Archiv für Juni 2006

John Irving: Until I Find You

29. Juni 2006

Irving: Until I Find YouJohn Irvings elfter Roman erinnert in einigen Aspekten an seinen vierten, »The World According to Garp«, mit dem er weltberühmt wurde. Das ist nicht verwunderlich bei einem Autor, der ganz allgemein dazu neigt, bestimmte Motive, Themen und Situationen in seinen Büchern beinahe obsessiv zu wiederholen.

Auch »Until I Find You« ist die Geschichte eines vaterlosen Jungen: Jack Burns allerdings wächst ohne Vater auf, weil seine Mutter versucht, ihn als Geisel zu benutzen, um die Liebe seines Vaters zu ihr zu erzwingen. Sie ist Tochter eines Tattoo-Künstlers aus Edinburgh und hat eine kurze, folgenreiche Affäre mit einem jungen, gutaussehenden Organisten. Da Jacks Vater, William Burns, Edinburgh noch vor Jacks Geburt in Richtung Kanada verlassen hat, entschließt sich Jacks Mutter ihm nachzureisen. Jack wird nach der Ankunft in Halifax (Nova Scotia) geboren und verlebt mit seiner Mutter Alice die ersten vier Lebensjahre in Toronto. Dann macht sich Alice erneut auf, Jacks Vater zu suchen, der sich inzwischen in Europa aufhält. Diese Suche gerät zu einer kleinen Odyssee durch die skandinavischen Länder und endet schließlich in Amsterdam. Alice arbeitet an allen Orten in dem Beruf ihres Vaters und bildet sich in dieser Zeit zu einer angesehenen und gesuchten Tattoo-Künstlerin aus. Ihr eigentliches Ziel aber, das zu dieser Zeit weder Jack noch der Leser kennen, erreicht sie nicht. Schließlich macht sie sich von Rotterdam aus zurück auf den Weg nach Kanada, und Jacks Vater scheint für immer aus Jacks Leben zu verschwinden.

Weiterlesen »

flattr this!

Schlagwörter: , , ,

Zur Archiv-Seite für John Irving | Zum Autorenregister

Gary Taylor: Shakespeare – Wie er euch gefällt

6. Juni 2006

Taylor: ShakespeareGary Taylor war Mitarbeiter und einer der Herausgeber des neuen »Oxford Shakespeares«, und stellt seinen Rang als einer der führenden Experten für Shakespeare auch mit diesem Buch unter Beweis. Taylor schreibt eine Rezeptionsgeschichte, die das sich wandelnde Bild von der Person Shakespeares und seinem Werk von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts verfolgt. Dabei liegt der Fokus auf der englischen und amerikanischen Rezeption und Forschung; die Entwicklungen in Deutschland und Frankreich werden nur am Rande gestreift, insbesondere dort, wo sie auf die englische zurückgewirkt haben. Das scheint für den deutschen Leser auf den ersten Blick ein Manko zu sein, allerdings zeigt es sich, dass sich die Rezeptionsgeschichte im deutschen Sprachraum zu großen Teilen mit der englischen parallelisieren lässt.

Das Buch zeugt von einer stupenden Kenntnis der Shakespeare-Literatur und -Inszenierungen aus über 300 Jahren. Taylor referiert alle wichtigen Stationen im historischen Gang der »Shakespearotik«, wie er die Darstellung, Deutung, Aneignung und Verehrung des englischen Dramatikers aus Stratford-upon-Avon nennt. Dabei bleiben weder die Machtstrukturen des englischen Buchhandels des 18., weder die moralisierenden Bearbeitungen und glättenden Entstellungen des 19. noch die akademischen Moden und Wirrungen des 20. Jahrhunderts unberücksichtigt, weder Positionen blinder Verehrung noch harscher Kritik am »größten Dramatiker aller Zeiten« werden unterschlagen. Alles wird nach bester englischer Manier in verständlicher und auch für den Laien interessanter Form präsentiert.

Weiterlesen »

flattr this!

Schlagwörter: , , ,

Zur Archiv-Seite für Gary Taylor, William Shakespeare | Zum Autorenregister