Geschrieben am 1. November 2020 von für Crimemag, CrimeMag November 2020

Alf Mayer: Bücher über die „Ritchie Boys“

Propagandakrieger und Verhörspezialisten 

Zu vier Büchern aus dem Bohlau Verlag – und einem ganz besonderen Kapitel des Zweiten Weltkriegs

Für mich sind sie das Sonderzeichen des Zweiten Weltkrieges, sozusagen Das Große „&“. Für andere mögen sie eine Fußnote sein, die Soldaten von Camp Ritchie und Camp Sharpe, aber sie sind der Stoff, aus dem die Thriller sind. Sie waren die Schnittstelle von Exil und Widerstand, wahnwitzigen Lebensläufen, psychologischer Kriegsführung und Wagemut, gewonnenem Zweitem Weltkrieg und Rückführung der Deutschen und Österreicher in die Demokratie. Zahllose Vernehmungen von Kriegsgefangenen, Überläufern, Kriegsverbrechern, Mitläufern und damit die ersten Schritte einer Aufarbeitung des Nationalsozialismus, die Beweissammlung bis hin zu den Nürnberger Prozessen und die Mitarbeit am Aufbau demokratischer Medien in Deutschland und Österreich gehörten dazu. Zahlenmäßig waren sie eine überschaubare kleine Truppe voller Individualisten, die Propagandakrieger und Verhörspezialisten aus Camp Ritchie und Camp Sharpe. Die meisten von ihnen waren Exilanten: Österreicher und Deutsche in der US-Armee, in US-Propagandainstitutionen und im Kriegsgeheimdienst. Viel zu wenige wissen von ihnen. Dabei verdienen sie das Rampenlicht.

Andreas Pflügers nächstes großes Buch „Ritchie Girl“, das im Herbst 2021 bei Suhrkamp erscheinen wird, holt sich nicht nur im Namen das zentrale Personal aus Camp Ritchie. Es wird ein historischer Roman, wie es ihn noch nicht gegeben hat. Aber dafür müssen wir uns noch in Geduld üben. Was bisher über das Thema existiert, sind ein Buch und ein Dokumentarfilm von 2004/2005 – und gleich vier aktuelle Bücher aus dem Böhlau Verlag, Wien. Hier die Übersicht:

  • Robert Lackner: Camp Ritchie und seine Österreicher. Deutschsprachige Verhörsoldaten der US-Armee im Zweiten Weltkrieg. Böhlau Verlag, Wien Köln Weimar 20120. 342 Seiten, Register, 39 Euro.
  • Florian Traussnig: Die Psychokrieger aus Camp Sharpe. Österreicher aks Kampfpropagandisten der US-Armee im Zweiten Weltkrieg. Böhlau Verlag, Wien Köln Weimar 2020. 352 Seiten, Register, 49 Euro.
  • Florian Traussnig: Geistiger Widerstand von Außen. Österreicher in US-Propagandainstitutionen im Zweiten Weltkrieg. Böhlau Verlag, Wien Köln Weimar 2017. 403 Seiten, Register, 38 Euro.
  • Florian Traussnig: Militärischer Widerstand von Außen. Österreicher in US-Armee und Kriegsgeheimdienst im Zweiten Weltkrieg. Böhlau Verlag, Wien Köln Weimar 2016. 360 Seiten, Register, 38 Euro.
  • Die Ritchie Boys – Dokumentarfilm, 93 Min., Buch und Regie: Christian Bauer, Produktion: Tangram Christian Bauer Filmproduktion, Uraufführung: 23. April 2004, Hot Docs Toronto. Kurzfassung für das Fernsehen: Hass auf Hitler: Die Ritchie Boys. Kurzfassung, 45 Min., Erstausstrahlung ARD 9. Mai 2005.
  • Christian Bauer, Rebekka Göpfert: Die Ritchie Boys. Deutsche Emigranten beim US-Geheimdienst. Hoffmann & Campe, Hamburg 2005. 224 Seiten, antiquarisch.

