Geschrieben am 4. August 2012 von für Crimemag, Krimigedicht

Krimigedicht: Hanns von Gumppenberg – König Donalds Zunge

König Donalds Zunge

von Hanns von Gumppenberg

König Donald, schau‘ nicht immer voran,
Schau um dich links und rechts –
Schon sank dein letzter Panzermann
Im Föhnsturm des Gefechts!

König Donald schaut nicht hin noch her,
Und jetzt wär’s all‘ zu spät:
König Helge mit gezücktem Speer
Als Sieger vor ihm steht.

Da wallte Donalds Nordmannssinn –
Er bat nicht für sein Loos,
Er bäumte hochauf das Löwenkinn
Und bleckte die Zunge bloß!

Wohl lag er schnell vom rächenden Stich
Durchstoßen und hingestreckt,
Doch ob ihm der Athem des Lebens entwich:
Seine Zunge, die blieb gebleckt!

Wohl eilte heran König Helge’s Sohn
Und schlug mit Zornesblick:
Doch der Heldenzunge Todeshohn
Wich keinen Zoll zurück.

Wohl sprangen herzu die Mannen all‘
Mit tobendem Lärmen und Schrei’n –
Trotz Fingerdruck und Fäusteprall
Die Zunge, die wollt‘ nicht hinein.

Und als man den Sarg im Siegeszug
Hinführte durchs festliche Thor,
Hing blauschwarz zwischen dem Bleigefug‘
Die trotzige Zunge hervor.

Wie braust der Jubel so donnernd laut!
König Helgen nicht laut genung:
Er reitet finsteren Blicks, und schaut
Auf König Donalds Zung‘.

– nach Moritz Graf Strachwitz –
(1929)

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