Geschrieben am 8. Dezember 2012 von für Crimemag, Kolumne

Carlos

Carlos entdeckt die Freuden gnadenloser Effizienz und warum weniger oft mehr ist. Viel mehr.

Ich habe festgestellt, dass ich umso mehr gelobt werde, umso kürzer meine Texte ausfallen. Demnach triumphierte ich vielleicht sogar, wenn ich gar nichts schriebe?
Nur – wie kann man im Gesichtsbuch etwas mögen, das gar nicht da ist? Fragen über Fragen.

FRAGEN ÜBER FRAGEN

Ein Ultrakurzkrimi von Carlo Schäfer
mit künstlerischem Anspruch und Lokalkolorit

 „Du!“ Das Wort hallte schneidend von den südbadischen Sichtbetonwänden bellend in mein Ohr. „Dich!“, sagte ich, „habe ich getötet, der ich dich geliebt habe! Was nun?“

Ich betrachtete durch ein Hymen von Tränen Felicitas – mäandriert verkrümmt, tot, gemetzelt, von mir, ihrem südbadischen Winzer und Liebhaber. Zitternd, während nun auch die Gedanken selbst schneidend bellen, öffnete ich einen Kaiserstühler Grauburgunder und nahm einige Happen vom kalten Schäufele, einer geräucherten Schweineschulter.

„Hat es jemand gesehen“, flüsterte ich heiser und febril, „gesehen, wie ich dich erlöst habe, von deinem Leide?“ Fragen über Fragen. „Wäre die Mittelohrentzündung vielleicht auch folgenlos abgeheilt, auch ohne Antibiotika, was englische und südbadische Studien nahe legen? Fragen über Fragen … Hab ich dich zu früh erlöst?“

„Ich würde sagen: Ja!“, Herrmann der Dorfpolizist trat hinter dem Heizungskessel hervor. „Ich habe alles mitbekommen – von den ersten Symptomen der Ohrenentzündung beim Winterweinhock bis hin zu deiner fatalen Tat! Auch das Schäufele, den Grauburgunder, sogar die Käseknöpfle gestern Abend und die Nierle. Gib auf, Stoffel.“

„Ich gebe auf“, sagte ich schneidend und bellend, mürbe und wund. „Warum hast du mich nicht aufgehalten. Und warum issescht du jetzt mein Schäufele?“

Kauend schlug mich Herrmann in Eisen und sagte, aufgegessen habend, nur: „Fragen über Fragen!“

Geil! Hat nur zehn Minuten gedauert! Und dafür krieg ich jetzt die üblichen zwei Mille, was hab ich für eine schöne Kolumnistenexistenz!

Schluss für heute!

Carlo Schäfer

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