
Eine Vielzahl Krimi-Neuheiten
… erscheinen jeden Monat, dazu Graphic Novels (vulgo: Comics) und DVDs und BluRays. Unmöglich, das alles zu überblicken und zu rezensieren. CrimeMag siebt und schürft deshalb für Sie und weist hier regelmäßig mit Hilfe von: Kaliber.38 und der befreundeten Buchhandlungen Chatwins (Berlin), Hammett (Berlin), Glatteis (München), Wendeltreppe (Frankfurt) und Buchladen in der Osterstraße (Hamburg) auf interessante Neuerscheinungen hin. Empfehlungen für DVDs, BluRays und Comics geben Katrin Doerksen und Thomas Groh.

Jan Christian Schmidt von Kaliber.38:
Der Herbst zieht durchs Land, die Tage sind kurz, das Licht trüb, die Luft feucht und kalt. Es gibt doch kein besseres Ambiente für Polit- und Spionage-Thriller – und davon hat der November einiges zu bieten. „Der Fuchs“ etwa von Fredrick Forsyth, der sich für seinen neuen Roman fünf Jahre Zeit ließ (Bertelsmann, aus dem Englischen von Rainer Schmidt – in dieser CrimeMag-Ausgabe besprochen von Peter Münder). Ob sich das Warten gelohnt hat? Forsyth erzählt von einem Computer-Nerd, „ein 18-jähriger Junge mit einem glühenden Verstand“, der die komplexesten Computer-Sicherheitssysteme der Welt hackt und Massenvernichtungswaffen nach Belieben manipulieren kann. Evident, dass sich ein schweißtreibender Wettlauf um den Jungen mit den besonderen Fähigkeiten, die nicht in falsche Hände geraten dürfen, entspinnt. Forsyth bekommt für den „Fuchs“ artige Komplimente in der englischen Presse, aber ein verhaltenes Echo in den Lesermeinungen: Gerügt werden „oberflächliche Charaktere“ und „vorhersehbar Wendungen“, das Werk allenfalls „good for teenagers“. Die Erwartungen also etwas runtergeschraubt, freuen wir uns auf ein sinnfreies November-Wochenende, an dem die dreihundert Seiten schnell runtergeschmökert sind.

Deutlich mehr als Schmökerei erwarten wir von John le Carré, dem Altmeister der gepflegten Spionage- und Politthriller. „Agent Running in the Field“ heisst sein aktueller Roman im Original, der Ullstein Verlag hat dem Buch den nicht gerade einladenden Titel „Federball“ gegeben (übersetzt vom großartigen Peter Torberg). „Populismus, Datenmissbrauch und Fake News – was tun, wenn die Welt plötzlich in Flammen steht?“, so die Frage, die als Klammer über dem Roman steht (okay, aber es muss doch nicht jedes Bild gerade hängen!). Hauptfigur ist der englische Spion Nat, der seine besten Tage deutlich hinter sich hat, und einen letzten Auftrag erfüllen soll. Zur Entspannung spielt Nat gerne Badminton – und das nicht nur mit guten Freunden. Wir stellen uns ein auf erfrischend altmodisch-intelligente Lektüre.

