Scott O'Dell: Doppelter Bruch mit der Erzähltradition
von bardolaWer ist der Mann, der 1959 den Klassiker “Insel der blauen Delphine” schrieb, ein Roman, der bis heute Kinder und Erwachsene gleichermaßen fasziniert?
Scott O’Dell wurde als Odell Gabriel Scott 1898 in Los Angeles geboren, studierte Psychologie, Philosophie, Geschichte und Englisch, lektorierte danach Drehbücher und veröffentlichte 1924 eine Aufsatzsammlung über erfolgreiche Stummfilm-Scripts, worauf er von Paramount Pictures engagiert wurde. Er arbeitete in Hollywood auch als Kameramann, u.a. bei den Filmaufnahmen zu Ben Hur in Rom. Italien gefiel ihm so gut, dass er ein Jahr lang dort lebte und einen Roman schrieb, den er jedoch verbrannte. 1934 erschien “Woman of Spain” und nach dem Zweiten Weltkrieg zwei weitere Romane für Erwachsene. Von 1947 bis 1955 arbeitete er als Redakteur für die „Los Angeles Daily News“.
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Das weibliche Gehirn, Karin und die Sittengeschichte
von konecnyDie Gehirnforschung hat entdeckt, dass Karin und ich ganz anders strukturierte Gehirne haben: Ich denke, also bin ich anders! Als Karin meine ich. Daher kommen wohl die ganzen Probleme zwischen uns! Sollte ich ihr besser nicht vorspielen, dass ich so denke wie sie? Wenn ich denke, wie ich denke – also wie ein Mann – ist sie auf mich sauer!
„Warum machst du wieder so ’ne betrübte Miene, he?“, fragte ich früher öfter Karin, wenn sie von der Arbeit kam. Die Frage machte sie komischerweise noch betrübter.
„Lass mich!“, sagte sie. „Bin halt etwas gestresst!“
„Jogg doch ein bisschen, Schnucki!“, sagte ich sofort. „Dann geht’s dir gleich besser!“
Klar flippte sie aus. „Ich will keine blöden Tipps hören!“, kreischte sie. „Kannst du manchmal nicht einfach nur zuhören, verdammt?“
Hä? Nur zuhören! Wenn so viele heiße Lösungsvorschläge für ihre Probleme deine Zunge grillen? Doch wenn der Mann keine Krapfen mehr bekommt, ist das Mannsein einfach tragisch. „Was erwartest du von deinem Mann“, fragte ich eine Freundin, „wenn du traurig, müde oder gestresst bist?“
„Er soll mich an der Hand und das Maul halten!“, sagte sie.
„Ja, willst du gar nicht deine Probleme lösen?“, fragte ich.
„Jedes komplexe Problem hat eine einfache Lösung, und die ist falsch!“, sagte sie frei nach Umberto Eco.
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Auf der Titanic
von lesartige
Leseeindruck von Sebastian Bahr
(12 Jahre)
In dem Buch erzählen Harold Bride und Jack Thayler. Durch den Funker und den Passagier erlebe ich das Abenteuer der Titanic vom Ablegen, vom Untergang und von der Rettung durch die Carpathia mit. Zum Teil in Tagebuchform geschrieben umfasst das Buch die Tage vom 10. April 1912, 10.30 Uhr bis zum 15. April 1912 18.00 Uhr. Dieser erzählende Fließtext wird von Sachtexten ergänzt. Immer, wenn auf einer Seite ein Seil erscheint, trennt es den Fließtext von Sachinformationen. Das Seil führt wie ein roter Faden durch das Buch.
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Arno Holz: „Kunst = Natur – x“. Theoretiker des Naturalismus und Vater der modernen Literatur
von tergast
Persönliche Widmung des Reichskanzlers Stresemann, Ehrendoktorwürde der Universität Königsberg, Aufnahme in die Sektion für Dichtkunst der Preußischen Akademie, mehrfach für den Literatur-Nobelpreis vorgeschlagen. Man könnte meinen, das literarische Leben des Arno Holz müsste ein so erfolg- und ruhmreiches gewesen sein, dass er bis heute zu den Standardautoren gehört.
Nun hat Holz tatsächlich seinen festen Platz in den Literaturgeschichten, gilt er doch als zentrale Figur des Berliner Naturalismus. Doch wer kennt das Werk des gebürtigen Ostpreußen (26.4.1863 in Rastenburg) heute wirklich noch? Naturalismus, das ist heute im literarischen Bewusstsein höchstens noch mit dem Namen Gerhart Hauptmann verbunden, ein Umstand, den Arno Holz schon zu Lebzeiten wahr nahm und als schmerzlich empfand, schließlich war Hauptmann seiner Meinung nach höchstens einer seiner talentierteren „Schüler“. Die 1896 erschiene Komödie Sozialaristokraten thematisiert diese Umstände, Holz rechnet darin auf satirische Weise mit seinen Berliner Schriftstellerkollegen ab, mit denen er zuvor die Fahne des Naturalismus in Deutschland aufrecht gehalten hatte.
Holz, der anders als viele seiner Autorenkollegen Autodidakt und nicht in den Genuss eines umfangreichen literarischen Studiums an der Universität gekommen war, verband in seinem Werk stets Theorie und Praxis miteinander.
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