Ja, Krimis sind so bunt und vielfältig, Carlos stellt uns die wichtigsten Varianten vor, besser – er lässt sie von deren profiliertesten VertreterInnen vorstellen:
Drei Diskussionsbeiträge
… zur Bandbreite des deutschsprachigen Kriminalromans beim letzten Symposion der „Krimimafia“ in Titisee-Neustadt seien hiermit zur Diskussion gestellt! Wir freuen uns auf rege Resonanz!
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Johann „Jimmi“ Erpel, Kassenwart.
Hallihallo! Liebe Krimifans! Dann mache ich mal den Anfang! Was wir brauchen, ist nicht Kultur pur, sondern schöne Entspannung, durch Spannung! Also muss der Plot spitze sein, aaaaaber nicht zu kompliziert! Weil, wir wollen uns ja entspannen. Was man (und frau auch!) aber tun kann, wenn man einen Krimi schreibt, ist Politik, z. B. gegen Nazis oder Umwelt, trotzdem gehört Humor dazu, und deshalb tue ich ihn auch hinein.
Aber immer schön dran denken: Wir wollen „Leute wie du und ich“ UNTERHALTEN, keine Doktoren oder selbsternannte „Philosophen“!
Ich, der Lokalkrimiautor Hans Hund, bin bekannt im ganzen Land (aber nicht doch – kicher), aber schon im Ort und Regierungsbezirk, für meine Lokalkrimis mit dem lustigen Inspektor Frieder Federle, stehe dafür mit meinem Namen. Wer will, kriegt ein Bild mit Unterschrift von mir.
Jetzt muss ich aber aufhören, denn der nächste spannende Fall „Die Falle ‒ ein Frieder Federle Lokalkrimi in Villingen“ (Verlag H. Hund) wartet.
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Ich sehe das ganz anders. Krimis zu schreiben, bedeutet für MICH: Stellung beziehen, Missstände beim NAMEN rufen, sich nicht wegducken, sondern schreiben was IST, was SEIN SOLL und was nicht WAHR SEIN DARF. Und da gibt es, Kollege Hund, weiß Gott mehr als die Naziumwelt, gegen die man halt nichts machen kann, weil sie in Ostdeutschland ist.
Deswegen habe ich, die Autorin Elisabeth Wedekind (im „wahren Leben“ Else Wirt), meine Generalkommissarin Vera Messer gleich politisch ausgedacht, und sie ist in ihrem ersten Fall „Die KITA in der Schuldenkrise“ so auch gleich von mir geschrieben worden.
Als MUTTER (Huhu Basti, Geert und Rachel, Mami kommt bald wieder heim!) und leidenschaftliche Bewohnerin von Reilingen bei Walldorf werde ich mich nicht verbiegen lassen, schon gar nicht von mir selbst! Es erscheint in Kürze: „Feuer in der evangelischen Kirche!“ (Verlag Hans Wirt/Reilingen).
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Ich kann mich meinen Vorrednern nicht anschließen. Ich bin weder der Märchenonkel für Frau Jedermann, noch lasse ich mich von der politischen Kaste vereinnahmen.
Ich schreibe STORYS, die hart sind, die meinen Lesern und mir alles abverlangen, wahrscheinlich, weil auch mein Leben eines der härteren Sorte ist: Als ich sieben war, starb mein Urgroßvater, mit neun hatte ich einen Fahrradunfall und musste am Knie behandelt werden.
Als mein bester Freund eine Freundin, hatte ich erst zwei Monate später eine. Und weil ich den Wehrdienst verweigerte, war ein entfernter Onkel eine Zeit lang enttäuscht. Außerdem bin ich seit Jahren gegen Oliven allergisch, die ich vorher immer gerne gegessen habe.
So kam ich, Thor Schneider (eigentlich Thomas), zu meiner pforzheimer Krimireihe mit dem gelähmten Bullen Bert Bitter und seinem Hund Hass! Nächster Band: „Tod in Pforzheim“, Goldstadtselbstverlag, bald.
Ich schreibe nicht für die Krimimimi, ich schreibe für Leute wie Wolf Biermann, Heiner Lauterbach, Manuel Neuer, mit einem Wort: für MÄNNER.
Carlo Schäfer
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