Geschrieben am 2. Dezember 2016 von für Kolumnen und Themen, Litmag

Essay: Markus Pohlmeyer über den Ursprung von Weihnachten

61b-7mj75glWeihnachten: antik und globalisiert[1]

Markus Pohlmeyer über die Geschichte von Weihnachten und die Entwicklung vom antiken Sonnenkult zum globalen Fest.

Prolog

Zur Wortgeschichte: „Im deutschen Sprachraum hat sich seit dem 12. Jahrhundert der Name Weihnachten eingebürgert. Er geht auf einen vorchristlichen Brauch zurück, die zwölf Nächte um die Jahreswende vom 24. Dezember bis zum 6. Januar als ‚geweihte‘ beziehungsweise heilige Nächte (mittelhochdeutsch wihen nahten), das heißt als Losnächte um Wintersonnenwende und Jahreswechsel, in besonderer Weise zu begehen.

In der Bezeichnung der geweihten, heiligen Nacht lässt sich aber auch eine christliche Deutung des Geburtsgeschehens erkennen, wenn die Geburt Christi metaphorisch in das Dunkel der Nacht versetzt wird, wofür es biblischerseits keinen Anhaltspunkt gibt. In den ältesten lateinischen Quellen wird das Fest Geburtstag (lat. dies nativitatis, natalis) unseres Herrn Jesus Christus genannt.“[2]

Das Fest

„In seiner jetzigen Form hat es sich erst im 19. Jahrhundert etabliert.“[3] Es, das allbekannte, global gefeierte, globalisiert postmoderne und doch so unbekannte (christliche) Weihnachtsfest, dessen Wurzeln in der Antike zu suchen, aber keinesfalls einfach zu finden sind. Wolfgang Kaschuba gibt einen interessanten kulturgeschichtlichen Überblick von Weihnachten[4] in Deutschland – im Kontext der Säkularisierung und in Abhängigkeit vom Ausbau des Eisenbahnnetzes: „Vor allem zog sich das Fest allmählich auf eine Form der bürgerlichen Weihnacht zurück, in der das ‚Gemeinschaftliche‘ bei Weihnachtsbaum und Kerzenlicht, bei Weihnachtsliedern und Geschenken nur noch im engen Familienkreis stattfand.

So geriet Weihnachten zur Inszenierungsbühne der bürgerlichen Familie, in dessen Lichterglanz man sich seine Zuneigung beweisen konnte. Und es wurde zugleich zum pädagogischen Fest, indem die Kinder lernten, daß das Aufsagen von Gedichten und das Vorsingen von Weihnachtsliedern mit Geschenken belohnt wurde. Aber auch die technische und industrielle Revolution ist bei diesem Wandel nicht unwichtig: Weihnachtsbäume verbreiteten sich in den Großstädten wie Berlin in breiteren Bevölkerungskreisen erst dann, als ab 1851 die neue Eisenbahnlinie aus Thüringen und dem Harz in großer Menge Tannen herbeischaffen konnte.“[5]

Weihnachten war und ist immer einer ideologischen Instrumentalisierung ausgesetzt: „Hatte der Nationalsozialismus versucht, W[eihnachten] umzufunktionieren zu einer Art Lichterkult (‚Deutsche W[eihnacht]‘), gingen Marxismus u[nd] Kommunismus daran, das Fest gänzlich abzuschaffen. An seine Stelle treten sollte ‚Väterchen Frost‘ (UdSSR); ‚Weihnachtsengel‘ wurden umbenannt in ‚Jahresendfiguren mit Flügeln‘ (DDR). In der G[egenwart] ist W[eichnachten] in den Sog nicht nur zunehmender Kommerzialisierung, sondern konsequenter ‚Vermarktung‘ geraten. W[eichnachten] wird ‚inszeniert‘, v[on] Reklame u[nd] Werbung erfaßt u[nd] als ‚Event‘ genutzt, um im Interesse eines endlosen, v[om] Kirchenjahr abgehobenen, geldschöpfenden Verwertungsprozesses ‚konsumiert‘ zu werden.“[6] Von totalitären Ideologien zu einer totalisierten Ökonomie: dieses Fest wirkt fast wie ein Seismograph auf gesellschaftliche Veränderungen.

