Gesten, Blicke, wenig Worte
– Großes Fernsehen: Jane Campions Fernsehserie „Top of the Lake“ aus Neuseeland. Von Alf Mayer.
Die letzten zehn der 360 Filmminuten sind beinahe wortlos. Das Ende der sechsteiligen Fernsehserie kommt ohne großen Wortwechsel, ohne verbales Geklingel oder viel Erklärungen. Umso mehr hallt es nach. Jane Campion, immer noch die einzige Filmregisseurin, die je in Cannes eine „Goldene Palme“ gewann (1990 für „Das Piano“), traut sich beeindruckend viel in ihrer TV-Serie „Top of the Lake“. Finanziert von der BBC, Robert Redfords Sundance Channel und australischem und neuseeländischem Geld, enstand da down under ein Fernsehereignis, das vieles – und eben auch Krimiserien, wie wir sie kennen – auf den Kopf stellt. Fernsehen, einmal anders.
Ich kenne Leute, die nach 20 Minuten ausgestiegen sind. Schon fremd, was einem da von Neuseeland aus auf den Hals rückt. Ein zwölfjähriges Mädchen stellt ihr Fahrrad ab, watet im Dämmerlicht in einen See. Selbstmordbereit. Zwei grausam tätowierte gammelige Rednecks geraten in Aufregung, weil Lkw um Lkw mit Containern durch ihr Tal fährt, hinüber auf das Grundstück am See, „was Pa sicher aufregen wird“. Der, ein langhaariger, drahtiger, versiffter Obermacho, der nur Hunde liebt, macht sich mit den beiden Söhnen auf. Im Geländewagen brausen sie hinüber, passieren ein Tor, auf dem „Paradise“ steht, sehen die abgeladenen Blechcontainer zu einer Art Dorf arrangiert, treffen im hüfthoch goldenen Gras auf zwei sonderbar abwesende Frauen. Die, beide reiferen Alters, hatten sich eben noch unterhalten: „Hast du es mit Masturbieren versucht? Es ist sehr entspannend, und du nimmst nicht zu davon:“ Die andere: „Ich mag Penisse.“ Die erste: „Ich auch. Ich mag die größeren.“ Und dann steht der Obermacho – es ist der lokale Druglord, werden wir lernen, die Wurzel vieler Übel, und der leibliche Vater des Mädchens vom Beginn – diesen beiden Frauen gegenüber, pisst vergeblich in ihren Wind. Da verstehen sich zwei nicht. Nämlich die Männer und die Frauen.
Ein Blick für Geschlechterverhältnisse
Das wird noch oft, sehr oft, passieren in „Top of the Lake“. Immer wieder überraschend, immer wieder schräg, immer wieder auf den Punkt. Männer und Frauen. Aneinander vorbei. Die einen behaupten Terrain, die anderen sich selbst. Und eine Würde. Wenn dies feministisches Filmemachen ist, und das ist es, zweifelsfrei, dann will ich noch viel mehr davon sehen.
Dass die Geschlechterverhältnisse so sind, wie sie sind, eben nicht so eiapopeia wie Gleichstellungs- und Quotenbeauftragte das gerne hätten, das ist in Jane Campions Film offenkundig. Ich sage Film, weil diese fulminante Qualitätsarbeit von normaler Fernsehkost so weit weg liegt wie Neuseeland vom ZDF-Serienstadel in Mainz-Lerchenberg. Nicht umsonst hatte die Serie auf dem Sundance Filmfestival in Utah Premiere und dann einen Platz auf der Berlinale. Jane Campion hat immer schon einen besonders genauen Blick für Geschlechterverhältnisse gehabt – von „An Angel at My Table“ (1990) wird weiter unten noch zu reden sein. Campion ist gelinde gesagt, im besten Sinne unkonventionell. Manchmal auch enervierend gnadenlos, man denke an die Beziehung zwischen Killer und potentiellem Opfer in ihrem erotischen Thriller „In the Cut“ (2003). Mir fällt nur noch Lars von Trier ein, der mit einem Lächeln oft ein Stück zu weit geht in dem, wie er ein Thema anfasst. Tja, und Campion, Jahrgang 1954, erzählt eben auch, wie man das vielleicht erst jenseits der 50 kann.