Mit Großem wartet der Insel Verlag auf, den man als Krimileser nicht unbedingt auf dem Radar hat: Vom Spanier Arturo Pérez-Reverte kommt der Roman „Das Los, das man zieht“ (übersetzt von Petra Zickmann), der dritte Teil einer Trilogie um den charmanten und gutaussehenden, zynischen und moralfreien Spion Lorenzo Falcó, der sich – bar jeder politischer Überzeugung – im Spanischen Bürgerkrieg auf beiden Seiten verdingt. Im Mai 1937 reist Falcó für eine gefährliche Mission nach Paris, wo er zwischen Galerien und Ateliers, Bars und Varietés Kontakt zu Picasso herstellen und den Maler an der Vollendung des Gemäldes „Guernica“ hindern soll. Falcó liebt die Gefahr – und die Frauen, die auch in diesem Buch sein Schicksal mitbestimmen werden. Wir freuen uns auf richtig Großes Kino, das deutlich mehr ist als ein Breitwand-Schinken vor historischem Setting (aber 20.99 Euro für die eBook-Ausgabe sind ein Hammer-Preis!).
Neues von Ian Rankin, einem der erfolgreichsten britischen Krimiautoren: „Ein Haus voller Lügen“ heisst der aktuelle Roman der langjährigen Reihe um Detective Inspector John Rebus aus dem schottischen Edinburgh (Goldmann, aus dem Englischen von Conny Lösch). Rebus, der seinen ersten Auftritt 1987 hatte und jetzt nach dreißig Jahren literarischer Ermittlerarbeit im wohlverdienten Ruhestand, gerät selbst ins Visier: Gut Zehn Jahre nach seinem Verschwinden wird die Leiche eines Privatdetektivs gefunden, und es tauchen Zweifel auf, dass es bei den damaligen Ermittlungen mit rechten Dingen zuging. Von den Untersuchungen in den eigenen Reihen ist auch Rebus betroffen, und dem könnte die Wahrheit gewaltigen Schaden zufügen…

Ebenfalls seit 1987 verfolgen wir Leben und Leiden von Dave Robicheaux – alkoholkranker Cop, Privatdetektiv, dann wieder Cop (und Bertreiber eines Angelshops und Bootsverleihs) aus den Bayous in Louisiana. James Lee Burke verbindet Geschichten von alttestamentarischer Wucht mit poetischen Naturbeschreibungen wie kaum jemand sonst in der amerikanischen Literatur. Im neuen Buch „Mein Name ist Robicheaux“ (Pendragon, aus dem Amerikanischen von Jürgen Bürger – in dieser CrimeMag-Ausgabe besprochen von Hanspeter Eggenberger), wacht Robicheaux nach einer harten Nacht auf mit zerschundenen Händen und kann sich nicht mehr an den vergangenen Abend erinnern. Als er erfährt, dass der Mörder seiner Frau ermordet wurde, wird er ihm klar, dass er sich in prekärer Lage befindet – aus der Robicheaux sich nur befreien kann dank der Hilfe seines robusten Kumpels Clete Purcell und der Tochter Alafair (die buchstäblich vom Himmel gefallen war). Gewiss feiner Stoff – unklar ist nur, warum der Pendragon Verlag vier Roman der Reihe überspringt und dem deutschen Publikum vorenthält…

Fast übersehen hätten wir Michael Rutgers Thriller „Anomalie – Nicht jedes Geheimnis darf ans Tageslicht“ (Bastei Taschenbuch, aus dem Englischen von Winfried Czech). Das Buch erzählt von einem, nun, Blogger, der auf seiner Website ungelösten Rätseln der Wissenschaft nachspürt. Bei seinen Recherchen erfährt er von einer streng unter Verschluss gehaltenen Höhle im Grand Canyon, in der es – genau, vorhersehbar! – zu einem tödlichen Katz-und-Maus-Spiel kommt. Das klingt alles trashig und nicht wirklich fesselnd. Nur hieß Michael Rutger früher Michael Marshall (Droemer/Knaur) und davor Michael Marshall Smith (Wunderlich/Rowohlt) und hat unter diesen Namen teils grandiose, teils merkwürdig-enigmatische Romane aus dem Grenzbereich zwischen Krimi und Science Fiction publiziert. Hinter „Anomalie“ könnte sich also ein kleines literarisches Schätzchen verbergen. Ruhig mal reinschauen!

Claudia Denker von der Krimiabteilung im Chatwins in Berlin-Schöneberg:
Meine Schatzsuche für diesen Monat beginnt mit einem wahren Krimi. Agentterrorist von Deniz Yücel (Kiepenheuer & Witsch) ist zwar schon ein Weilchen draußen, es lohnt sich aber, das hier noch einmal hervorzuheben. Das Buch erklärt, wie es überhaupt dazu kam, dass Deniz für ein Jahr weggesperrt wurde (viele haben sich ja gefragt, wieso er sich freiwillig gestellt hat), und er beschreibt seine Zeit im Knast mit so viel Wärme und Humor, dass es einen umhaut.