Weihnachten wurde eine gigantische (auch ideologische) Projektionsfläche (was z.B. auch bestimmte Konzepte von Familie betraf). Daraus entstanden durch Inkulturation und Assimilation zahllose regionale wie globale Bräuche.[7] Neben geschmückten Bäumen[8] und vielen Geschenken bleibt die Krippe das Zentrum von Weihnachten: „Ihre Erfindung wird Franz von Assisi zugeschrieben, der 1223 mit lebenden Menschen und Tieren die heilige Geschichte nachgestellt haben soll. […] Obwohl im zentralen Figurenrepertoire weitgehend festgelegt, übten Stilepochen, finanzielle Möglichkeiten und handwerkliches Können stets Einfluss auf die Krippengestaltung aus.

Mit der Aufklärung wurde ihr Gebrauch zunehmend abgelehnt – auch von der katholischen Kirche. […] Nach dem Konflikt Roms mit der Preußischen Regierung in den 1870/80er Jahren wurden Krippen als didaktisches Mittel neu entdeckt. Mit steigender Missionstätigkeit verließen sie ihr europäisches Stammgebiet und kamen fast überall auf der Welt zum Einsatz. Und seit dem Ende des Kolonialismus wurde die Belegschaft der Krippen international und demokratisiert. Maria und Josef wurden Bantu, Hopi und Inuit.“[9]

Und mit der Krippe begannen die Probleme: im Grunde war Weihnachten – also das Narrativ von Geburt, Herkunft und Kindheit Jesu – eine Reaktion auf die (historischen) Lücken des ältesten Evangeliums (oder gemäß antiker Gattungen: der ältesten Vita) nach Markus. Während Markus als Erfinder der Gattung Evangelium die Handlung mit dem erwachsenen Jesus von Nazaret (und nicht von Betlehem!) beginnen lässt, füllen Lukas und Matthäus die biographischen Lücken mit mythologischem Material aus.[10]

Weihnachten, auch jenseits seiner christlichen Genese, ist vermutlich das globale Fest schlechthin geworden (und in einer gewissen Weise auch durch seine vielen Funktionen über-religiös im dem Sinne, dass der christliche Kontext zur Feier nicht mehr unbedingt notwendig wäre.) Und doch gibt es „[…] in der Forschung keinen Konsens über den Ursprung des Weihnachtsfestes am 25. Dezember. Dass sich das neue Fest in der damals wenig zentralisierten Kirche mit so erstaunlicher Schnelligkeit im Westen und in vielen Teilkirchen des Ostens noch im 4. Jahrhundert ausbreitete, hat wahrscheinlich auch darin seinen Grund, dass die Bekämpfung der arianischen Irrlehre die Person – und nicht nur das Werk – des Gottmenschen stärker in den Vordergrund treten ließ und ein Geburtsfest Christi dem Glaubensbekenntnis von Nizäa[11], das diese Irrlehre verurteilte (325), auch einen angemessenen liturgischen Ausdruck zu geben vermochte.“[12]

Der Stand der Forschung favorisiert im Grunde zwei Erklärungsmodelle: „Das Fest der Geburt Jesu Christi am 25. Dez[ember] ist erstmals für Rom 335/337 erwähnt, im selben Jahrhundert wird es im Osten rezipiert (in Ägypten und Jerusalem erst später). Der Festtermin soll entweder auf das errechnete Geburtsdatum Christi (»Berechnungshypothese«; heute zumeist abgelehnt) oder auf die Verdrängung des heidn[ischen][13] Sonnenfestes Natalis Solis Invicti (»religionsgeschichtl[iche] Hypothese«; […]) zurückgehen; möglicherweise hat sich beides ausgewirkt.“

Weihnachten durchlief lokale, regionale, ja sogar globale Transformationen[14] – und wir feiern Weihnachten in der Tradition des 19. Jahrhunderts – und je nach christlicher West- oder Ostkirche bzw. je nach Evangelist: „Am 25. Dezember gedenkt man der Geburt in der Krippe (gewissermaßen Weihnachten ‚Weihnachten nach Lukas‘), am 6. Januar der Magieranbetung (‚Weihnachten nach Matthäus‘).“[15]

