Carlos
Life is stranger than fiction, sagt ein alter Spruch. Wohl wahr, sagt Carlo. Lesen Sie, warum…
Der Himmel ist trüb, der Wind pfeift lausig, das Konto fremdelt – Zeit für Selbstmitleid. Es ist hart das Autorenleben. Zum Beweis im Folgenden ein echter Mailwechsel, Namen, Zeiten, Orte sind geändert, sonst nichts. Einzig allein ein bisschen fettformatiertes Hervorheben habe ich mir erlaubt…
Hallo Herr Schäfer,
ich habe den Eindruck, Fred Bunker ist mal wieder im Ausland.
Da Sie mit ihm gemeinsam während des 11. Schwurbkrimifestivals am Hungerturm lesen, wende ich mich nun an Sie, mit der herzlichen Bitte, das angehängte Formular auszufüllen, damit Ihre Veranstaltung mit aufs Plakat und in die Flyer kommt. Wäre prima, wenn ich es in den nächsten Tagen zurück bekommen könnte.
Besten Dank und viele Grüße,
Anne Schnubbel
Hallo Fred, Herr Schwich war krank und kommt jetzt nicht dazu, beiliegendes Formular auszufüllen. Du liest bei „Bücher am Hungerturm“ am X. X., gemeinsam mit Carlo Schäfer.
Kannst du bitte das Formular ausfüllen, damit die Veranstaltung auf die Plakate und die Flyer kommt? Das wäre echt klasse! Reicht mir, wenn ich es bis nächste Woche bekomme.
Besten Dank im Voraus und herzliche Grüße,
AnneHallo Herr Schwich,
wäre prima, wenn Sie mir das Formular bis Ende der Woche zusenden möchten.
Beste Grüße,
Anne Schnubbel
Liebe Frau Schnubbel,
ehrlich gesagt stimmt mich Ihre Mail ratlos: Ich weiß gerade mal, dass ich im Rahmen Ihrer Veranstaltungen lesen soll – gut möglich, dass mir der Termin und der Ort vor Monaten mal gemailt wurden – einen Vertrag habe ich nicht erhalten, eine Absprache, was gelesen werden soll, wie lange und (nicht zuletzt) für wieviel Geld wurde m. W. nicht getroffen. Auch dass es eine Doppellesung ist, erfahre ich jetzt (nix dagegen – aber gerne informiert…)
Wie soll ich denn nun also um Himmels Willen diesen Fragebogen ausfüllen (und WARUM???) – den Autor z. B. als Veranstalter nach der Adresse eines Veranstaltungsortes zu fragen, wirkt wirklich etwas seltsam.
Da Sie mit einer web.de-Adresse gemailt haben, kann ich nur das dem Cc an Frau Weberknecht rückschließen, dass Sie (wohl) zum Holla-Verlag gehören und nicht zur Buchhandlung oder wem auch immer.
Aber ich kann es natürlich mal versuchen:
Titel der Veranstaltung: Keine Ahnung
Adresse des Veranstaltungsortes: s. o.
Datum/Uhrzeit der Veranstaltung: Wie ich las der X. X., Uhrzeit unbekannt. Wohl nicht morgens.
Tel.-Nr. für Anmeldung: Welche Anmeldung?
Internet-link: Was für einer – irgendeiner?
Autor/in: offensichtlich bekannt
Beschreibung der Veranstaltung (max. 5 Zeilen): Es wird vorgelesen
Evtl. Sonderwünsche bzgl. des Plakates: Mir ist so ziemlich alles außer meinem Honorar scheißegal. Und über dieses wüsste ich gerne mal was.
Etwas irritiert
Carlo Schäfer
Liebe Frau Weberknecht,
anbei gerne das Ganze, das beweist, dass Menschen nicht kommunizieren können.
Herzlicher Gruß
Carlo Schäfer
Liebe Frau Weberknecht,
Sie sollten meine Mail an Frau Schnubbel als Kopie erhalten haben. Frau Schnubbel aber nicht – mir wurde von Herrn Webmail gemeldet, sie habe ihr Speichervolumen bei web.de überschritten. Mithin bekommt sie gar keine Fragebögen mehr.
Wer ist Frau Schnubbel?
Ratlos freundlich grüßend
Carlo Schäfer
Hallo Herr Schäfer,
mein Postfach ist wieder empfangsbereit!
Ich habe die E-Mails „rausgekramt“ – vielleicht mögen Sie einen Blick drauf
werfen.