„All except good American English“

Der Österreicher Joseph Simon erinnert sich: „Camp Ritchie war nur in der amerikanischen Armee möglich. In welcher anderen Armee der Welt wäre es denkbar, Soldaten und Offiziere zu finden, die mehr als vierzig verschiedene Muttersprachen sprechen? Ich habe das Register der Soldaten, nach Sprachen geordnet gesehen; da gab es einzelne Sprachen wie Baskisch oder Tatarisch, deren nur wenige kundig waren; Finnen, Portugiesen und Isländer gab es einige Dutzend; die weitaus größte Gruppe waren natürlich die Deutschsprachigen, denen mit großem Abstand die Italiener folgten.“
Ritchie Boy John E. Dolibois beschrieb es so: „The inmates of Camp Ritchie were said to speak fifty languages – all, in fact, except good American English.“

Camp Ritchie in Maryland war eine der ungewöhnlichsten und unkonventionellsten Einrichtung der US-Armee, betont der Historiker Lackner, der wie kaum ein anderer dessen Geschichte erforscht hat – seinen Kollegen Florian Traussnig, Autor von dreien der hier besprochenen Bücher, ausgenommen. Das Millitary Intelligence Training Center (MITC), das seine Rekruten in verschiedenen nachrichtendienstlichen Tätigkeiten und in psychologischer Kriegsführung ausbildete, war ein militärisches Kreativlabor. Primäre Aufgabe war es, die US-Armee für das Niederringen Nazi-Deutschlands mit dringend benötigten Spezialisten zu versorgen, die Informationen über den Gegner und das jeweilige Operationsgebiet sammeln und auswerten und Feindaktivitäten neutralisieren konnten. Für eine solche Aufgabe waren lokale und nationalstaatliche Sprachkenntnisse und spezifisches Wissen um den jeweiligen Kriegsschauplatz notwendig: Geografie, Politik, Wirtschaft, Kultur, psychologische Befindlichkeiten der Einheimischen. Das machte die „Ritchie Boys“, wie sie bald schon liebevoll genannt wurden, zu einem Sammelbecken von geflüchteten Widerstandskämpfern und Exilanten, von teils seltsamen Existenzen. Die wenigsten von ihnen waren gebürtige Amerikaner sondern Europäer verschiedenster Nationalitäten, die vor dem Faschismus in die Vereinigten Staaten geflüchtet waren und alle ihren eigenen, teils furchtbaren Erfahrung mit den Nazis gemacht hatten. Für die Planer im US-Kriegsministerium, schreibt Robert Lackner, „waren sie ein Trumpf im Kampf gegen die Achsenmächte“. Ab Ende 1942 gab es die ersten Feldeinsätze, und zwar im Mediterranean Theater of Operations (MEDTO), erst in Nordafrika und dann in Sizilien. Ritchie Boys waren für die Kriegsgefangenenbefragung am D-Day dabei, waren Übersetzer und „Mädchen für alles“ bei Einsätzen an der Westfront, bei der Ardennenoffensive oder Mitglieder der „Target Force“ oder kurz T Force genannten Sondereinheiten für bestimmte Zielobjekte, die nach bestimmten Personen fahndeten, entweder, weil man sie als Agenten ausschalten, als Wissenschaftler brauchen oder als Kriegsverbrecher vor Gericht stellen wollte.

„Abends am liebsten kotzen“

Zu ihnen gehörte etwa der Liedermacher Georg Kreisler, der dann später in Camp King in Oberursel – ein Ort, der ein eigenes Sachbuch wert ist, das ich hiermit ankündige – Ernst Kaltenbrunner, Julius Streicher und Otto Skorzeny verhörte und „abends am liebsten kotzen“ wollte, der Hollywood-Produzent Eric Pleskow, der Opernexperte Marcel Prawy, die Schriftsteller Klaus Mann und Stefan Heym oder Henry Schmitz, Felix Arnstein, Maximilian Lerner, Willi Perl, Hans Mauksch, Alfred Diamant, Peter Skala. Insgesamt wurden in Camp Ritchie zwischen Juli 1942 und Oktober 1945 mehr als 20 000 Personen in nachrichtendienstlichen Disziplinen unterrichtet: „Interrogation of Prisoners of War (IPW), Millitary Intelligence Interpretation (MII), Photo Interpretation (PI), Counterintelligence (CI), Order of Battle Analysis (OB), Terrain Intelligence (TI) und Signal Intelligence (SI).“ 