Die Berechnungshypothese, ob denn nun Jesus so und so viele Jahre vor oder nach Christus geboren sei, wirkt zwar wie eine der vielen geschichtlichen Kuriositäten,[16] wird aber aus dem  Kontext der Christenverfolgungen vor allem unter Diokletian einsichtig. Es geht gewissermaßen um ein christliches Gegenprogramm zum römischen Staatskult: „Victorius von Aquitanien und Dionysius Exiguus hatten zum ersten Mal die Jahre »nach Christus« gezählt, der eine von der Passion, der andere von der Geburt an.

Beides war geschehen im Rahmen der Aufstellung von Ostertafeln – jener langfristigen Berechnung der Ostertermine also, mit der man Streitigkeiten zwischen östlichen und westlichen Kirchen über das richtige Osterdatum entschärfen wollte. […] Wie weit er [= Dionysius Exiguus; Anm. MP] sich bei der Bestimmung des Geburtsjahrs Jesu verrechnete, kann hier auf sich beruhen; entscheidend war das Prinzip der Zählung nach Christus, die sogenannten Inkarnationsära, die von seinen Berechnungen ihren Ausgang nahm. […] Die Menschwerdung Christi rückte in den Mittelpunkt und verdrängte die Erinnerung an die römischen Kaiser. So verschwanden mit dem neuen Osterzyklus die Anni Diocletiani […].“[17]

Die religionsgeschichtliche Hypothese verweist auf den soziokulturellen Kontext, in dem das  Christentum entstand: „Die erste, eher indirekte Erwähnung findet sich in einem stadtrömischen Kalenderdokument, das vor 336 entstanden sein muss. Wer diese Jahreszahl liest, horcht auf: Es ist die Regierungszeit Konstantins des Großen. Das ist vielleicht mehr als Zufall. Denn das Weihnachtsfest ist ein Fest, wie es diesem  Kaiser gefallen haben dürfte, ein Fest, das sich gut in die Religionspolitik dieses religiös so vielseitigen und so interessierten Mannes einfügt. […] Seine Religionspolitik war darauf ausgerichtet, die divergierenden Kräfte des multikulturellen und multireligiösen Riesenreiches unter dem Dach des Sonnenkultes zu sammeln. Anders als bei seinem Vorgänger Diokletian sollte diese Sammlung das Christentum nicht aus- sondern einschließen. Was wäre dazu besser geeignet als die Einführung eines Sonnen-Festes, das für Christen und Nichtchristen gleichermaßen geeignet und akzeptabel, ja jeweils als authentischer Ausdruck des eigenen Glaubens zu feiern war? Aus solchen Erwägungen hatte Konstantin den Sonn-Tag als wöchentlichen Ruhetag staatlich sanktioniert.“[18]

Unterstützung finden diese Überlegungen auch in Jakob Burckhardts epochalen Konstantin-Buch (1853): „Es ist nicht unmöglich, das Constantin in seinem ursprünglich an die Sonne und an Mithras angelehnten Deismus eine allgemeinere und deshalb vermeintlich höhere Grundgestalt aller Religionen zu besitzen glaubte. Zeitweise hat er wirklich neutrale Lebensformen für religiöse Dinge aufgesucht, welchen sich Christen und Heiden fügen sollten. Dieser Art ist der gemeinsame Sonntag […].“[19]

Eine solche Interaktion zwischen antiken Kulten/Kulturen und dem sich formierenden Christentum wurde gewissermaßen „von einem religiösen Modephänomen“[20] beschleunigt: „Der enorm populäre Mithraskult identifizierte den höchsten Weihegrad mit der Sonne […]. Die hohe Politik führte ihre Siege auf den Sol invictus, den ‚unbesiegbaren Sonnengott‘ zurück […]. Die Kaiser ließen sich auf ihren Münzen mit einem Strahlenkranz wie der Sonnengott Helios darstellen […]. Und auch bei den Christen war es üblich geworden, Christus als ‚Sonne der Gerechtigkeit‘ zu besingen, obwohl das Neue Testament einen solchen Titel für Christus gar nicht nahelegt […]. Wohlgemerkt: Diese ‚Sonnenfrömmigkeit‘ war kein uraltes Phänomen in der griechisch-römischen Kultur. […] Erst im 3. Jh. n. Chr. gewinnt der Sonnengott eine zentrale Stellung, die es ihm erlaubt, zahlreiche andere Götter in sich aufzusaugen.“[21]