Zu Ihrer Frage, wer Frau Schnubbel ist: Ich bin eine Autorin, die „aus Spaß an
der Freude“ Lesungen fürs 11. Schwurbkrimifestival koordiniert. Ich brachte ca. 20 Veranstalter und Autoren in Kontakt, dies hat offenbar einmal nicht geklappt, wenn ich Ihre Mail richtig verstehe.
Nach dem Mail-Wechsel mit Ihnen habe ich im April den Inhaber der Buchhandlung am Hungerturm gebeten, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen, damit war für mich mein Part erledigt.
Ich maile nun nochmals die Buchhandlung an, damit er sich bei Ihnen meldet.
Ich selbst bin keine Veranstalterin, ich stelle lediglich den Kontakt her.
Noch einen schönen Abend,
A. Schnubbel
Liebe Frau Schnubbel,
das mag schon so sein, wie Sie schreiben, und ich habe ja auch geschrieben, dass ich nicht ausschließe, hierzu schon mal gemailt zu haben – wie ich sehe vor sechs Monaten. Es bleibt mir trotzdem rätselhaft, wie ich Ihre Fragen, selbst wenn ich schon einiges mehr seitens der Buchhandlung wüsste, hätte beantworten sollen – von mir die Daten des Veranstalters einholen zu wollen, scheint mir immer noch etwas seltsam. Dass Sie Veranstaltungen im Rahmen einer Aktion des Holla-Verlags koordinieren, ist etwas anderes, als selbst Veranstalter zu sein, aber doch sehr viel veranstalterhafter als mein Part.
Ich werde also warten müssen, bis ich von der Buchhandlung Konkretes höre und kann Ihnen sonst nicht weiterhelfen.
Grüße
Carlo Schäfer
Lieber Herr Schäfer,
der Veranstalter war eine Weile krank und so wurde ich gebeten, das Formular
auszufüllen … Da blieb mir nicht viel anderes übrig, als mich an die
beiden Autoren zu wenden.
Für mich ist es witzig, dass ich gestern, als mein E-Mail-Postfach wegen der
vielen Fotos, die ich für mein nächstes Buchprojekt zugesandt bekomme, überquoll, und ich mich unwissentlich dem Verdacht der mangelnden Kommunikationsfähigkeit aussetzte, […] in Sachen Kommunikationstraining unterwegs war. Sie sehen also, ich bemühe mich durchaus!
Ich verspreche, Sie nicht mehr zu behelligen, mein Postfach zu clearen und
ansonsten auf Mails vom Buchhändler zu warten.
Haben Sie noch einen schönen Tag! A. Schnubbel
Liebe Frau Schnubbel,
um die Sache abzuschließen: ich habe Frau Weberknecht nicht geschrieben, Sie könnten nicht kommunizieren, ich habe – nicht ohne Ironie – geschrieben, dass Menschen (also auch ich) nicht kommunizieren können. Wenn Sie sich auf das weibliche Analogon zum Schlips getreten fühlen, kann ich das nicht ganz nachvollziehen. Ich habe eine Mail bekommen, die ich schlicht nicht verstanden habe, in der mir recht eilig etwas abverlangt werden sollte, was ich nicht leisten konnte, auf die ich dann, technisch bedingt, nicht antworten konnte.
Dass ich mich nach sechs Monaten nicht mehr an einen recht kurzen Mailwechsel erinnere (auf den Sie ja auch gar nicht Bezug genommen haben) scheint mir nicht ungewöhnlich. Auch wenn der Veranstalter krank ist und Sie das in Zeitnot bringt, so kann ich doch, nur weil ich am X. X. dort lesen werde, trotzdem nicht wissen, was er auf Plakaten, Flyern etc. haben will und wo er sich befindet. Ob er eine Site hat, könnte ich, kann aber auch jeder andere recherchieren. Das Wort „behelligen“ fiel in meinen Mails nicht und ich bitte doch sehr das Ganze nun nicht in Richtung eines primadonnenhaften Autorenseelchen umzuinterpretieren, sonst spare ich mir die Lesung, das Leben ist – Sie wissen es – auch so nervig genug.
Viele Grüße
Carlo Schäfer
Der Buchhändler meldete sich dann irgendwann, fragte nach meinem Honorar und dem geplanten Text, nachdem er den gelesen hatte, teilte er mit, er müsse zum Zeitpunkt der ursprünglich geplanten Lesung leider überraschend renovieren.
Carlo Schäfer
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