Von verlorengegangenen und nie erschienenen Werken
von ZVABOb verschollen, aus Versehen verlorengegangen, niemals erschienen, mit Absicht zerstört oder imaginiert – die Ursachen für das Nichterscheinen von literarischen Werken sind mannigfaltig und haben die Weltliteratur bereits um das ein oder andere Werk gebracht.
1. Die Komödie von Aristoteles:
Die Poetik des Aristoteles ist heute eines der wichtigsten Werke der Kulturgeschichte. Sie gliedert sich ursprünglich in drei Bücher – die Tragödie, Komödie und den Epos – wobei das zweite Buch bis heute als verschollen gilt und von unschätzbarem Wert wäre, sollte es doch noch gefunden werden. Eine zentrale Rolle spielt die Komödie in Umberto Ecos Roman Der Name der Rose.
2. Die Bibliothek von Alexandria:
Sie war die bedeutendste und größte Bibliothek der antiken Welt. Anfang des 3. Jhd. v. Chr. entstanden, verfügte die Bibliothek über einen damals umfangreichen Fundus an Schriftrollen aus dem literarischen wie auch wissenschaftlichen Bereich. Heute ranken sich zahlreiche Mythen um die einstige Stätte des Wissens und ihre Zerstörung. Jedoch waren dies nicht die einzigen Bücher der Antike, die für immer verschwunden sind. Forscher gehen davon aus, dass rund 90% aller antiken Schriften verloren und vernichtet worden sind.
3. Die Memoiren von Lord Byron:
Kurz vor seinem Tod übergab Byron seine Memoiren an den irischen Poeten Thomas Moore, der sie an Byrons Verleger weitergeben sollte. Aufgrund ihres skandalösen Inhalts wurden sie jedoch 1824 auf Drängen der Testamentsvollstrecker und Familie Byrons verbrannt. Auf Grundlage der Memoiren schrieb Moore die noch heute gültige Biografie Letters and Journals of Lord Byron, with Notices of his Life.
4. Die toten Seelen von Gogol:
Ursprünglich plante Gogol eine Trilogie seines heute bekanntesten Romans. 1852 jedoch verbrannte der russische Schriftsteller in einem religiösen Wahn das Manuskript des zweiten Teils, was er bereits kurz darauf als schweren Fehler bezeichnete. Gogol stand zu diesem Zeitpunkt unter dem Einfluss eines Priesters, der seine Werke als verderbt ansah.
5. Erste Version von Der seltsame Fall des Dr. Jekyll and Mr. Hyde:
Gerüchten zufolge schrieb Robert Louis Stevenson den ersten Entwurf seines Romans innerhalb von nur drei Tagen. Angeblich las seine Frau das Manuskript und kritisierte die Arbeit ihres Mannes, woraufhin Stevenson sein Werk verbrannte und noch einmal von vorne anfing.
6. Das Necronomicon:
Auch Werke, die nie geschrieben wurden, jedoch rein fiktiv sind, gehören auf unsere Liste. Das von H.P. Lovecraft erfundene Necronomicon ist wohl das berühmteste Beispiel für ein fiktives Buch, das seinen ganz eigenen Mythos entwickelt hat. Angeblich wurde es von dem verrückten Araber Abdul Alhazred geschrieben. Das Werk wird in mehreren von Lovecrafts Geschichten erwähnt, bis hin zu einem von ihm geschriebenen Essay mit dem Titel History of the Necronomicon.
7. Die Erwachsenenromane von L. Frank Baum
Vor allem durch seine Kinderbücher um die Fantasiewelt Oz berühmt geworden, schrieb der amerikanische Autor auch vier unveröffentlichte und verschollene Erwachsenenromane: Our Married Life, Johnson, The Mystery of Bonita und Molly Oodle. Vermutlich sind die Manuskripte zusammen mit anderen Werken des Autors in den Flammen des Theaters in Richburg, New York, verbrannt.
8. Hemingways Frühwerk:
Besonders schmerzlich hat es den späteren Nobelpreisträger Ernest Hemingway getroffen. 1922 fuhr der Schriftsteller in die Schweiz. Seine damalige Frau Hadley Richardson wollte ihm folgen und packte sämtliche Manuskripte seines Frühwerks in einen Koffer. In einem unachtsamen Moment wurde ihr der Koffer auf dem Pariser Gare de Lyon gestohlen. Die Schriften tauchten nie wieder auf.
9. Die Tagebücher von Thomas Mann:
Sein Leben lang schrieb Thomas Mann Tagebuch. Als er 1933 in die Schweiz emigrierte, blieben die Tagebücher in München zurück. Er fürchtete jedoch diese könnten in die Hände der Nazis fallen. Seinem Sohn Golo gelang es die Bücher zu retten und in die Schweiz zu bringen. Thomas Mann verbrannte alle Tagebücher aus der Zeit vor 1933 im Mai 1945. Dasselbe hatte er bereits 1896 getan. Nach eigenen Angaben war es ihm “peinlich und unbequem, eine solche Masse von geheimen Schriften liegen zu haben”.
10. Sommerdiebe von Truman Capote:
Manchmal passiert es dann aber doch, dass ein verloren geglaubtes Werk wiedergefunden wird. In den 1950er Jahren behauptete Capote, das Manuskript zu Sommerdiebe vernichtet zu haben. Im Herbst 2004 wurde das verloren geglaubte Werk wiedergefunden – in einer Nachlasskiste eines Hausmeisters, den Capote damit beauftragt hatte, den Umzugsmüll aus seiner Wohnung in Brooklyn Heights zu beseitigen.
Unser Lesetipp zum Thema: Die Bibliothek der verlorenen Bücher von Alexander Pechmann.
Kennt Ihr weitere berühmte Fälle von verlorenen Werken?
23. September 2014„Einer kämpft für das Jugendbuch“
von ZVABVom 18. September 2014 bis zum 10. Januar 2015 zeigt die Stadtbibliothek Baden-Baden in Kooperation mit dem Antiquariat im Baldreit die Ausstellung „Einer kämpft für das Jugendbuch“ über den Baden-Badener Verleger Herbert Stuffer.