Hier nun ein wenig Inhalt, ohne Anspruch, alle erzählerischen Bögen abzudecken: Das selbstmordgefährdete Mädchen vom Anfang landet bei der Polizei, ist schwanger, aber redet nicht. Die junge Polizistin Robin Griffin (fulminant: Elizabeth Moss) aus Sydney, die gerade ihre krebskranke Mutter besucht, wird als Spezialistin für Kinder und Jugendliche vom örtlichen Polizeichef hinzugezogen. Robin bringt die junge Tu‘i zum Reden, ein wenig. Zu wenig, um zu erfahren, wer der Vater ist. Genug, um ein Feuer in der Polizistin zu entfachen, das sie gegen alle Hindernisse an diesem Fall halten wird. Denn das Mädchen verschwindet. Wurde sie ermordet? Beseitigt? Die Wahrheit wird dann noch viel schlimmer sein. Auf dem Weg dorthin werden auch wir Zuschauer an Abgründe geführt. Inhaltlich wie erzählerisch geht einem da vieles unter die Haut.
Präsenz noch lange nach dem Auftritt
„I’m so angry for her“, beschreibt die Polizistin einmal die sie befeuernde Wut. „Sie werden sich im Dreck wiederfinden bei Ihrer Suche“, warnt Holly Hunter als weiblicher Guru. Ihre Figur als zenbuddhistische Anführerin der Frauenkommune am See ist eine der Seltsamkeiten der Serie, eine sehr schräge Hommage an den Jogi Krishnamurti. Es stimmt, die neuseeländische Landschaft (um Queenstown mit dem Eingang zum Te Anau und zum Mt. Aspiring National Park) erinnert an den pazifischen Nordwesten Amerikas, aber Vergleiche mit David Lynchs „Twin Peaks“ von 1990 sind doch etwas weit hergeholt. Lynchs Interesse an seinen Protagonisten reichte nicht sonderlich tief, sie blieben eher interessant-originelle Kasperlefiguren als jemand aus Fleisch und Blut. Wie unvergleichbar körperlich dagegen Jane Campions Personen. Sie verfolgen einen, behalten ihre Präsenz lange noch nach ihrem Auftritt. Vieles in „Top of the Lake“ wirkt nach, entfaltet seine Sprengkraft mit Verzögerung – weil Campions Art der Erzählung sich nicht mit Effekthascherei oder Vergewisserungen aufhält, nicht alles noch einmal erklärt oder zusammenfasst, Eben weil da NICHT alles verbalisiert wird, wirkt es umso mehr.
Und wirkt wie Alchemie. Aus einer Handvoll bekannter Motive des Krimigenres und der Seifenopern wird hier etwas all diese Formen Transzendierendes, wird große gute intelligente Unterhaltung. Korrupte Polizisten, ein Rauschgiftbaron, Kindesmissbrauch, eine Polizistin mit einem Trauma, Rätsel um Herkunft und Vaterschaft, die Zutaten für sich könnten lächerliche Resultate zeigen – wie leider, um das hier zu bedauern und stattdessen Ken Bruens Romane zu empfehlen, gerade „Jack Taylor“ im ZDF.
Szenen und Blitzlichter
Ein paar wenige Beispiele: Wie Robin in Teil Vier nach einem Gespräch mit einem Pathologen, der von der örtlichen Polizei als Nervensäge abgetan wird und ihr von einer toten Dreizehnjährigen erzählt, in deren Vagina sich Kokainspuren fanden, auf der Straße läuft und beinahe von einem Auto angefahren wird.
Wie das Beweismittel dramaturgisch eingeführt wird, dass Tu‘i noch lebt: Ein Handy nämlich, auf dem sich ein Film mit ihr findet, das Handy eben noch das voyeuristische Werkzeug von zwei Jungs, die Robin und ihren Lover beim Sex im Wald filmten, die ganze Sequenz ein Emotionssturm mit wechselnden Perspektiven.
Wie der knochenharte, charismatische Druglord Matt Mitcham (vom Schotten Peter Mullan aus „War Horse“ sagenhaft intensiv und präsent gespielt), der seinen Söhnen die biblischen Namen Mark, Luke und Johannes (Johnno) gab, sich am Waldgrab seiner Mutter den Oberkörper blutig peitscht.
Wie Robins krebskranke Mutter mit ihrem Lebensgefährten, dessen Gesicht Maori sagt, fast ohne Worte kommuniziert. Wie sie beim Tischabräumen noch ein Stück Paprika vom Teller ihrer Tochter stibitzt und die beiden ihre lächelnden Blicke lange ineinander halten.
