Wie Obama mit Giftgas von Erdogan über seine eigene Rote Linie getrieben werden sollte
– Was der größte investigative Journalist der Welt über ein geheimes Komplott herausgefunden hat. Von Wolfram Schütte
Das schon lange währende Schweigen über die Täter der grauenhaften Giftgasattacke im Syrischen Bürgerkrieg ist angesichts der zurecht weltweiten Empörung höchst verwunderlich – & auch nicht mit dem Fokuswechsel zur Ukraine zu erklären. Denn kaum war der Massenmord im vergangenen Jahr geschehen, wurde er “vom Westen” dem verhassten Assad-Regime zugeschrieben. Ihm traut man alles zu – umso mehr, als ja bekannt war, dass das Regime ein großes Arsenal von Chemiewaffen besaß.
Desto erstaunlicher ist es aber, dass der amerikanische Präsident mit aller seiner militärischen Macht nicht in Syrien eingriff, nachdem das Assad-Regime doch genau damit jene von Obama selbst gezogene “Rote Linie” überschritten gehabt & damit die USA nach eigenen Behauptungen quasi automatisch zum Eingreifen gezwungen hätte.
Warum hat Obama aber seine geballte Bomberwaffen- & Raketenmacht, die er im Mittelmeerraum hatte aufmarschieren lassen, nicht losschlagen lassen? Und warum hat er sich mit der Assad-Schutzmacht Russland darauf eingelassen, dass sich das syrische Regime unter internationaler Kontrolle seiner Chemiewaffen entledigt? Welche Ergebnisse brachte die UN-Untersuchung über das Giftgas zutage?
Viele Fragen, keine Antworten.
Das hat den größten investigativen Journalisten der Welt, den USAmerikaner Seymour M. Hersh, dazu gebracht, diesem Schweigen nachzuforschen & aufzudecken, was es zu einem vielsagenden Schweigen macht. Im jüngsten “London Review of Books” hat SMH das Ergebnis seiner Recherche veröffentlicht & der “Perlentaucher” hat dieser Woche darauf hingewiesen. Wenn unser “freier” politischer Journalismus noch seinem Selbstbild entspräche, wäre das aufregende Stück schon längst übersetzt & publiziert & Gegenstand einer öffentlichen Debatte geworden.
Nahe an der Wahrheit waren offenbar alle jene häretischen Skeptiker, die schon im vergangenen Jahr angenommen hatten, das Syrische Regime hätte nicht gewagt, Obamas Redline zu überschreiten und zwar, weil es dann zurecht den monströsen Militäreinsatz der USA hätte fürchten & weil es in einem Augenblick, in dem das Regime militärisch wieder die Oberhand zu gewinnen schien, zu diesem äußersten Mittel seiner Macht nicht hätte greifen müssen – schon gar nicht in nächster Nähe der untersuchenden UN-Ermittler. Es wäre also – von Assad aus gedacht – ebenso nutzlos wie selbstmörderisch gewesen.
Zweckvoller wäre es aber, sowohl das Regime damit in der Weltöffentlichkeit zu belasten wie die zögernden USA dazu zu zwingen, ihren “Wenn-dann”-Worten militärische Taten folgen zu lassen – umso mehr als die Rebellen dabei waren, den Bürgerkrieg zu verlieren.
Dies offen auszusprechen, hätte aber gehießen, den mit so viel Sympathie & Propaganda von unseren “westlichen” Regierungen & unserer Printpresse überschütteten “Rebellen gegen den Diktator Assad” das Menschheitsverbrechen eines Giftgasangriffs – dessen bedauernswerte zivile Opfer uns doch immer wieder optisch vor Augen gestellt worden waren – nicht dem baddy Assad, sondern den goody-gooddies seiner von uns hofierten Rebellen zuzutrauen.
War man damit nicht automatisch aber ein “Assad-Versteher”?