Herbert Stuffer wurde am 23. September 1892 in Baden-Baden geboren. 1926 gründete er in Frankfurt seinen eigenen Kinder- und Jugendbuchverlag. Im gleichen Jahr siedelte er nach Berlin um, wo er bereits mit dem ersten Buch – Elsa Eisgrubers Sause, Kreisel, sause – seinen ersten Erfolg feierte. Als Verleger war es ihm wichtig, nur mit zeitgenössischen Autoren und Illustratoren zu arbeiten, die nach dem Ende des Ersten Weltkriegs den Aufbruch in die Moderne der 1920er-Jahre repräsentierten.
Stuffer arbeitete mit einigen bedeutenden Bilderbuch-Illustratoren und Autoren zusammen, darunter Tom Seidmann-Freud, Conny Meissen, Susanne Ehmcke, Elsa Moeschlin, und Otto Flake. 1937 musste er aufgrund wachsender politischer Schwierigkeiten Berlin verlassen und siedelte den Verlag in seine Heimatstadt Baden-Baden um.
Die Ausstellung zeigt 50 Exponate, darunter hochwertige Bilderbücher und deren Nachdrucke in sechs Sprachen, handkolorierte Unikate und Originalentwürfe. Der Ausstellungskatalog, mit den Publikationen des Verlags sowie Informationen zu Autoren und Illustratoren, ist während der Laufzeit der Ausstellung zum Subskriptionspreis von 14 Euro (danach 20 Euro) in der Stadtbibliothek und im Antiquariat im Baldreit erhältlich.
Eröffnet wird die Ausstellung, die zu den üblichen Öffnungszeiten der Stadtbibliothek (Luisenstraße 34) zu sehen ist, am 17. September, um 19 Uhr, mit einem Vortrag von Dr. Barbara Murken. Der Eintritt ist frei. Um eine Anmeldung wird gebeten: Telefon 07221/932260.
16. September 2014Zu Besuch bei Tschechow
von ZVAB“Wenn ich Arzt bin, brauche ich Kranke und Krankenhäuser; wenn ich Literat bin, muss ich mitten im Volk leben.”