Wie es der Anrufbeantworter ist, der die Tochter über ihren Tod informiert.
Wie Robin es auf der Polizeiwache mit einem Hartholzwald an Männlichkeit zu tun hat.
Wie sie und ihre Jugendliebe Johnno sich wieder annähern, abstoßen, anziehen, verständigen, eine grausame Vergangenheit teilen.
Wie Robins Vorgesetzter Al Parker (David Wenham) das Verhör mit dem stummen, sich nur über „Yes“ und „No“ auf seinen Handflächen verständlich machenden Jamie übernimmt, der vermutlich Kontakt zu dem in der Wildnis untergetauchten Mädchen hat. Wie er ihn ohrfeigt und herumstößt, des Jungen Männlichkeit in Frage stellt, und von Robin zur Rede gestellt, gar nicht sehen kann und mag, dass man so nicht „unter Männern“ kommunizieren muss.
Wie eben jener Polizist der seltsamen jungen Kollegin aus der Stadt immer wieder ein wenig zu nah auf die Pelle rückt. Ihr indiskrete Fragen stellt. Oder einmal neben sie tritt und in die Luft sagt: „Ich weiß, was ich zu tun habe, wenn mir mein Engel begegnet.“ Ihr dann einen Heiratsantrag macht.
Da ist die Kamera von Adam Arkapaw, die ein Gefühl für Landschaft und den immer richtigen Abstand zu den Figuren hat (oft halbnah). Oft vergessen wir, dass es eine Kamera ist, die uns zuschauen lässt, oft ist sie einfach wie der eigene Blick es wäre. Aber dann gibt es auch Handkamera und Steadycam und einige berauschende Kranfahrten, etwa hinauf auf die übereinander gestapelten Container, wo der eines der entwurzelten Kids steht und mit seiner Akkustikgitarre Akkorde anschlägt, die in dieser Szene und diesem Moment des Films einfach stimmig sind und Gänsehaut machen.
Überhaupt die Musik des Komponisten Mark Bradshaw. Melancholisch und minimalistisch, nur wenige Instrumente. Eine E-Gitarre, Klavier und etwas Ambient-Klang. Das Klavierstück ist so etwas wie das Hauptthema, es stehtfür Tu’i, das junge vermisste Mädchen. Bradshaw wollte eine Art Wiegenlied, ein wenig verwunschen, rein und einfach, aber ein wenig dunkel. Er ließ sich von einem estnischen Volkslied inspirieren.
Wie das zwöfjährige Mädchen Tu‘i (Jacqueline Joe mit einer großartigen Darstellerleistung) die einzige zu sein scheint, die ihrem Vater mit völlig kaltem Herzen Paroli bieten kann. Wie sie sich nachts von zuhause fortstiehlt, und dann mit Pferd und umgehängter riesiger Jagdflinte bei der Frauenkommune auftaucht. Stumm. Stolz. Entschieden. Wie sie, als eine der Hauptfiguren, kaum sechs Sätze in sechs Stunden hat, und trotzdem eine Präsenz behauptet, die einem in den Schlaf folgt.
Wie der von den weiblichen Eindringlingen in „Paradise“ angepisste Druglord – eine der Frauen nennt ihn einmal einen „Alpha-Arsch“ – an einer Frau aufläuft, die dem wütenden Macho erzählt, sie würde sich gerade von der gescheiterten Beziehung mit einem Schimpansen erholen.
Wie dieser Mann vier Serienfolgen weiter mit seinem Jeep durch das Tor der Frauenkommune brettert und frustriert schreit und schreit „Ihr seid unfickbar!“
Und immer wieder Elizabeth Moss als Robin
Wie wir mehr und mehr verstehen, dass es alles andere als Masochismus ist, was Robin an diesem Fall so festhalten lässt. Was sie mit und ohne Worte mit dem verschwunden Mädchen verbindet: „Wo bist du? Bist du wirklich tot?“ Wie wir immer mehr verstehen, gegen was sie sich da eigentlich auflehnt. Wozu sie sich zwingt, aber auch ihre Umwelt. Wie sie sich von all den Männern nicht unterkriegen, nicht entwürdigen lassen will, die wissen, dass sie als 15jährige das Objekt einer Gruppenvergewaltigung wurde, die vielleicht Täter von damals sind.
