Geschrieben am 22. Februar 2014 von für Carlos, Crimemag, Kolumne

Carlos

carlos41

Wer braucht schon Henning Mankell und seinen Wallander.

Wir haben Carlos und Hellström. Nein, nicht Ronnie …

Kommissar Hellström!

„Carlsson ist in Thailand gefasst worden, in Begleitung von Helga Lund“, Pelle Ystadson seufzte erleichtert auf. „Aber wir brauchen nun alle Informationen von Ihnen, um die Auslieferung der beiden betreiben zu können“, Kommissar Hellström beugte sich über den Schreibtisch: „Kaffee?“

Pelle nickte, es war seine vierzigste Tasse seit dem Morgen, dennoch war er todmüde, hatte er doch zweihundert Stunden nicht mehr geschlafen.

„Ich werde ihnen alles sagen“, sagte er, „außer den Sachen, die ich Ihnen nicht sagen kann!“

„Sagen wir ‚du‘“, sagte Hellström. „Schließlich sind wir Schweden!“ Pelle nickte: „Pelle!“

Der Kommissar goss ihm erneut Kaffee ein. Dann sagte er bedächtig: „Hellström“.

Pelle fixierte die Uhr mit den lustigen Bärenmotiven. Er konnte sie nicht mehr lesen, demnach hatte er einen Schlaganfall erlitten, aber das war jetzt egal.

„Es begann damit“, sagte er, „dass der Vizeprokurist der Hupenfabrik Slamdöten in Slam tot in einer afrikanischen Trommel gefunden wurde, was zunächst wie ein Unfall aussah. Erst durch seinen Bruder Pelle, er heißt auch Pelle, und auf Vermittlung von deinem Vorgänger Akneson, wurde ich mit der Sache betraut.“

„Warum du?“, fragte Hellström. „Warum hat er sich nicht an uns gewendet?“

„Darüber kann ich nicht sprechen!“, Pelle hob entschuldigend Hände und Füße.

„Warum nicht?“

„Ich bin Journalist, ich gebe niemals Informanten preis, könnte ich noch eine Tasse Kaffee haben?“ Verächtlich schnaubend, jedoch ansonsten schweigend, goss ihm Hellström nach. „Ich stellte rasch fest, dass die Buchhaltung der Hupenfabrik frisiert war, um den Börsenstart des Unternehmens zu beflügeln. Von Anfang an hatte ich Derida im Visier.“

„Der Derida?“, fragte Hellström alarmiert. „Wilhelm Derida, der Bruder des afrikanischen Diktators Paul Derida?“

Pelle nickte und bat um etwas mehr Kaffee. „Dann!“, fuhr er fort, „zeigte sich aber, dass Derida nicht als Einziger dafür verantwortlich sein konnte.“

„Warum?“, fragte Hellström und stach Pelle versehentlich mit dem Brieföffner aus Robbenzahn.

„Die Trommel war zu groß, er hätte sie nie alleine tragen können, nein, danke, oder obwohl, ich nehme noch einen Kaffee.“ Er trank die Tasse auf Ex. „Im Zuge meiner Recherchen bekam ich den Tipp, mir Helga Lund anzuschauen, die ein Verhältnis mit Derida, aber auch Seng Carlsson, dem Waffenschieberschuft und Besitzer einer Gebäudereinigungsfirma, die bevorzugt afrikanische Sklaven beschäftigt, hatte. Und mit mir. Kurz.“

„Und so kam Ezio Brentano, il Coteletto ins Spiel“, Hellström nickte verstehend.

„Aber nein!“, Pelle war verblüfft. „Der war schon lange tot! Und Derida auch!“

„Woher wusstest du davon!“, schrie Hellström. „Wer plaudert hier Staatsgeheimnisse aus?“

„Das kann ich nicht sagen!“, sagte Pelle mit hartem Blick.

„Schon wieder ein Informant?“, brüllte Hellström und fasste sich höhnisch in den Schritt.

„Nein“, sagte Pelle. „Ich habe es vergessen.“ Nur immer wahnsinniger knetete Hellström sein Geschlecht. „Sie haben, also sie …“ Kurz schlief Pelle und träumte von einer besseren Welt, wachte auf, fuhr fort, „ … Leute, Lund und Carlsson haben die Hupenfabrik als Waffelfabrik … Waffenfabrik mit Derida, dem Bruder, daher. Hingegen der Tod des Vizeprokuristen war ein dummer Zufall.“

„Es war kein Zufall“, sagte Hellström rau. „Das fehlende Bindeglied bist du. Du bist der Liebhaber von Emil Derida, dem Bruder von Wilhelm und Paul, UND DU SELBST bist der angeblich tote Vizeprokurist. Ich werde es dir nachweisen!“

Pelle wusste, es würde nicht leicht werden, seine Unschuld zu belegen, aber er würde kein Auge zu tun, bevor ihm das nicht gelungen sein würde. Stumm goss er sich einen Kaffee ein. Es würde Jahre dauern.

ENDE Band 1/7

Carlo Schäfer

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