Bei Hanser ist ein Buch erschienen, dass mich ebenfalls sehr interessiert: Amaryllis Fox: »Live Undercover«. Sie erzählt aus Ihrer Zeit bei der Terrorismusabwehr der CIA.
Ein Päckchen abgeholt, Dumont hat mir was geschickt: Thomas Mullen: »Weißes Feuer«, die Fortsetzung von »Dark Town« (jetzt auch im Taschenbuch), Amerika vor der Bürgerrechtsbewegung, Atlanta 1950, bin gespannt.
Und natürlich freue ich mich sehr auf den dritten Fall des Ermittlerduos Ted Conkaffey und Amanda Pharrell, das sich Candice Fox ausgedacht hat. Sie müssen sich auf die Suche nach einem vermissten Jungen machen, so heißt das Buch auch »Missing Boy« (Suhrkamp).

Torsten Meinicke, Buchladen in der Osterstraße, Hamburg
In letzter Zeit gelesen und für gut befunden:
– Yishai Sarid, Limassol (Ü: Helene Seidler), Kein & Aber 2019: Die dreckige Seite des israelischen Geheimdienstes.
– Hannelore Cayre, Die Alte (Ü: Iris Konopik), Argument 2019: Warum sich nicht einen Haufen Drogen abgreifen, wenn das Pflegeheim der Mutter zu viel kostet? Denkt Madame Portefeux und tut es.-
Garry Disher, Hitze (Ü: Ango Laina und Angelika Müller), Pulp Master 2019: Wyatt ist immer eine lässige Lektüre, hier noch getoppt durch das coolste Finale ever!

– Simone Buchholz, Hotel Cartagena, Suhrkamp 2019: Chastity Riley in Geiselhaft im Hotel am Hafen. Simone Buchholz zieht es dieses Mal bis nach Kolumbien.
– Elmore Leonard, Cuba Libre (Ü: Christoph Göhler), Goldmann 1999: Da haben Mayer und Göhre mich neugierig gemacht: Süffiger Stoff, aber leider schon vergriffen.
– Ross Thomas, Der Fall in Singapur (Ü: Jana Frey und Gisbert Haefs), Alexander Verlag 2019: Sicherlich nicht der stärkste aller Ross-Thomas-Romane. Aber immer noch weit besser als 90 Prozent der Krimiliteratur.
Und etwas abseits des Genres:
– Stefan Kühl, Ganz normale Organisationen. Zur Soziologie des Holocaust, Suhrkamp 2014: Ein Soziologe blickt auf die Organisation der Vernichtung der europäischen Juden.
– Michael Wildt, Die Ambivalenz des Volkes. Der Nationalsozialismus als Gesellschaftsgeschichte, Suhrkamp 2019: Wer vom „Volk“ redet, darf dessen Abgründe nicht verschweigen. Aktueller denn je!
– Hans Woller, Gerd Müller oder Wie das große Geld in den Fußball kam, C.H. Beck 2019: Für alle, die wissen wollen, wo die Uhrenschmuggler und Steuerhinterzieher Rummenigge und Hoeneß in die Lehre gegangen sind.

Monika Dobler von Buchhandlung Glatteis, München:

Eva Garcia Saenz, Das Ritual des Wassers (S. Fischer/Scherz, Ü: Alice Jakubeit) – nach „Die Stille des Todes“ die Fortsetzung und wer schon diesen gekauft hat, greift ohne zu fragen nach dem neuen Band
Lucas Fassnacht, #KillTheRich – Wer Neid sät, wird Hass ernten (blanvalet) – der Poetry Slammer Fassnacht hat einen sehr aktuellen Politthriller geschrieben
Martin Suter, Allmen und der Koi (Diogenes) – eher Amüsement als Krimi, aber bei glatteis ist auch der neue Band wieder ein Renner
Alex Beer, Unter Wölfen (Limes) – die Autorin hat das Wien der 20er Jahre verlassen und ist jetzt in Nürnberg in den 40ern
Pierre Pouchairet, Unheiliges Land (polar, Ü: Roland Voullié) – Drogen in Nizza, Jerusalem, Nablus – und die komplizierten Ermittlungen für die israelischen und palästinensischen Polizisten