Welche Art Mann Thomas M. Wright als Johnno Mitcham verkörpert. Groß und ein wenig schief, mehrfach aus der Bahn geraten, acht Jahre wegen Rauschgift in einem thailändischen Gefängnis verbracht und nun unter freiem Himmel lebend, im Unterholz, in einem Zelt, möglichst weit von seiner Familie entfernt. Wie körperlich ihn Campion inszeniert, oft halbnackt und verletzlich, so wie andere Regisseure es ohne viel Nachdenken mit Frauen tun. Wie fremdartig und wenig aufdringlich – dies in Neuseeland – seine Tätowierungen wirken, wie er … nein, dazu müsste man Frauen fragen, denn auch Robin findet ja sich von ihm angezogen.
Wie immer wieder Elizabeth Moss, die wir als Peggy Olson aus „Mad Men“ kennen, unser Augen auf sich zieht, so kindlich und verletzlich und doch taffe Frau. Zäh und entschlossen. Hart. Und dann wieder weich und sexy, körperlich, oft aber dabei ihren Lover Johnno fordernd. Jede Sekunde glaubt man ihr, dass sie wirklich die Kraft hat, dieser Männerwelt standzuhalten, es aufzunehmen mit was immer, ganz ohne Muskelspiel. Eine Frau voller Widersprüche, die ihre Ängste bei den Hörnern nimmt.
Jane Campion und Gerard Lee knüpfen mit dieser Frauenfigur an ihre Fernsehserie „An Angel at My Table“ von 1990 an, in der die junge Kerry Fox als Janet Frame im Kampf mit ihrer Umwelt liegt und sich eine eigene Realität schafft. Auch dieser Film hatte Momente, in denen man wegschalten wollte. Campions Regie-Instinkt kann ans Grausame grenzen.
Das Thema ist männliche Macht …
Tatsächlich ist es so, dass sich im hellen neuseeländischen Licht und unter Jane Champios Blick vieles klarer spiegelt als es in einem Milieu unserer Breiten vielleicht sichtbar würde. Es sind nicht nur andere Bräuche, andere Sitten – mit einer großen Selbstverständlichkeit tritt uns hier gegenüber, was Zeitgeist und politische Korrektheit anderswo schon eingetüncht haben. Unterschwelliges Thema der Serie ist männliche Macht. Schlimmer noch: Vergewaltigungskultur. Alltäglich und gemein, banal und im Scherz doch so „harmlos“, unter der Oberfläche aber eben von einer tiefen Angst gegenüber „dem Anderen“ erfüllt. (Oh, es gibt sie auch bei uns noch massenhaft, die frauenverachtenden Witze, etwa Mario Barth‘scher Provenienz, und die entsprechende Haltung.)
Jane Campion und – dies ist der richtige Zeitpunkt darauf hinzuweisen – ihr Co-Autor Gerald Lee, mit sie schon bei ihrem schonungslosen Erstlingsfilm „Sweetie“ zusammenarbeitete, stochern im Wespennest männlicher Aggressivitäten ohne jeden pädagogischen Zeigefinger (pardon the pun). Was sie zeigen, sind keine Lehrstücke oder Volkshochschul-Spielszenen, sondern einfach lakonische Wirklichkeit. Ja, die Frauenkommune ist strange, aber weder lächerlich noch sonderlich ausgedacht, stimmig in jedem Detail, das sich entfaltet. Von der Männerwelt versehrte Frauen, die einen anderen – und oft heiteren – Umgang mit sich und der Welt suchen. Das „male bonding“, dessen wir Zeuge werden, all das Auftreten des mehr eines Dutzends Männer in „Top of the Lake“ wirft kein gutes, aber ein äußerst realitätstüchtiges Bild auf die Gattung.
Alle Charaktere in „Top oft he Lake“ kennen eine furchtbare Wahrheit: Johnno war in einem grausigen Gefängnis, sein vermutlicher Vater Matt wurde von einer missbrauchenden Mutter zur Härte erzogen, Robins Mutter wurde geschlagen, all die Frauen in der „Paradise“ genannten Kommune sind einer schlechten Vergangenheit entflohen.
