Das Ich und seine Bezüglichkeit zum Amazon. Eine Phänomenologie von Carlos
Petra Gaidetzka – oder: Wer stürbe nicht gerne von solch charmanter Hand:
„Ein Rezensent hat es nur bis S. 18 geschafft, ich bin immerhin bis zur S. 150 vorgedrungen. Danach habe ich die Notbremse gezogen. Bis dahin war ich bereit, zwei Sterne zu vergeben. Habe dann den Rest des Buches quer gelesen (alles andere wäre unzumutbar gewesen) und bin auf den letzten Seiten wieder eingestiegen, weil ich einfach wissen wollte, wie die hanebüchene Geschichte ausgeht – und muss jetzt einen weiteren Stern abziehen. Den verbliebenen Stern bekommt das Buch für die Satire (die allerdings so überzogen ist, dass sie nicht mehr trifft).
Ansonsten: Verworrene und unglaubwürdige Story, die Charaktere […] nicht überzeugend, der Stil auch nicht überwältigend, zum Teil schlecht… Für die Grammatikfehler (der Genitiv war öfter dem Dativ sein Tod) mache ich den Lektor verantwortlich, er hätte sie zumindest bemerken und korrigieren müssen. Wie es dieser talentlose Autor geschafft hat, mehrere Bücher verlegen zu lassen (bis hin zu Sonderausgaben) und diese auch noch zu verkaufen, ist mir ein Rätsel. Ein quälend langweiliger sog. deutscher Kriminalroman. Das muss man nun wirklich nicht lesen.“
Diese Amazonrenzension der katholischen Theologin und vielfachen Buchautorin Petra Gaidetzka („Gott liebt dieses Kind“) gilt meinem Erstling „Im falschen Licht“ (2002), im Jahre 2008 erst, dann aber richtig, fand die Dame Zeit dazu.
Petra Gaidetzka hat natürlich vollkommen recht. Irgendjemand hätte mich doch meine grammatikalische Fehler hinweisen gekonnt!
Auch fast alles andere stimmt – nur das mit dem einen Stern, das stimmt nicht ganz. Den muss man nämlich vergeben.
Angesichts meiner Talentlosigkeit habe ich ein regelrecht schlechtes Gewissen, wenn ich bedenke, wie viel Zeit eine Autorin von Rang dafür aufgewandt hat, diesen Text, der für mich in der Tradition der großen Aufklärer, Gebrüder Kant, Kurt und Knut, steht, zu verfassen.
Wie selbstlos Menschen auf Amazon ihr (unbezahltes (!)) Wächteramt ausüben, stimmt demütig.
Machen wir es ihnen leichter!
Mein kleiner Amzonverissbaukasten:
Der Autor …
kann nicht schreiben.
hat schlampig recherchiert.
kann keine Spannung erzeugen.
ist talentlos.
Die Handlung ist …
verworren.
sinnlos.
simpel.
langweilig.
schnell erzählt.
widerlich.
Die Sprache ist …
widerlich.
ekelhaft.
überdreht.
bieder.
Das Buch ist …
eines der schlechtesten,
das schlechteste,
mit Abstand das schlechteste,
das ich je gelesen habe.
Schade um …
die Zeit.
das Geld.
Ich habe nur … Seiten geschafft.
Es ist mir unverständlich, dass …
das Buch einen Verleger gefunden hat.
der Autor mehrere Bücher veröffentlicht hat.
Leute das Buch kaufen. lesen. gar verschenken. nicht verbrennen.
Damit wäre der normale Verriss, alles nahezu frei kombinierbar, leicht zu erstellen.
Jetzt aber noch etwas Positives! Wenn es einen deutschen Krimi zu loben gilt, so sollten sich folgende Wörter und Wendungen unbedingt finden:
… konnte nicht mehr aufhören … humorvoll … viel Lokalkolorit … sympathische Figuren … unterhaltsam … liebevoll gezeichnete … erneut gelungen … ich freue mich schon …
PS: In beides – Verriss und Lobrede – gehört:
ICH ICH ICH ICH ICH ICH
Carlo Schäfer
Carlo Schäfer: Im falschen Licht. Kriminalroman. rororo Taschenbuch. 320 Seiten. 8,90 Euro.
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