Die IPW-Verhörspezialisten entwickelten in der Regel ein feines Gespür für ihr Gegenüber, wofür natürlich ein gewisser Grad an Erfahrung notwendig war, das ließ sich nur im Einsatz erwerben. Oft, so Florian Traussnig, „reichte es aufgrund der von den Amerikanern georteten deutschen Unterwürfigkeit bereits aus, wenn sich der Verhörsoldat als Offizier präsentierte, auch wenn er in Wirklichkeit nur den Rang eines Sergeants bekleidete. Bei Gefangenen, die Kriegsverbrechen verdächtigt wurden, half es zudem, sie gegeneinander auszuspielen oder wie in Fort Hunt mehrere Soldaten gemeinsam in einen mikrofonierten Raum zu sperren und einfach nur abzuwarten.“

Journalistenschule der sehr besonderen Art

Ein Außenposten von Camp Ritchie war das 20 Kilometer entfernt liegende Camp Sharpe, eine innovative Propagandaschule der US-Armee. Chefausbilder der Propagandasparte war dort der Journalist Hans Habe, als János Békessy 1911 in Budapest geboren, der 1938 als Freiwilliger in die französischen Armee ging, von den Deutschen gefangen wurde, flüchten konnte und über England in die USA emigrierte. Sein Tatsachenbericht „A Thousand Shall Fall“ wurde 1941 in den USA zum Bestseller. Er meldete sich freiwillig zum Militär, ging mit der First Mobile Broadcasting Company – einer Feindsender-Einheit – auf den Afrikafeldzug, kehrte nach der Invasion von Italien in die USA zurück, brachte seine Fronterfahrungen in die Ausbildung von Soldaten ein und wurde eine Schlüsselfigur für die psychologische Kriegsführung der Westalliierten.

Der tschechische Regisseur und Autor Hanus Burger, dessen Film „Die Todesmühlen“ über die Befreiung der Konzentrationslager später dann von Billy Wilder für ein deutschen Publikum „vorführtauglich“ geschnitten wurde – auch eine bizarre Geschichte –, erlebte mit Habe einen Schulungskurs, „wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Der Stundenplan glich dem einer höheren Journalistenakademie. In einer Deutschlektion (täglich) lernten wir, uns kurz und prägnant auszudrücken und überflüssige Worte zu vermeiden. Wir lernten, wie man eine Zeitungsseite zusammenstellt, Überschriften erfindet und anordnet und welche Schrifttypen man dazu verwendet. Wir mussten Rundfunknachrichten abhören, mitschreiben, verarbeiten und neu formulieren. Jeden Tag war ein anderer von uns „Chefredakteur“, stellte mit Hilfe zweier gewöhnlicher Rundfunkempfänger die wichtigsten Tagesnachrichten zusammen, fasste sie in knappe, leicht sprechbare Sätze, zwang das Ganze in die von uns bewilligten fünfzehn Minuten und wies den Sprecher – jeden Tag war es ein anderer von uns – an, wie er sprechen sollte. Alle übrigen, samt dem Instruktor, mussten diese fünfzehn Minuten scharf kritisieren. In einem weiteren Kurs lernten wir Zeitgeschichte (…). Wir lernten, welche Zeitungen (in Deutschland) wessen Interessen vertraten, wer sie finanzierte, wer von den wichtigen Männern für sie schrieb. Und wir analysierten Nachrichten und Kommentare und schrieben selber welche. Jede Unterrichtsstunde dauerte fünfzig Minuten, wir konnten mit unseren Notizen kaum nachkommen und unseren Kopf auf das nachfolgende Thema umstellen. Dem Instruktor bereitete diese Umstellung offenbar keine Schwierigkeiten – es war immer derselbe: Oberleutnant Hans Habe.“

