Geschrieben am 20. Februar 2010 von für Crimemag, Kolumnen und Themen

Carlos Krimischmiede

Verschwörungen überall

Folgen Sie auch heute wieder Carlo Schäfer in seine Krimischmiede, in der er auf dem Wahnsinn der Welt herumhämmert, auf dass die Funken sprühen. Das passiert mit schöner Regelmäßigkeit alle 14 Tage … Heute geht es um zwei Schicksalsfragen der Menschheit: Paranoia & Dummheit.

Bilde ich mir es nur ein, oder weht uns der Zeitgeist eine anwachsende Zahl von Verschwörungstheoretikern vor die Füße? Es ist doch etwas salonfähiger geworden, auch jenseits radikaler Positionen, besser gesagt: diesseits, finstere Ränke zu vermuten? Ja, es gab so was immer, aber zwischendurch war es etwas weniger geworden. Möglicherweise nach dem Mauerfall setzte ein gewisses Vertrauen in so etwas wie Wahrheit ein – das musste schief gehen. Aber muss es dann auch gleich wieder in so düsteren Dialektikabusus geraten?

Also: Die Amerikaner haben die Twin-Towers selbst in die Luft gejagt, um Grund für Kriege zu haben und einem bis dato schlagflüssig dahindämmernden Präsidentendepp eine Beschäftigung zu geben? Man muss sie nicht alle lieben, den Letzterwähnten gleich gar nicht, um die offizielle Version für doch um ein Vielfaches wahrscheinlicher zu halten. Mögen wir nicht alles wissen – im Groben wissen wir schon –, dass da ein paar parfümierte Herren mit Teppichmessern unterwegs waren.

Es fällt mir weiter auf, dass mittlerweile auch ursprünglich für zurechnungsfähig gehaltene Zeitgenossen aus dem Bekanntenkreis (nicht Freundeskreis) schon auch mal wieder laut darüber nachdenken, dass die Juden doch immer und überall unbeliebt waren, dass sie ja gerade so im Finanzsektor … Finanzkrise … Wer da wohl die Finger im Spiel hat, und ob der wohl Kirchensteuer zahlt? Nicht wahr, man meint ja nur!

So weit so widerlich.

Und selbst gehört und doch sehr dumm: Deutschland hat deshalb kein Tempolimit, weil die Politik so dem Bürger eine Triebabfuhr spendiert, ohne diese er längst auf die Barrikaden ginge.

Aber klar doch, wenn irgendwelche Geschwindigkeitswichser ausgebremst würden, brächten sie endlich massenhaft zum Ausdruck, dass die leeren Rentenkassen noch gar nix mit Überalterung zu tun haben, weil nämlich derzeit die geburtenstarken Jahrgänge am Schaffen und Zahlen sind, dass Sozialabbau wunderbar gelingt, wenn man den Leuten nur genug Angst macht. Unsere Potenzpiloten sind einfach zu entspannt nach ihrer Raserei, um sich in den politischen Diskurs zu mengen.

Wir wollen anscheinend alles glauben, nur nicht das, was wir tagtäglich erleben: dass die wahre Weltmacht DUMMHEIT heißt und allüberall quillt und gedeiht. Es sei deutlich gesagt: Auch unter meiner darob schmerzhaft bedrückten Schädeldecke.

Wir denken immer noch, eine planvolle, finstere Bosheit sei am Werk, wo doch einfach nichts am Werk ist, einfach blödes Zeug passiert. Deppen hochgespült werden und deppige Maßnahmen ergreifen, um oben zu bleiben.

In Heidelberg gibt es einen zentral gelegenen Platz, benannt nach dem großen Bismarck. Um ihn zu überqueren, braucht man zehn Minuten, nicht weil auch er groß wäre, sondern weil man sein Leben schnell dahingeben kann, wenn man auch nur eine der geschätzten fünfzehn verschiedenen Bus- und Bahnlinien, die ihn leider ebenfalls pausenlos überqueren, übersähe.

Der Platz war im Mittelalter ein Hafenbecken, schon das hat scheinbar nicht funktioniert. Man schüttete auf, legte trocken, siehe da, die Straßen fluchteten nicht – seitdem baut man ihn um. Und es ist also über Hunderte von Jahren noch nicht einmal gelungen, in einer nicht allzu großen Stadt eine ebene Fläche überquerbar zu machen.

Mir fiele beim besten Willen nicht ein, welchen Nutzen Freimaurer, Juden, weitere übliche Verdächtige aus diesem Mist ziehen wollten.

Wiewohl! Die Tatsache, dass etwas keinen vordergründigen Sinn hat, ist natürlich für den Schurken die beste Tarnung! Beim Bismarckplatz kriege ich es nicht hin, aber wie wäre das?

