Die Amigos
Folgen Sie auch heute wieder Carlo Schäfer in seine Krimischmiede, in der er auf dem Wahnsinn der Welt herumhämmert, auf dass die Funken sprühen. Das passiert mit schöner Regelmäßigkeit alle 14 Tage …
Aber dann, aber dann,
kommt der Schattenmann!
Tief hängt der Himmel im Tal. Ist Herbst. Der Sommer war sehr groß, mindestens neun Meter. Wer jetzt kein Haus hat? Weiß ich nicht.
Ach, ich weiß so vieles nicht …
Ich weiß nicht, warum Guido „Barack“ Westerwelle in den elf Jahren, während derer er in aller Ruhe darauf warten konnte, Außenminister zu werden, nichts, wirklich gar nichts zu tun hatte, keine Privatstunden bei einem hübschen Englischlehrer genommen hat. War doch klar, dass die Briten frech werden! Die haben keine FDP. Die gönnen uns diese wahnsinnig tolle FDP nicht!
Ich weiß auch nicht, warum – beruflich begegnet man sich manchmal in einer nahen Kantine – die weltberühmten Heidelberger Ärzte zu ihren bemerkenswert ungesund zusammengestellten Mahlzeiten ihren lächerlichen weißen Kittel anbehalten. Vielleicht ist er einfach praktisch, um die Sabberschnute abzuwischen? Aber direkt neben dem eingetrockneten Abszessspritzer? Knapp unter syphilitischen Blutplacken und genau da, wo man sich den Mundstuhl der 111-Jährigen hingeschmotzt hat?
Ich weiß aber vor allem nicht, warum der Weltenlenker dieses Gaunerpaar nicht mit einem gnädigen Blitzschlag von der Erde fegt: www.die-amigos.de.
Zwei kotzehässliche Dumpfbacken in billigstem Heiratsschwindleroutfit stürmen nun schon seit Jahren die Charts, obwohl die Medienwelt sie in bemerkenswertem, ja hoffnungsvoll stimmendem Konsens ignoriert. Und ich Vollesel bin ihnen zumindest textlich auch schon verfallen:
Aber dann, aber dann,
kommt der Schattenmann!
Dieser Zweizeiler hat sich mir nach einmaligem, fassungslosem Betrachten einer nächtlichen Dauerwerbesendung für das bisherige Schandwerk der zwei mittelhessischen Tagdiebe in die Schläfenlappen tätowiert wie nicht ein Goethewort.
Dabei kann ich selber schöne Zweizeiler machen:
Dieser Körper ist mein Haus,
nur die Leber zieht bald aus.
Daneben gibt es Dinge, die ich gar nicht wissen will:
Münteferings Lieblingswitz, Schweinis Gedanken über ein Leben nach dem Tod, warum Roberto Blanco CSU-Mitglied ist und wie das wohl so wäre, müsste man dabei zuschauen, wie sich Kerner und Eva Herman versöhnten, hierbei eine Flasche öffneten, nichts vertrügen, ganz schnell aneinander ins Rumschrauben verfielen, dann wuchtig aufeinander stiegen und sie riefe dann: „Baptist, nein!“ Aber zu spät …
Und sicher nichts wissen will ich von sämtlichen literarturkritischen Auslassungen, Phantasmen, Glossolieen und schieren Tollheiten des wilden Wahlhessen R.-R.
Womit wir an diesem trüben Tag bei Dingen wären, die ich weiß – nämlich welche Buchveröffentlichungen ich noch erleben will:
Mario Barth: Ick un’ meene Olle – Schriften aus dem Nachlass des Frühvollendeten.
Klaus und Ludmilla Wowereit: Straight – Geschichte einer Heilung.
Wolfgang Schäuble: Achsenbruch – Mein kurzer Jakobsweg.
Frank Schirrmacher: Meine Rezepte – Vom Schleimsüppchen bis zum Hirnsalat.
Günther Grass: Aber dann, aber dann, kommt der Schattenmann.
Matthias Mattussek: Ich! Cool, kultik, katholisch.
Thomas Wörtche: Die Läuterung – Mein Leben als wiedergeborener Christ.
Lothar Matthäus: Die aristotelische Aussagenlogik im Lichte des französischen Poststrukturalismus. Versuch einer Dekonstruktion.
Günther Jauch: Förderschule – Biografie der jungen Jahre.
Carlo Schäfer: Problemlos Nichtraucher, trotzdem 30 Kilo weg, sehr reich geworden und den Nobelpreis gewonnen – mein verrücktes Jahr 2010.
Der Regen hat aufgehört, mein halbwüchsiger Sohn hat mir verziehen, dass ich ihm wutentbrannt den ungespülten Topf aufs Bett gestellt habe, eine Elster macht sich links von meinem Fenster an einem unterlegenen Geschöpf zu schaffen und wie sagte der Winzer, bei dem man unlängst in der Pfalz einkaufte: „Isch kanns nimmer.“ Gemeint war die Abwicklung einer Kreditkartenzahlung. Außerdem meinte er noch, der Alkohol ginge(!) in die Trauben, das sei „verrückt“.
Und wir ahnen, es ist wahr: Der Schattenmann kommt.
Und nur so zum Schluss: Wenn den unerzogenen Realschüler und Ex-Bibelforscher, Frechdachs, Dummkopf und Bobbelesabgelegtebesteiger Pocher mal ein paar albanische Jungs mit Tagesfreizeit und überschüssiger Kraft in den Schwitzkasten nähmen, ihn tüchtig, aber wirklich tüchtig durchbläuten, das wäre so schön. Bereits die betörende Vorstellung will sich noch mit der verehrten Leserschaft geteilt wissen.
Carlo Schäfer