„Ei sörrender“

Das mit 552 Seiten schön in die Tiefe gehende Buch „Die Psychokrieger aus Camp Sharpe“ von Florian Traussnig folgt dem „Krieg der Worte“, der von insgesamt 41 exilösterreichischen „Psychokriegern“ in US-Uniform mit großem Einsatz gefochten wurde. Die nach ihrem Ausbildungsort bei Gettysburg benannten „Sharpe Boys“ versuchten, „ins Hirn des Feindes zu kriechen“. Als „Moralverhörer“ vernahmen die Kampfpropagandisten in Süd- und in Westeuropa deutsche und österreichische Kriegsgefangene. Sie texteten deutschsprachige Flugblätter, die eingekesselten Landsern nüchtern und faktennah ihre aussichtslose Lage schilderten. Sie richten emotionale Propagandaappelle per Lautsprecher an gegnerische Kämpfer, um sie zur Desertion zu bewegen. Sie schrieben und inszenierten dramatische Rundfunk-Hörspiele, um die Widersprüchlichkeit und Brutalität der Nationalsozialisten aufzuzeigen. Das „Ei sörrender“, das sie per Radiosendungen, Flugblättern oder per Lautsprechern den Wehrmachtssoldaten von der anderen Seite der Front her beizubringen suchten, hat gar manchem deutschen Soldaten das Leben gerettet.

Das gewichtige Buch korrespondiert mit zwei früheren umfänglichen Forschungsarbeiten des Autors: „Militärischer Widerstand von Außen. Österreicher in US-Armee und Kriegsgeheimdienst im Zweiten Weltkrieg“ (2016) und „Geistiger Widerstand von Außen. Österreicher in US-Propagandainstitutionen im Zweiten Weltkrieg“ (2017). Zu einem formidablen Quartett wird die – überaus verdienstvoll vom Böhlau Verlag in einem Bouquet gehaltene Forschungsarbeit – durch die in diesem Jahr erschienene Studie von Robert Lackner „Camp Ritchie und seine Österreicher. Deutschsprachige Verhörsoldaten der US-Armee im Zweiten Weltkrieg“. 

Während des Zweiten Weltkriegs dienten tausende Österreicher – meist Geflohene vor dem Nationalsozialismus – im Kriegsapparat der USA: in der US-Armee (etwa der legendären 10th Mountain Divison, durchaus ein eigenes Buch wert – siehe The Winter Army: The World War II Odyssey of the 10th Mountain Division, America’s Elite Alpine Warriors, 2019) und in den Geheimdiensten wie etwa dem subversiv agierenden „Office of Strategic Services“ (OSS), einem Vorläufer der CIA. Österreicher kämpften in amerikanischen Divisionen und nahmen als Wehrmachtsdeserteure an riskanten Geheimdienst-Einsätzen teil. Florian Traussnig liefert in „Militärischer Widerstand von Außen“ eine Zusammenschau des Forschungsstands und ergänzt sie mit biographischen Schlaglichtern, Einzelschicksalen und „Karrieren“ wie die des „Airborne Interrogators“ Frank Brandstetter, der ohne Wissen und Erlaubnis seiner Vorgesetzten am D-Day mit dem Fallschirm absprang, um an der Front zu verhören und dabei zu sein.

Emblem der 10th Mountain Division

Der Folgeband „Geistiger Widerstand von außen“ gilt den Hunderten von Exilösterreichern, die aktiv bei der „psychologischen Kriegsführung“ der USA dabei waren. Dazu gehörten etwa die vom Kriegsgeheimdienst Office of Strategic Services (OSS) als „verführerische Radiostimme“ eingesetzte Sängerin Vilma Kuerer, der für das Propagandaamt Office of War Information als Plakatkünstler tätige Henry Koerner, oder der von der US-Armee als Nachrichtenoffizier verwendete Jacob Tennenbaum. Das Buch bietet kriegsbiografische Fallstudien und vertieft sie mit kulturwissenschaftlichen und bildsprachlichen Detailanalysen zu den verschiedenen Spielarten der „weißen“ und „schwarzen“ US-Propaganda.

