„Non-binary gender-queer post-homo-hop“
Es gibt Frank Ocean, der als erster bekannter Hip-Hopper vor einigen Jahren seine von der Norm abweichende Sexualität zum Thema machte (und bis heute macht, siehe sein neues großartiges Album). Und es gibt Kollegen wie mit seiner Kunstfigur Mykki Blanco, die das Genre des queeren Hip-Hops immer weiter nach vorne bringen. Mykki Blanco stellt Gendergrenzen in Frage, ohne Transgender zu sein. Oder doch? Seine/ihre Person ist schwer einzuordnen, und genau das ist das Konzept/die Idee/ihr Leben. Mykki selbst labelt sich als „non-binary gender-queer post-homo-hop musical artist“. Noch Fragen? Fans und Journalisten haben damit ihre liebe Mühe. Eine orangefarbene Perücke dient als ein Markenzeichen – abgesehen natürlich von dieser Stimme.
Die mäandert in einem non-binary-villeicht-doch-binary-Code zwischen einem bassähnlichen Timbre und dem Kippen desselben ins Falsett. Beunruhigend ist das und mithin damit genau das, was man vom Hip-Hop in diesen Zeiten erwarten darf. Mykki Blanco hat so einiges ausprobiert, bevor sie bei der Musik landete. Die Kunsthochschule zum Beispiel hat er geschmissen, weil ihm das alles zu fake war. Also Rapper/in, weil es so viele Geschichten zu erzählen gibt. Und die erzählt er durchaus unterhaltsam, in einem irren Tempo und mit interessanten Volten. Ein Song wie „My Nene“ ist ein gutes Beispiel für die elegante Art und Weise, wie Mykki Blanco nicht nur den Flow steuert, sondern auch für abwechslungsreiche musikalische Drehs sorgt. Und auch für Dope fürs Auge: Das Video zum epischen „High School Never Ends“ ist eine ebenso epische filmische Liebesgeschichte im Sinne Shakespeares, in Anlehnung an dessen „Romeo und Julia“, nur eben dargestellt auf die queere Weise.
Produziert wurde „Mykki“ von Woodkid, der für seine dunklen Beats bekannt ist, und Jeremiah Meece. Starkes Album eines Künstlers, der das Spiel im Hip-Hop – mit vereinten Kräften seiner Homies – vielleicht, hoffentlich drehen kann.
Tina Manske
Mykki Blanco: Mykki. !K7/Dogfood Music Group.