Das Fazit: „Obwohl keine der beiden Hypothesen den 25. Dez[ember] als Geburtsdatum Christi beweisen u[nd] damit die Einf[ührung] eines Festtags erklären kann, wird die apologetisch-religionsgesch[ichtliche] Hypothese gut gestützt durch die […] sozio-kulturellen Parallelen; diese Hypothese veranschlagt den Einfluß der Kultur, in der die frühen Christen lebten, höher, als diese es selbst wohl zugeben würden.“[22]

Epilog

Vielleicht gilt abschließend für Weihnachten und seiner Genese, was Werner Mezger für die Rezeptionsgeschichte des Heiligen Nikolaus diagnostizierte: „[…J]e mehr sich die Spuren der als Ausgangspunkt dienenden historischen Peron(en) im Dunkel der Vergangenheit verlieren, desto schärfere Konturen nimmt die legendäre Figur an, desto gegenwärtiger wird sie. Möglicherweise kann sich eine Legende tatsächlich erst dann voll entfalten, wenn ihr durch das weitgehende Fehlen eines sicheren geschichtlichen Rahmens keine engen Grenzen gesetzt sind.“[23]

Markus Pohlmeyer

Markus Pohlmeyer lehrt an der Universität Flensburg (Schwerpunkte: Religionsphilosophie; Theologie und Science Fiction).

[1] Der vorliegende Aufsatz ist die veränderte und gekürzte Fassung von Markus Pohlmeyer: Weihnachten: vom antiken Sonnenkult zum globalen Fest, in B. Schmelz (Hg.): Weihnachten in aller Welt, Mitteilungen aus dem Museum für Völkerkunde Hamburg, Hamburg 2016, 12-26. (Die Weiterverwendung hier mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.) Mit Blick auf die antiken Hintergründe des Themas hier möchte ich noch hinweisen auf den grundlegenden Artikel von A. Demandt: Der Ursprung des Weihnachtsfestes, in: Ders.: Sieben Siegel. Essays zur Kulturgeschichte, Köln 2005, 1-18.

[2] S. Wahle: Das Fest der Menschwerdung. Weihnachten in Glaube, Kultur und Gesellschaft, Freiburg im Breisgau 2015, 15. Vgl. dazu auch Herger, in: Des Minnesangs Frühling, bearb. v. H. Moser – H. Tervooren, I. Texte, 38. Aufl., Stuttgart 1988, 51:

„Er ist gewaltic unde starc
der ze wîhen naht geborn wart.
daz ist der heilige Krist,
jâ lobt in allez, daz dir ist,
Niwan der tievel eine.
dur sînen grôzen übermuot,
sô wart im diu helle ze teile.“

[3] B. Schmelz: Weihnachten, in: Das gemeinsame Haus Europa. Handbuch zur europäischen Kulturgeschichte, hg. v. W. Köpke u. B. Schmelz, München 1999, 583-590, hier 583; und Ders, 583: „Weihnachten spielt im europäischen Festkreislauf eine herausragende Rolle. Auch wenn es viele nationale, regionale und lokale Varianten der Durchführung seitens der Bevölkerung gibt, ist es doch ein Grundelement in der Kultur Europas. Unser Kontinent ohne Weihnachten wäre bei seinem derzeitigen religiösen, wirtschaftlichen und kulturellen Gehalt gar nicht denkbar.“

[4] WeihNACHT, vgl. dazu auch Es ist ein Ros entsprungen: „Das Blühen des Rosenstocks geschieht mitten im kalten Winter […] – also zur Zeit der Wintersonnenwende, an der das Weihnachtsfest gefeiert wird – und wohl zu der halben Nacht […] – also zur Zeit der Christmette –, als tiefes Schweigen das All umfing, die Nacht in der Mitte ihres Laufs angelangt war und Gottes allmächtiges Wort vom Himmel herabkam (vgl. Weish 18,14-15).“ Zitiert nach: Geistliches Wunderhorn. Große deutsche Kirchenlieder, hg. v. H. Becker u.a., 2. Aufl., München 2003, 141.

