Antiquariate in aller Welt?
von zvabBetritt man ein Antiquariat, so macht man einen Schritt in eine andere Welt. Und so unterschiedlich diese Welt auch von Antiquariat zu Antiquariat sein mag: bleibt man im eigenen Land, sind doch viele Muster gleich. Da ist beispielsweise der Antiquar zu nennen, der trotz einer endlosen Flut von Büchern stets den Sammler sowie den Suchenden beraten kann. Ein weiteres zentrales Element sind die Bücherschätze, die er ohne Frage in seinem Ladengeschäft hütet und die nur auf Entdeckung warten. Dies mag auf den ersten Blick nach nichts Besonderem klingen, es sind schließlich, unserer Auffassung nach, die unverzichtbaren Ecksteine eines Antiquariats. Doch welche Erfahrungen macht man, wenn man über die Landesgrenzen hinausschaut und einen Blick in die dort heimischen Antiquariate wirft, ihren Antiquaren bei der Arbeit über die Schulter blickt? (Weiterlesen …)
20. September 2012Der Erfinder von nichts: John Cage (Teil 3)
von zvabEin biografisches Portrait in drei Teilen.
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Eine bedeutsame Entdeckung machte John Cage Ende der 1940er-Jahre. An der Harvard University ließ er sich in einen schalltoten Raum einschließen, um die vollkommene Stille kennenzulernen. Erstaunt stellte er fest, dass er statt vollkommener Geräuschfreiheit einen hohen Ton und ein tiefes Brummen vorfand – sein Nervensystem und seine Blutzirkulation. Cage definierte die Stille daher neu als Abwesenheit absichtlich produzierter Geräusche und teilte diese Erkenntnis seinem Publikum 1952 in einer seiner vielleicht berühmtesten Komposition mit: 4‘33‘‘, einem Stück für beliebige Instrumente. Das besondere an 4‘33‘‘ ist, dass die Instrumente die ganze Aufführungsdauer über schweigen. Die Musik besteht aus den unbeabsichtigt erzeugten, also rein zufälligen Geräuschen im Auditorium. (Weiterlesen …)
Der Erfinder von nichts: John Cage (Teil 2)
von zvabEin biografisches Portrait in drei Teilen.
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Einen neuen Ansatz fand John Cage schließlich bei einer Begegnung mit dem Filmemacher Oskar Fischinger, der ihm eine Beobachtung anvertraute: „Everything in the world has its own spirit, and this spirit becomes audible by setting it into vibration.” Diese Beobachtung regte Cage dazu an, sich der Perkussion und experimentellen Klangwelten zuzuwenden. Er arbeitete nun nicht mehr ausschließlich mit Tönen, sondern auch mit Geräuschen, die Alltagsgegenstände erzeugen können. Eines der ersten Stücke, das diese Entwicklung belegt, ist Living Room Music (1940), ein Quartett für Haushaltsgegenstände, das auch das das Singen oder Sprechen kurzer Passagen aus Gertude Steins The World is Round vorsieht. Eine Weiterentwicklung stellen die Imaginary Landscapes dar, eine Reihe von Stücken, in denen Cage nun auch die Verwendung elektronischer Geräte (Schallplatten mit Frequenztönen, Radioapparate etc.) erprobte. (Weiterlesen …)
Der Erfinder von nichts: John Cage (Teil 1)
von zvabZum 100. Geburtstag von John Cage – ein biografisches Portrait in drei Teilen
Üblicherweise beginnen Würdigungen am Anfang oder am Ende eines Lebenswerkes, bei seinem Ursprung oder seiner überdauernden Bedeutung. Beim Lebenswerk eines Künstlers, für den das Brechen mit Konventionen zum Tagesgeschäft gehörte, darf es aber ruhig auch einmal in der Mitte losgehen. 1950 begann John Cage, einem jungen Klavierspieler und angehenden Komponisten deutscher Abstammung Unterricht zu erteilen. Christian Wolff war der älteste Sohn des Kafka-Verlegers Kurt Wolff und bedankte sich bei seinem Lehrer mit einem Buch, das der von seinem Vater im Exil gegründete Pantheon-Verlag eben in erstmals vollständiger Übersetzung herausgebracht hatte: I Ging, das chinesische Buch der Wandlungen. Die Lektüre dieses Buches kam für Cage einer Offenbarung gleich, denn sie zeigte ihm einen Weg, auf dem er die Intention endgültig aus dem Schaffensprozess verbannen konnte. Seine Werke konnten nun absichtslose Klangfolgen sein. Darauf hatte Cage lange hingearbeitet. (Weiterlesen …)
2. September 2012