehr subjektives Handeln zu rechtfertigen. So verhält es sich auch mit Marduks Schicksalstafeln … “, heißt es gegen Ende dieses fesselnden Abenteuers, das nicht Fantasy nach angloamerikanischem Muster ist, sondern ein Versuch des Autors, mit Geschichten und Geschichte das Denken der Leser zu schärfen, flexibler zu gestalten und zudem über viele faszinierende historische Ereignisse oder philosophische Betrachtungen zu informieren. (Weiterlesen …)

3. September 2007