Geschrieben am 15. Oktober 2016 von für Crimemag, Interview

Marcus Münterfering: Bloody Questions – The Crime Questionnaire (19)

Heute: Friedrich Ani

Von Marcus Müntefering

42542Friedrich Ani ist der Solitär unter den deutschen Krimiautoren, auf höchstem Niveau hyperkreativ – er schreibt in höherer Frequenz Bücher, als Woody Allen Filme dreht. In diesem Jahr waren es bislang zwei Romane (weitere sind nicht angekündigt, aber man weiß ja nie …), zunächst der 20. und wohl letzte Süden-Roman „Der einsame Engel“ (Droemer), dann – deutlich bemerkenswerter – das finsterst vorstellbare Rachedrama „Nackter Mann, der brennt“ (Suhrkamp) – ein Solitär in Anis Bibliografie.

1. Haben Sie je darüber nachgedacht ein Verbrechen zu begehen oder gar schon mal eines begangen?

Ein Verbrechen habe ich noch nicht begangen, aber daran gedacht habe ich in meiner Jugend dauernd. Ich wollte alle möglichen Leute beseitigen, aber dann entdeckte ich wieder ein Buch und versank im Lesen und wurde erlöst.

2. Wer ist der schlimmste Schurke (oder der beste Bösewicht) der Literaturgeschichte?

Vielleicht König Richard III. Hannibal Lecter war auch nicht verkehrt. Die Welt – und auch die Welt der Literatur – ist voller Schurken …

3. Erinnern Sie sich an Ihren ersten literarischen Mord?

Den habe ich verdrängt. Ich glaube, es war an einem CSU-Politiker.

4. Die Beatles-oder-Stones-Frage: Hammett oder Chandler?

Camel oder Marlborough? Kerner oder Beckmann? Hitler oder Stalin? McDonalds oder Burger King? Nordsee oder Ostsee? ARD oder ZDF? Luise Kinseher oder Madonna? Köln oder Düsseldorf? Kommt drauf an …

5. Haben Sie schon einmal einen Toten gesehen? Und wenn ja: Wie hat das Ihr Leben verändert?

Leider habe ich schon einige tote Menschen gesehen. Jede Begegnung mit dem Tod ist eine Ermahnung zur Demut oder vielleicht zum Übermut …

6. Wurden Sie jemals Zeuge oder Opfer eines Verbrechens?

Nein.

7. Gibt es irgendjemanden auf der Welt, dem Sie den Tod wünschen?

Nein.

8. Welche Jobs hatten Sie, bevor Sie vom Schreiben leben konnten?

Kabelträger, Bühnenarbeiter, Reporter, Lohnschreiber.

9. Wären Sie nicht Schriftsteller – was würden Sie stattdessen tun (wollen)?

Ich würde trotzdem schreiben. Ich liebe diese Arbeit.

10. Hören Sie beim Schreiben Musik? Und falls ja: welche?

Beim Schreiben brauche ich Stille. Musik vorher und nachher.

11. Schreiben Sie lieber tagsüber oder nachts? Zu Hause am Schreibtisch oder wo immer Sie gerade sind?

Meist schreibe ich morgens bis in den frühen Nachmittag (manchmal zwei, manchmal sieben Seiten). Nachts schlafe ich oder besuche gastronomische Betriebe. Ich schreibe überall, wenn geschrieben werden muss.

12. Was machen Sie, wenn Sie nichts Vernünftiges zu Papier bringen?

Sachen löschen. Weiterschreiben. Wieder löschen. Weiterschreiben.

13. Was passiert nach dem Tod? Und was sollte nach dem Tod passieren?

Mal abwarten. Die Meinungen gehen da auseinander. Wichtig ist auf jeden Fall ein ordentlicher Umtrunk für die noch Anwesenden.

14. Verbrechen und Bestrafung: Was halten Sie vom Prinzip Auge-um-Auge/von der Todesstrafe?

Ich verachte die Todesstrafe.

16. Ihr Kommentar zu dem Bert-Brecht-Zitat „Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank“…

In eine Bank einzubrechen, lohnt sich heute nicht mehr, also was soll’s.

17. Was soll auf Ihrem Grabstein stehen?

Mein Name wäre nett.

 

Marcus Müntefering

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