Der Vatikan ist gar nicht katholisch! Sicher, je eben, ja, siehe oben, die Tarnung ist scheinbar perfekt: Es riecht nach Inkontinenzwindeln und heimlich gekipptem Cognac, die umherirrenden Kasparen verkünden schlimmes Zeug, der ein oder andere Ministrant büßt die Fähigkeit schmerzfrei zu sitzen ein – aber Kohle machen die Herren, denen man mehrheitlich nicht mehr zutraute, einem Automaten einen Fahrschein zu entlocken – Kohle machen die Herren satt.

Was ist passiert? Schon vor dem zweiten Weltkrieg haben Juden den Vatikan unterwandert! Jawohl! Ratzinger soll ja laut Biografie im dann (von Russland und Polen und Belgien eigentlich begonnenen) Weltenbrand gekämpft haben. Sieht dieser faselnde Geißbock denn aus wie einer, der eine Knarre bedienen kann? Eben. ER WURDE AUSGETAUSCHT! Der echte Ratzinger ruht auf dem Grunde eines masurischen Sees! Stattdessen zieht ein greiser Agent des Mossad die römischen Strippen!

Beweise? Die verräterische Ausfälligkeit Benediktens gegen Moslems, kurz nach Amtsantritt, die auffällige Annäherung bereits seines kartoffelköpfigen Vorgängers an die offiziellen Juden sowie die Schweinegrippe, denn, gerade weil die Schweinegrippe so an sich nichts mit dem Vatikan zu tun hat – wobei, oho!

Ich glaube tatsächlich, dass die Schweinegrippe eine von der Pharmaindustrie gehypte Sache zum Zwecke großen Geldmachens ist. Mithin bin ich also auch Verschwörungstheoretiker. Scheiße. (ABER: Klosterfrau Melissengeist – klingelt’s da nicht? Jaja, altes Heilmittel bei GRIPPE! Muss man mehr erklären? KLOSTERfrau!)

Geht schon so Richtung Kollege D. Brown.

Also wer schreibt den Scheiß? Ich habe keine Lust.

Lieber überlege ich, ob Öttinger sich in Brüssel weiland deshalb besoffen hat, hierbei eine Spaßbrille aus Tee-Eiern trug, weil er EU-Kommissar werden wollte! Und wusste – so gänzlich ohne Ausstrahlung, Wissen und Geisteskräfte – er würde das nur werden, wenn er der gestrengen Preußin in Berlin einfach zu widerlich würde.

Ich bin mir fast sicher, dass Sigmar Gabriel eigentlich ein zur Askese neigender Mensch mit niedrigem Grundumsatz ist und spachteln kann wie ein Eber, ohne zuzunehmen – aber er hat früh gespürt, dass seine Zeit kommen wird, dass seine Partei irgendwann, nach den Jahren unter Zuchtknuten sehniger Feldwebel, einen Knuddelkurt an der Spitze braucht, eine Art großes Kuscheltier, zu dem es die Menschen hinzieht: um ihn in die Backen zu zwicken, ihn an den drallen Ohrlöffeln zu ziehen, ihn liebevoll zu pieksen und dann, vor lauter Behaglichkeit, ihn zu wählen. Sigmar Gabriel besteht zu fünfzig Prozent aus Botox.

Ich weiß allerdings, dass wir, besser gesagt unsere amerikanischen Kumpels, auf dem Mond waren. Warum? Wenn nicht, hätte einer ausgepackt, ganz bestimmt. Bei der Fülle von Alkoholikern, ausgebrannten Figuren, Scheidungsleichen, die solch ein Vertuschungsprojekt notwendigerweise erzeugte, ist eine solche Lügendisziplin schlicht nicht zu erwarten. Das wäre ja so, als wären Krimiautoren in Wirklichkeit ein frustrierter Haufen, der es leid ist, nicht ernst genommen zu werden, dubiosen Nachwuchs aus Volkshochschulkursen abzuwehren, von Lektoren und Verlagen ausgenutzt und vom Feuilleton verachtet zu werden. Wäre das so, würde doch bestimmt mal einer von den vielen Alkoholikern, ausgebrannten Figuren, Scheidungsleichen, die sich im Geschäft tummeln, auf den Tisch hauen. Macht aber keiner.

Also. Krimiautoren sind fröhliche, schlichte Schreibgemüter, Heißa!

Obwohl: Es gibt da ein Foto von der ersten Mondlandung, wenn man da die rechte untere Ecke stark vergrößert und dann röntgt, sieht man die Ahnung eines Schweizer Gardisten. Und der hat die Hose offen. Man sieht, dass er beschnitten ist! Manche Experten meinen, es könne sich um Urs Salommon handeln, einem Juden Schweizer Herkunft, der (offiziell!) zwar beim Skifahren ums Leben kam, sicher aber mit seinem Bruder Beat davor (und wer weiß? Auch danach?) das Alphornduo „Magic Twins“ bildete.

Twins!

Obacht!

Carlo Schäfer