Wie augenblicklich ja jedes Verstehen im Sinne von Erkenntnis einer Motivation oder eines Interesses von den Ideologen einer geschlossenen (“westlichen”) Linie als billigendes “(Ein-)Verständnis” bewusst missverstanden wird.
Nun hat SMH aber bei seiner Recherche genau diesen Sachverhalt herausgefunden! Nämlich, dass die “Rebellen” (die sich ja gerade eben von allen nicht-religiösen Führungsfiguren “befreit” haben) das Verbrechen begangen haben & es dem verhassten Regime in die Schuhe schieben wollten, um die USA in den Bürgerkrieg hineinzuziehen.
SMH hat aber noch mehr aufgedeckt: dass es neben Obamas Red Line noch eine Rat Line gibt, die von Lybien über die Türkei zu einer von dem türkischen Ministerpräsidenten Erdogan unterstützten Rebellentruppe von Dschihadisten verläuft. Auf diesem “Rattenweg” haben die USA & der Nato-Partner Türkei schwere Waffen an die Rebellen geschickt, z.B. Luftabwehrraketen, mit denen man nicht nur – wie geschehen – Militärhubschrauber, sondern auch Passagierflugzeuge vom Himmel holen kann. Die geheime Waffenlieferung lybischen Militärmaterials in die Hände der Dschihadisten, die gegen Assad kämpfen, ist nach US-Recht ein illegaler Akt der Obama-Regierung, behauptet SMH & der scheinbar völlig unerklärliche Überfall auf die US-Botschaft im Lybischen Bengasi wird im Lichte von SMHs Kunde vom “Rattenweg“ erklärbar als geheimer Gegenangriff.
Nachdem der amerikanische Geheimdienst vom britischen erfahren hatte, dass das verwendete Giftgas nicht aus den syrischen Beständen stammte, blies Obama den Angriff ab & nachdem in der Botschaft mehrere (CIA) Mitglieder getötet worden waren, stellten die USA ihre Unterstützung auf dem “Rattenweg” ein. Erdogan, der davon träumt, den sich auf Minderheiten stützenden Assad zu stürzen & ein islamisches Regime in Syrien an die Macht zu bringen, sah sich plötzlich von den Nato-Partner USA im Stich & mit seiner von ihm protegierten islamischen Eingreiftruppe allein gelassen.
Also musste ein Initial gezündet werden, um den “zögerlichen” Obama zum Handeln zu zwingen. So hat denn Erdogans Stoßtrupp in Syrien die rote Linie mit dem selbstproduzierten Giftgas überschritten – ein Fake, wie einst der von den Nazis fingierten “polnischen Überfall” auf den oberschlesischen Sender Gleiwitz, der die von Hitler erwünschte Initialzündung für seinen Überfall auf Polen war. Obama fiel jedoch auf den schmutzigen Trick nicht herein.
SMH beschreibt, wie oft Erdogan bei einem Arbeitsessen in Washington Obama erpressen wollte, bis dieser ihm zu verstehen gab, dass man das Giftgas-Manöver schon längst durchschaut habe. Später im Jahr wurde übrigens ein weiterer Versuch Erdogans, nun seinerseits einen Vorwand zu fingieren, selbst mit Truppen einzugreifen, durch ein abgehörtes & publiziertes Telefongespräch bekannt. Vermutlich ist es die Frucht einer NSA-Überwachung der Türkei & seine Veröffentlichung ein Mittel, den zu allen anderen Tätlichkeiten auch noch kriegslüsternen Türken indirekt “an die Kandare” zu nehmen.
Denn öffentlich – so beschließt SMH seine Recherche mit einem Zitat eines anonymen US-Diplomaten – “können wir nicht sagen, was wir über Erdogans Rolle und das Gas wissen. Es wäre verheerend“.
Es ist aber noch verheerender, dass die “freie Presse” des “Westens” das ängstliche Schweigen der Weltmacht USA über den Massenmord ihres NATO-Partners & dessen großmäulig-korrupten Ministerpräsidenten hinnimmt & ihrerseits schweigt!
Wolfram Schütte