John Le Carré, Federball (Ullstein, Ü: Peter Torberg) – keine Frage, der Autor hat immer noch viele Fans, und das zurecht
Sam Eastland, Rote Ikone (Droemer/Knaur, Ü: Karl-Heinz Ebnet) – Band 6 der Reihe mit Inspektor Pekkala im stalinistischen Russland
Anna Tell, Nächte des Zorns (Rowohlt, Ü: Ulla Ackermann) – schon „Vier Tage in Kabul“ hat bei glatteis viele LeserInnen gefunden.

Jutta Wilkesmann, Krimibuchhandlung Wendeltreppe, Frankfurt
Nathan Winters: Der Zug aus Enfield (Parlez)
Ben Aaronovitch: Der Oktobermann (dtv)
Alexander Oetker: Winteraustern (Hoffmann & Campe)
Bernhard Stäber: Raubtierstadt (acabus)
John le Carré: Federball (Ullstein)

Christian Koch, Buchhandlung Hammett, Berlin:
Viele Kunden, Freunde des Hammetts, Verlage und deren Auslieferungen haben in den letzten Wochen bemerkt, dass das Hammett in einer heftigen Krise steckt. – Jetzt gibt es dazu eine Mitteilung. Die Entscheidung über die weitere Zunkunft des Hammetts wird in den nächsten beiden Monaten fallen. Im Moment hilft:
- Jeder Besuch im Hammett,
- jede Bestellung vor Ort, über die Website oder per E-Mail,
- jeder Kauf eines Gutscheins,
- jede Bücherspende für unser Krimi-Antiquariat hilft uns wirklich konkret.
- Auch für jede Weiterempfehlung im Freundes- und Bekanntenkreis sind wir dankbar, ebenso für Zuspruch bei einem Samstagsbesuch zum Plaudern über Krimis und anderes.
- Und es muss nicht immer ein Krimi sein. Wir bestellen mit Freude und Kompetenz jedes lieferbare Buch.

Comic/Heimkino
Oktober 2019 – von
Katrin Doerksen und Thomas Groh:
Asterix #38: Die Tochter des Vercingetorix
Egmont, Softcover, farbig, 48 Seiten, bestellbar
Der neuste Band der Asterix-Reihe feiert den nunmehr 60. Geburtstag des titelgebenden Helden und überrascht zu diesem Anlass mit einer neuen Figur: Im Mittelpunkt steht Adrénaline, die erste jugendliche Hauptheldin der Reihe.

Rote Blüten von Yoshiharu Tsuge
Reprodukt, Flexicover, Schwarzweiß, 400 Seiten, vorbestellbar
Zeit wird es, dass die Werke des Manga-Meisters Yoshiharu Tsuge auch auf Deutsch erschlossen werden. Den Anfang macht diese Sammlung von 20 Geschichten, die zwischen 1966 und 1973 im alternativen Manga-Magazin „Garo“ veröffentlicht wurden. Häufig autobiografisch inspirierte Geschichten, die Tsuge mit unvergleichlicher Poesie in traumhafte Bilder gießt.
Tante NonNon von Shigeru Mizuki
Reprodukt, Klappenbroschur, Schwarzweiß, 416 Seiten, vorbestellbar
Wer die fantastischen Wesen der Ghiblifilme liebt, wird um Tante NonNon nicht herumkommen: Shigeru Mizuki haben wir die weltweite Popularität der japanischen Naturgeister, der Yôkai, zu verdanken. Hier erzählt er, wie er sich als Kind begann für deren verborgene Welten zu begeistern.

