Geschrieben am 1. September 2019 von für Crimemag, CrimeMag September 2019

MARE NOSTRUM

© Wiki Commons

… an der Isar

Ein Hinweis von Hazel Rosenstrauch auf eine Installation von Peter Weismann

Sag mir, wo die Leichen sind …Von den Isarauen zum Mittelmeer führen viele schöne Wege. Welche Umwege Peter Weismann von Nord nach Süd dabei nehmen wird, weiß ich nicht. Es ist ein umgekehrter Weg und aufmerksame Wanderer könnten auf weiß angestrichene Figuren aus Ästen oder sonstwie angeschwemmtem Material stoßen: ein zurückhaltendes, unaufdringliches Gedenken.

„Im Herzen“ Münchens hat er für jeden im Mittelmeer Ertrunkenen einen Kieselstein bearbeitet, einige – wenige – mit Namen, viele tragen NN als Zeichen, sie sind für all jene, von denen man nichts, nicht einmaleinen Namen weiß. Ein schlichtes Zeichen, dass jemand an diese Toten denkt (keiner sagt „unsere Toten“, wie es doch sonst in Trauerreden und bei Gedenkveranstaltungen heißt). Peter Weismann hat lange in Palermo gelebt, am Mittelmeer, von wo man beinahe hinüberschauen kann zu dem Kontinent, von wo vor vielen Millionen Jahren die ersten Menschen aufgebrochen sind. Eine schmale Wasserstraße mit schönen Stränden – und vielen Ertrunkenen.

Hazel Rosenstrauch

  • Das Projekt von Peter Weismann hier.
  • Siehe auch – aus Freemantle/ Westaustralien – den Hinweis von David Whish-Wilson auf die künsterlische Installation „Salt Boy“ vom Mai 2016.

Anm. d. Red.: MARE NOSTRUM entsteht entlang der Isar von der Quelle im Karwendelgebirge bis zur Mündung in die Donau. Der Fluss als Beispiel einer der ältesten Migrationsrouten in der Menschheitsgeschichte, als Lebensader, als eine Metapher für Verbindung und Verbun- densein, für das Unaufhaltsame und nicht Kontrollierbare, für unablässige Bewegung und stete Veränderung ist für sich schon Teil und Bühne von MARE NOSTRUM. Weite Bereiche der Isar und ihrer Flussauen sind Land- schaftsschutzgebiete, die von Wanderwegen durchzogen sind. Auf Schutz und Wandern bezieht sich im übertragenen Sinn MARE NOSTRUM und zieht seine Spur entlang dieser Wege.
Die Installation entsteht aus Kieselsteinen, Schwemm- und Bruchholz, Lehm und anderen vor Ort gefundenen Materialien. Ihre Form hängt vom Zufall ab und dem, was der Ort hergibt. Nur die weiße Kalkfarbe, die die Spur aus Skulpturen und Zeichen scheinbar fremd und dadurch sichtbar macht, ist ortsfremd.

Das Bellevue di Monaco ist ein neugegründetes Wohn- und Kulturzentrum für Geflüchtete und interessierte Münchnerinnen und Münchner im Herzen der Stadt.

Vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise und einer monatelangen Debatte um städtische Leerstände in München, entstand im Sommer 2014 ein Aktionsbündnis, die das Thema Flucht und Migration von den Sammelunterkünften an den Stadträndern ins Herz der Stadt bringen wollte.

Getragen von der beeindruckenden Stimmung bei den von uns organisierten Münchner Massendemonstrationen gegen Pegida um den Jahreswechsel 2014/2015 herum, gründeten wir im März 2015  eine Sozialgenossenschaft, mit dem Ziel in der Innenstadt ein Unterbringungs- und Kulturzentrum für unbegleitete jugendliche Flüchtlinge und interessierte Münchner zu etablieren: die Bellevue di Monaco eG.
Das eG steht für eine offiziell eingetragene Genossenschaft. Diese außergewöhnliche Organisationsform erlaubt es, das für Renovierung und Umbau nötige Grundkapital durch Mitgliedereinlagen aufzustellen und gibt den Mitgliedern großes Mitspracherecht.

Hazel Rosenstrauchs Texte bei CulturMag hier. Ihr Buch „Karl Huss, der empfindsame Henker“ hier besprochen.

Gerade von ihr erschienen: „Simon Veit. Der missachtete Mann einer berühmten Frau“ (persona Verlag, 112 Seiten, 10 Euro). CulturMag-Besprechung hier.

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