Wettlauf gegen die Zeit

Die meisten Camp Ritchie betreffenden Dokumente waren im U.S. Nationalarchiv in St. Louis eingelagert. Bei einem Feuer im Jahr 1973 wurden beinahe 80 Prozent der Dokumente zerstört, sodass die Forschung sich seither überwiegend auf mündliche Informationen stützen muss – ein Wettlauf gegen die Zeit. Der Dokumentarfilmer Christian Bauer konnte 2004 noch einige der Dabeigewesen für „Die Ritchie Boys“ vor die Kamera holen. Entgegen weit verbreiteter Ansicht verbrannten jedoch die MITC-Personakten aus Camp Ritchie nicht. Die beiden österreichischen Historiker Robert Lackner und Florian Traussnig konnten für ihre Mammutarbeit darauf zurückgreifen. 86 Prozent der Camp-Absolventen wurden danach in Kriegsgefangenenbefragung geschult. Rund 6000 Ritchie Boys waren nach Lackners Auswertung in Westeuropa im nachrichtendienstlichen Einsatz. 429 als Österreicher identifizierte Personen beendeten nach rekonstruierbarer Aktenlage den MITC-Basiskurs erfolgreich und erhielten ein entsprechendes Zeugnis, dazu kommen noch 38 Personen, die vor Ausbildungsende in den nachrichtendienstlichen Einsatz beordert und 27 Propagandaexperten ohne Abschluss, die in Camp Sharpe ausgebildet wurden. Daraus ergibt sich eine Gesamtzahl von 494 österreichischen Ritchie Boys. Zum überwiegenden Teil stammten sie alle aus Wien, 62 Prozent von ihnen waren Juden – was vermutlich in etwa ihrem Gesamtanteil in dieser Einheit entspricht.

Bezüglich der Herkunft der restlichen rund 11 000 Ritchie Boys – darunter rund 2000 deutsche Emigranten – existiert noch keine wissenschaftlich fundierte, gesamtstatistische Auswertung. So viele Einsätze und Details noch nicht erforscht, so viele Leben noch nicht erzählt. Aber mit den hier besprochenen Büchern gibt es einen Anfang.

Alf Mayer

P.S. 1: Robert Lackner hat über die Ritchie Boys auch einen Roman geschrieben, und zwar unter Pseudonym: Robert Lanke: Das längste Verhör. Verlag Tredition, Hamburg 2020. 376 Seiten, 14 Euro.

P.S. 2: Hübsche Fußnote: In den Personalakten von Camp Ritchie findet sich ein gewisser Cyril I. Hoosenbottom. Geboren auf den im Südpazifik gelegen Neuen Hybriden im Jahr 1889, absolvierte dieser „Hosenboden“ seine Schulzeit in Bayern, ehe er sich als Flohdompteur, Prediger, Spiritualist und Sheriff verdingte. Zu seinen Fähigkeiten zählten Kenntnisse des Englischen, Italienischen, Französischen, Deutschen, Griechischen, Serbischen, Tschechischen, Dänischen, Lateinischen und diverser afrikanischer Dialekte. In die USA eingebürgert, verfügte er schon über Erfahrungen als Nachrichtenoffizier und war bereits in Nordafrika, Sizilien und dem italienischen Festland im Einsatz gewesen, hatte unter anderem sieben Jahre in der französischen Fremdenlegion gedient, mit den Neuseeländern im Ersten Weltkrieg gekämpft und am Spanisch-Amerikanischen Krieg von 1898 teilgenommen, allerdings auf spanischer Seite. All dies säuberlich notiert auf dem Formular einer offiziellen Karteikarte, aber in seiner Mischung aus archetypischen US-Eigenschaften und Sammelsurium von Emigranteneigenschaften gewiss eine „Fälschung“, vermutlich von in der Campverwaltung eingesetzten Soldaten, unter denen sich auch der Schriftsteller Stefan Heym befand. Die Karte fügt sich ein in das Erscheinungsbild von Camp Ritchie als unsoldatischer Hort der Disziplinlosigkeit, die zumindest manchen Kommisskopf die Haare raufen ließ…

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