Wannsee von Fabrice Le Hénanff
Knesebeck, farbig, gebunden, 88 Seiten, bestellbar
Auf den ersten Blick stehen die feingliedrigen Aquarellzeichnungen im scheinbaren Gegensatz zu den Gräueln, die auf der Wannseekonferenz besprochen werden. Der Franzose Fabrice Le Hénanff macht so jedoch ein besonders dunkles Kapitel deutscher Geschichte greifbar.
„Der große Indienschwindel“ von Alain Ayroles und Juanjo Guarnido
Splitter Verlag, gebunden, 160 Seiten, bestellbar

Krimi- und Comicfreunde kennen Juanjo Guarnido vor allem von seinen großartigen Hardboiled-Comics rund um den anthropomorphisierten Kater Blacksad, der als klassischer Private Eye in der Mitte des 20. Jahrhunderts tapfer in die gesellschaftlichen Abgründen der USA blickt. Das Guarnido mal für Disney Animationsfilme gezeichnet hat, erkennt man am Detailreichtum seiner Bilder und der emotionalen Exaltiertheit seiner Figuren – was mit den erwachsenen Stoffen eine extrem reizvolle Kombination ergibt. „Der große Indienschwindel“ begibt sich nun auf die Suche nach El Dorado. Formal handelt es sich um eine Fortsetzung des Schelmenromans „El Buscon“ aus dem 17. Jahrhundert: Einen Taugenichts und Drückeberger verschlägt es nach Südamerika, wo der leichte Reichtum zu locken scheint, aber die Verheerungen von Kolonialismus und Rassismus zur existenziellen Bedrohung werden. Große Breitbild-Abenteuerkunst, brillant erzählt, episch ausstaffiert und vom Splitter Verlag in einer wunderschönen, wertigen Edition auf den Markt gebracht. Zweifellos einer der besten Comics des Jahres.

„Niegeschichte: Science Fiction als Kunst- und Denkmaschine“ von Dietmar Dath. Matthes & Seitz, gebunden, 942 Seiten, bestellbar
Keiner schreibt so kundig, anregend, intellektuell und streitbar über Science Fiction wie der FAZ-Feuillton-Redakteur, Schriftsteller und Kommunist Dietmar Dath. Jetzt hat er ein großes Herzensprojekt zuwege gebracht: Einen 900-Seiten-Abriss über sein Lieblingsgenre – mit viel Philosophie, Lesefreude und Liebe zum Gegenstand. Keine mit knabenhaft roten Ohren verfasste Hommage an Weltalleskapismus wurde hier vorgelegt, sondern ein dichter Lesebrocken, der das oft verfemte Genre für denkende Menschen fruchtbar und als Erkenntnisinstrument für politisches und gesellschaftliches Handeln dienlich macht. Eine ausführliche Besprechung folgt im Dezember – bis dahin überbrückt dieses wunderbare, ausführliche Radiogespräch mit dem Autor.
„Die Welt des Bruno Bozzetto“
BluRay, Koch Media, lieferbar ab 7. November

Bruno Bozzetto kennt man hierzulande vor allem vom „Herr Rossi“, der das Glück nach langer Suche hoffentlich mittlerweile gefunden hat. Dass der gute Mann auch davon unabhängig Langfilme animiert hat, ist weniger bekannt. Eine luxuriöse BluRay-Box, die jeden Cent wert ist, schafft dem nun Abhilfe: Mit Filmen wie „VIP – Mein Bruder, der Supermann“ und „Der wildeste Westen“ erweist sich Bozzetto als begnadeter Parodist und Satiriker, der mit den Mitteln der Groteske Zeitgeistphänomene aufs Korn nimmt. Dass Bozzetto, wie es in der italienischen Filmbranche der 60er und 70er oft üblich war, stramm links steht, ist den Filmen dabei stets anzumerken. „Herr Rossi“ trägt die rote Farbe ja schließlich nicht umsonst im Namen. Gerade in heutigen Zeiten, wo Nationalismus und Faschismus wieder an allen Ecken und Enden ihre hässlichen Fratzen zeigen, würde man sich wieder eine Filmkultur wünschen, die von einer so klaren politischen Haltung geprägt ist.