Geschrieben am 15. August 2018 von für Crimemag, CrimeMag August 2018

Primärtext: D.B. Blettenberg: Falken jagen

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Mit »Falken jagen« erscheint von D.B. Blettenberg endlich ein neuer Roman um den PrivatermittlerFarang, den man aus »Farang« und »Berlin Fidschitown« kennt, beide Bücher wurden mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet.

Eine Mordserie erschüttert Thailand. Die Opfer sind Deutsche, aber dann wird auch ein Mitarbeiter der griechischen Botschaft ermordet. Die Polizeiführung Bangkoks ist überfordert und steht unter enormen öffentlichem Druck. Farang soll inoffi­ziell in dem Fall ermitteln und den Täter ausschalten. Schnell erkennt er, dass der Mörder eine alte Schuld vergelten will, die weit in die deutsche Vergangenheit zurückreicht.

D.B.Blettenberg: Falken jagen. Pendragon Verlag, Bielefeld 2018. 384 Seiten, Klappenbroschur, 18 Euro.

 

 

Hier nun der kleine Textauszug:

Farang – thailändisch:
der/die Weiße/n Menschen aus der westlichen Welt, ursprünglich für französische Missionare

Frankos (Φράγκος) – griechisch: Westeuropäer, ursprünglich für Kreuzritter zu Zeiten Konstantinopels

PROLOG

Träume grenzen an den Tod

Sampeng.
Bangkoks Chinatown.
Eine Lagerhalle am Ufer des Chao Praya River. Es stinkt nach verrotteten Pflanzen und verfaultem Fisch. Vor dem Tor des Lagers warten zwei Chinesen, die ihm zur Begrü- ßung zunicken.

„Wo?“, fragt er.

„Hier!“ Der kleinere Chinese deutet durch eine an- gelehnte Seitentür in das Lager, ohne sich vom Fleck zu rühren.

Er geht voran, sieht gestapelte Zementsäcke, einen Gabelstapler und unzählige leere Fässer. Das Gebäude ist zum Ufer hin offen. Am Pier liegt ein einfacher Holzkahn. Dazu lärmt der Schiffsverkehr: Röhrende Schnellboote, tuckernde Lastkähne, und schrille Trillerpfeifen, die das Ab- und Anlegemanöver der Wassertaxis begleiten. Und ganz schwach – und leicht zu überhören – das Läuten von Tempelglöckchen.

Die Chinesen sind ihm gefolgt, und der größere meldet sich zu Wort.

„Der Chef hat Sie instruiert?“
„So ist es.“
Er hat alles mit dem Boss der beiden Männer durchgekaut. Das Duo ist für Warenaustausch und Buchhaltung zuständig, er selbst für den Begleitschutz.

„Sie kümmern sich um das Geld, und ich sehe bedroh- lich genug aus, damit Ihre Geschäftspartner nicht auf dumme Gedanken kommen.“

Der kleine Chinese nickt erleichtert.7

„Wann ist es soweit?“ Der Eurasier wirft einen Blick auf die Rolex an seinem Handgelenk.

„Um elf “, sagt der Große.
„Dann müssten Ihre Partner so gut wie da sein.“
Die Chinesen nicken.
„Und wo ist das Geld?“
Der Kleine klopft mit der Rechten auf seine Brusttasche, unter der die Anzugjacke leicht ausbeult.
Das Tor zur Lagerhalle wird aufgeschoben. Zwei Thai kommen herein. Einer für die Ware, einer als Aufpasser. Der für Ware und Bares trägt einen Pilotenkoffer. Der Aufpas- ser trägt eine Pistole im Schulterhalfter unter der offenen Windjacke.

Chinesen und Thai reden aufgeregt aufeinander ein. Es riecht nach Streit. Als nach Geld gefragt wird, will der kleine Chinese erneut auf seine linke Brusthälfte klopfen. Der Aufpasser der Thai-Delegation versteht das falsch und zuckt nach seiner Waffe.

Farang zuckt mit.

Noch bevor der Aufpasser seine Waffe in Anschlag brin- gen kann, hat der Eurasier eine Patrone weniger im Maga- zin, und der Mann geht zu Boden und bleibt regungslos liegen. Der Thai mit dem Koffer greift in die Seitentasche seiner Jacke, und Farang legt ihn ebenfalls um.

Die Chinesen schweigen beeindruckt. Sie sind am Le- ben und haben ihr Geld noch.

Für eben diesen Ernstfall wurde Surasak „Farang“ Meier angeheuert. Er hat sein Honorar im Voraus kassiert. Es gibt also keinen Grund länger in diesem Lagerschuppen herumzustehen. Er rät den Chinesen, die Leichen im Fluss zu versenken, und macht sich auf den Weg.

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