… und die Wahrheit
Robin sagt einmal, dass sie nie ihr Kind finden wollte, das sie damals zur Adoption freigeben musste und das aus einem gang rape stammte. Wenn sie selbst auch ein Kind solch eines Vorgangs wäre, die Möglichkeit besteht, würde sie sich umbringen. „Fuck the truth“, ruft sie aus. Am Ende der Serie ist sie so weit, ein Kind annehmen zu können und zu wollen, das aus einer Gruppenvergewaltigung stammt. „Fuck the truth“ erhält da eine andere Bedeutung, die Wahrheit ist mehr als nur schmerzhaft, sie ist auch ein wenig irrelevant. Da ist einfach ein Kind, das Eltern braucht. Das Ende wirft auch nochmal ein neues Licht auf die zwölfjährige Tu’i, die ihr Kind in der Wildnis gebar. Nun zeigt sich, dass sie alles andere als „golden“ ist, niemand, der zum Idealisieren taugt, wie Robin es so lange tat. Alle Hoffnung auf Erlösung ertrinkt da auf einmal im Lake Wakatipu. „Top of the Lake“ kann einen lange verfolgen ….
Nachsatz 1: „Deadwood“ (siehe auch den bei Liebeskind erschienen Roman von Pete Dexter) war es, das Jane Campion zu etwas mutig Anderem im Fernsehen ermutigte – all diese Leute mit ihren schönen Flatscreens zuhause, die auf etwas Aufregendes warten:
„It goes back to being influenced by some very early brave television makers, like David Milch of Deadwood. I remember seeing that show and going, “Oh my God, they are making this on television?” It made me reassess my view of what was possible anywhere. It felt like they were able to be braver and have a dialogue with the audience which was a lot more vigorous in a way than with film, where it feels like you have to pander to the audience a bit more to get them out of their houses. There’s all these people sitting at home with their beautiful flat-screens already waiting for something exciting to happen. I thought I could have a place there. I could try, anyway.“
Nachsatz 2: Troy Patterson, arbeitet sich bei „Slate“ in seiner Kolumne „Gentleman Scholar“ mit allerlei akademischen Distanzwaffen an der Serie ab:
„Top of the Lake is a curiosity among crime dramas. It’s a mood piece posing as a detective thriller—and simultaneously deconstructing its genre like a feminist essay. Top of the Lake’s misogynist atmosphere is so flagrant that Campion essentially inscribes it onto the landscape. Not only is the lake itself a cold, deep gaping wound at the heart of the town—a vaguely feminine symbol which strikes fear and awe in most of the characters, who will navigate it with their yachts but insist that “no one can survive in that water”—but, surrounded as it is by high hills and thickets of uncleared Outback, it is also the area’s ultimate proving ground, a place where dominant men assert their will, make lesser men “disappear,” and still others hide away completely. In town, it’s all close-ups and medium shots, evenly lit and carefully organized. But the surrounding nature of Laketop serves as a kind of battery for the unconscious, a womblike Lacanian Real where patriarchs recharge their hatred of women and one another. We frequently see these hills in long shot, tiny cars and dwarfed figures moving through a landscape that will swallow them in time.“
Nachsatz 3. Natalie Wilson sieht in der Serie eine „unverwässerte Schilderung von Vergewaltigungskultur“ und geht in ihrem interessanten Text auch auf Wasser als feministisches Symbol ein: „A Non-Watered-Down Depiction of Rape Culture“.
Alf Mayer
Top of the Lake
U.K./Australien 2013. & folgen, 353 Minuten. A See-Saw Films Production in Association with Screen Australia, Screen NSW and Fulcrum Media Finance for BBC, UKTV, the Sundance Channel. Regie: Jane Campion, Garth Davis: Drehbuch: Campion, Gerard Lee; Kamera: Adam Arkapaw; Schnitt: Alexandre de Franceschi, Scott Gray; Musik: Mark Bradshaw; Produktions Design: Fiona Crombie; Art Director: Ken Turner; mit: Elisabeth Moss, David Wenham, Peter Mullan, Thomas M. Wright, Holly Hunter, Jay Ryan, Kip Chapman, Jacqueline Joe, Robyn Malcolm, Genevieve Lemon, Georgi Kay, Skye Wansey, Alison Bruce, Sarah Valentine, Robyn Nevin, Calvin Tuteao, Lucy Lawless, Darren Gilshenan, Luke Buchanan, Mirrah Foulkes, Jacek Koman, Madeleine Sami.
Ausstrahlung auf Arte mit je 3 Folgen am 7. und 14. November 2013.
Alf Mayer