So äußerte sich Anton Tschechow 1891, nachdem er von seiner Reise auf die Gefangenen-Insel Sachalin zurückgekehrt war. Jene Reise hatte seinen Gesundheitszustand erheblich beeinträchtigt, so dass er einen Umzug von Moskau aufs Land erwog. Auch sein Wunsch, sich verstärkt als Arzt zu betätigen und sich ungestört der literarischen Arbeit zu widmen, waren Gründe die Großstadt hinter sich zu lassen.
Im Frühjahr 1892 erwarb er für sich und seine Familie das damals verwahrloste Landgut Melichowo, südlich von Moskau. Hier sollte er eine seiner produktivsten Schaffensphasen haben. Mehr als 40 seiner bekanntesten Werke wurden hier fertiggestellt, darunter die Dramen Die Möwe und Onkel Wanja.
Tschechow war dort jedoch nicht nur als Schriftsteller äußerst produktiv, sondern engagierte sich auch sozial. Er war u.a. Mitglied der Dorf-Selbstverwaltung, errichtete Schulen für Bauernkinder, empfing in seinem Arbeitszimmer Patienten, die er kostenlos behandelte, und kämpfte gegen die Cholera-Epidemie von 1892-93.
Heute ist das Landgut des weltbekannten Schriftstellers nicht nur ein Museum, sondern auch Veranstaltungsort eines der ungewöhnlichsten Theaterfestivale, des “Frühling in Melichowo”. Bereits seit einigen Jahren treten hier Theaterensembles aus der ganzen Welt auf, die die Stücke des Dramatikers zum neuen Leben erwecken. Dabei verleiht die natürliche Landsitz-Atmosphäre dem Spektakel einen ganz besonderen Charakter.
Aber natürlich bietet das Museum auch einen Einblick in das alltägliche Landleben des Schriftstellers. Neben dem Wohnhaus des Autors sind vor allem das Nebengebäude, in dem Tschechow die Die Möwe schrieb, sowie sein Studienzimmer mit Schreibtisch und Privatbibliothek beliebte Anziehungspunkte. Unter seinen persönlichen Habseligkeiten findet man u.a. Porträts von Menschen, die er sehr bewunderte, wie Lew Tolstoi, Iwan Turgenew und Peter Tschaikowski.
Eine weitere Besonderheit: jede Ecke des Anwesens hat seinen eigenen Namen. Von der “Liebes-Allee” und “Lewitans Berg”, über den Gemüsegarten “Südfrankreich”, bis hin zur Hilfseinrichtung “Naiver Hof” – auf dem riesigen Areal gibt es jede Menge zu entdecken!

Hier schrieb Tschechow “Die Möwe”

Der Autor liebte seine Dackel, die für ihn zur Familie gehörten

Das Haupthaus. Hier finden schon die ersten Vorbereitungen für das Theaterfestival statt.

Der Brunnen und daneben…

die Küche… und ein schlafender Untermieter

Die “Liebes-Allee” mit duftendem Flieder
Zehn wertvolle Buchkäufe
von ZVABTom Seidmann-Freud, eine Nichte des Psychoanalytikers Sigmund Freud, gehört zu den bedeutendsten Buchkünstlerinnen in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Sie war nicht nur eine wunderbare Illustratorin, sondern auch Autorin mehrerer Kinderbücher.
Am 17. November 1892 als Martha Gertrud Freud in Wien geboren, wuchs sie in Berlin auf und nahm bereits im Alter von 15 Jahren den männlichen Vornamen Tom an. 1914 erschien ihr erstes Bilderbuch, das Baby-Liederbuch. Zusammen mit ihrem Mann Jakob gründete sie später den Peregrin-Verlag, in dem einige ihrer Bilderbücher veröffentlicht wurden.
Zu ihren bekanntesten Werken gehören vier Spielfibeln – zwei Schreib- und Lese- sowie zwei Rechenfibeln – deren Ziel es war, Kinder spielerisch auf die Schule vorzubereiten und Freude am Lernen zu vermitteln.
Auf unserer Liste der zehn kostbarsten Buchkäufe von Mai bis August 2014 findet sich das von ihr illustrierte Kinderbuch David the Dreamer, welches für 2,400 Euro verkauft wurde. Es handelt sich dabei um die einzige Ausgabe des Werkes, das in nur kleiner Auflage publiziert wurde. Daher zählt es auch zu den unter Sammlern wohl begehrtesten Bilderbuchausgaben.
Aber auch andere wertvolle Titel wurden die letzten Monate wieder über zvab.com verkauft. Neben naturwissenschaftlichen Werken und persönlichen Korrespondenzen wurde auch eine Gesamtausgabe von Nietzsches Werk Also sprach Zarathustra aus dem Jahr 1892 verkauft.
2. September 2014