[5] W. Kaschuba: Einführung in die Europäische Ethnologie, München 1999, 180 f. (Ders., ebd., 181: „Der Adventskranz wurde gar erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ‚erfunden‘, eine zusätzliche Verdienstchance für Floristen und Gärtner.“) Vgl. dazu auch A. Wirsching: Arbeit und Fest/Neuzeit, in: Europäische Mentalitätsgeschichte. Hauptthemen in Einzeldarstellungen, hg. v. P. Dinzelbacher, 2. Aufl., Stuttgart 2008, 401-414, hier 411: „Der Pluralisierung der politischen Willensbildung entsprach die Vielfalt der politischen Feste und Gedenktage als Kristallisationspunkte politischer Mobilisierung.

Die Diktaturen des 20. Jahrhunderts dagegen instrumentalisierten diese Festtradition zur totalitären Herrschaftsstabilisierung. Wenn schließlich seit 1945 im westlichen Europa eine Entpolitisierung der Feste zu konstatieren ist, ja nachgerade ein Verlust an der Fähigkeit zu feiern, so deutet dies auf ähnliche Entwicklungen hin, auf die wir schon beim Wandel der Arbeitseinstellungen gestoßen sind. Im Zeitalter der Massenmedien verliert das Fest seine ursprünglichen kommunikativen und politisch-demonstrativen Funktionen. Wenn sie nicht Show geworden sind, an denen das Publikum primär als Zuschauer partizipiert, dienen Feste als Zeiten der Nichtarbeit heute eher dem Rückzug in die Privatsphäre und dem Freizeitkonsum.“

[6] W. Lipp: Weihnachten III., in: LThK, Bd. 10, hg. v. W. Kasper u.a., Freiburg im Breisgau 2006 (3. Aufl.), 1021-1022, hier 1022.

[7] Vgl. dazu I. Weber-Kellermann: Das Weihnachtsfest. Eine Kultur- und Sozialgeschichte der Weihnachtszeit, Luzern – Frankfurt am Main 1978.

[8] Vgl. dazu Markus Pohlmeyer-Jöckel: Internationale Weihnachtsbäume, in: Internationale Weihnachtsbäume – Die Sammlung Maud Pohlmeyer, hg. v. Museen Burg Altena u. a., Iserlohn 1998, 4-26. Ders.: Der geschmückte Baum, in: Oh! Tannenbaum. Der Deutschen liebster Baum, hg. v. Th. Lindemann u. W. Metzger, Karlsruhe 2003, 9-13; und Ders.: Weihnachtsbäume in Deutschland, ebd., 55-74.

[9] A. Seim: Krippenwelten: Aus der Sammlung Maud Pohlmeyer, Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hg.), Karlsruhe 2012, 7.

[10] Die Begriffe historisch und biographisch sind im Zusammenhang mit den Evangelien nur eingeschränkt anwendbar, da diese Texte Interpretationen des Jesus-Ereignisses darstellen, und zwar auf dem Hintergrund der Ostererfahrung und schon eingesetzter Traditionsbildung.

[11] Zur christlichen Rezeption der 4. Ekloge Vergils, deren griechische „[…] Übersetzung […] Kaiser Constantin auf dem Konzil zu Nicaea mit einer christlichen Deutung verband […]“, vgl. M. v. Albrecht: Nachwort, in: P. Vergilius Maro: Bucolica. Hirtengedichte, lat./dt. übers. u. hg. M. v. Albrecht, Stuttgart 2001, 136-140 (Zitat von 136).

[12] A. Adam – W. Haunerland: Grundriss Liturgie, 10. Aufl., Freiburg im Breisgau 2014, 428.

[13] Heidnisch scheint mir eine unangebrachte Betrachtungsweise zu implizieren, als wären die antiken Religion minderwertig und erst durch die vermeintlich absolute Wahrheit des Christentums überboten worden.

