Ich bin ein Mensch, verdammt noch mal!
Krieg deinen Arsch hoch und beweg dich, egal ob du weiß bist oder schwarz, dick oder dünn, jung oder alt. Von Tina Manske
Kaum hat er einen Grimme online Award in der Tasche, redet mancher schon Stuss – so der geschätzte Klaus Walter vom kürzlich preisgekrönten Byte.fm, der in der taz erstmal nicht weiß, dass Santigold eigentlich Santogold heißt* und dann auch nicht versteht, wofür die 24-jährige Britin Ebony Bones eigentlich riot betreibt. Hallo? Auf ihrem Debüt „Bone Of My Bones“ finden sich soviele Gründe, auf die Barrikaden zu gehen, wie es darauf Songs gibt.
Ex-Lover zum Beispiel: „Guess We’ll Always Have NY“ handelt von einer Trennung, von der nicht viel mehr übrigbleibt als Notlügen („Are you happy? Then I’m happy for you, too“), die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit in der Ostküstenstadt und ein Spruch, der an Humphrey Bogart erinnert, eben: „I guess we’ll always have New York“. „We Know All About U“ dagegen befasst sich mit der schwindenden Privatsphäre in unseren öffentlichen Räumen. „In G.O.D. We Trust (Gold, Oil & Drugs)“ beginnt mit einer an Gil Scott-Herons „The Revolution Will Not Be Televised“ erinnernden Durchsage: „I’m not gonna leave you alone. I want you to get mad…You’ve got to say: I’m a human being, goddammit!“
Alle Hebel
Ebony Bones versucht genau diese Worte in Musik umzusetzen: Krieg deinen Arsch hoch und beweg dich, egal ob du weiß bist oder schwarz, dick oder dünn, jung oder alt. Dazu werden alle Hebel bedient, sei es ein hysterischer Marsch („W.A.R.R.I.O.R“), cheesy Gypsy-Kings-Handclaps („We Know All About You“), arabische Harmonien („Ready When U Are“) oder alles andere, was man auf dem Weg sonst noch so findet – Hip-Hop, Funk, Punk, Dance, Pop. „Bone Of My Bones“ ist eklektisch bis an den Haaransatz und trotzdem als Album im Ganzen äußerst hörbar. Das liegt auch an der wandlungsfähigen Stimme, die locker zwischen Punkgirl und moderner Kate Bush mäandert. Nebenbei lässt sie in „I’m Ur Future X Wife“ Peaches ziemlich alt aussehen.
Ebony Bones ist schon berühmt, nämlich als Schauspielerin (sie war im Shakespeare Globe Theatre engagiert und in der britischen Serie „Family Affairs“ zu sehen), merkte allerdings ziemlich schnell, dass ihr die Musik besser liegt. Das haben wir jetzt davon: ein Album voller Energie und Spaß. Klar ist sie musikalisch die kleine Schwester der großen M.I.A., und von solchen Frauen kann man ja nicht genug haben.
* Shame on me this time – im Februar 2009 unterlag Santogold in einem Namensrechtsstreit und nennt sich seitdem Santigold. Danke für die Hinweise! [tm]
Tina Manske
Ebony Bones: Bone Of My Bones. Sunday Best/PIAS (Vertrieb: Rough Trade).