[14] B. Kranemann: Weihnachten, in: Lexikon des Mittelalters VIII, München 2003, 2109-2110, hier 2109 f.

[15] M. Wallraff: Unsere Sonne ist nicht eure Sonne. Die Entstehung des Weihnachtsfestes in der Spätantike, in: Weihnachten, WuB (= Welt und Umwelt der Bibel) 4/2007, 10-15, hier 15.

[16] Vgl. dazu G. Theißen – A. Merz: Der historische Jesus. Ein Lehrbuch, 3. Aufl., Göttingen 2001, 149: „Jesus wurde unter Kaiser Augustus (27 v. – 14 n. Chr.) geboren (Lk 2,1), aller Wahrscheinlichkeit nach in Nazareth […]. Sichere Hinweise auf das genaue Geburtsjahr gibt es nicht. Zwar bezeugen Mt und Lk übereinstimmend, Jesus sei noch zu Lebzeiten Herodes des Großen geboren worden (Mt 2,1ff; Lk 1,5), d.h. nach Josephus […] vor dem Frühjahr des Jahres 4 v.Chr. Dieser terminus ante quem gilt zwar als wahrscheinlich, ist aber nicht unumstritten, da Zweifel an der Zuverlässigkeit der chronologischen Angaben sowohl der mt als auch der lk Vorgeschichte berechtigt sind. […] Von einer reichsweiten Steuererhebung unter Augustus ist aus außerchristlichen Quellen nichts bekannt. […] Quirinius war erst ab 6 n.Chr. syrischer Statthalter. Zwischen der Angabe, Jesus sei unter seiner Regentschaft und unter Herodes geboren worden, klafft also eine Lücke von mindestens 10 Jahren!“

Vgl. dazu auch M. Ebner: Jesus von Nazaret. Was wir von ihm wissen können, Stuttgart 2007, 98 f.: „Wollte man die Daten der Kindheitsgeschichten historisch auswerten, würde man sich in heillose Widersprüche verstricken. Wie die vielfachen Schriftverweise und –anspielungen zeigen, wollen die Kindheitsgeschichten als poetische Ausfaltung der David-Sohnschaft Jesu gelesen werden. Es geht um das urchristliche Bekenntnis zu Jesus als Messias im Rahmen der jüdischen Königsideologie. […] Nur so ist erklärbar, dass das Markusevangelium […] von seiner Geburt in Betlehem nichts weiß – und das Johannesevangelium eine Geburt in Betlehem sogar in Abrede stellt. […] Historisch gesehen ist Jesus nicht nur in Nazaret aufgewachsen, sondern auch dort geboren.“ Vgl. dazu auch: Die Anfänge des Christentums, hg. v. W. Graf u. K. Wiegandt, 2. Aufl., Frankfurt am Main 2009.

[17] H. Maier: Die christliche Zeitrechnung. Ihre Geschichte – ihre Bedeutung, Freiburg im Breisgau 2013, 35. Vgl. auch dazu den kritischen Einwand von A. Koschorke: Die Heilige Familie und ihre Folgen, Frankfurt am Main 2011, 12: „Die Negativzählung der Jahre vor Christi Geburt hat aber noch einen anderen bedeutsamen Effekt. Indem sie die alttestamentliche Chronologie überschreibt, gelingt es ihr sozusagen auf mathematischem Weg, die Vorgeschichte des Christentums, seinen jüdischen Ursprung, zu tilgen. Sie erfüllt in exakter Weise das Programm derjenigen Theologen, die das biblische Geschehen als Hinführung auf die Ankunft des christlichen Messias, das Alte Testament als Vorausdeutung des Neuen Testaments interpretieren.“ Zum Kalender allgemein siehe L. Holford-Strevens: Kleine Geschichte der Zeitrechnung und des Kalenders, übers. v. C. Rochow, Stuttgart 2008.

[18] Wallraff: Sonne (s. Anm. 15), 12 f.

[19] J. Burckhardt: Die Zeit Constantins des Großen, München 1982, 277. Vgl. dazu auch M. Clauss: Konstantin der Große und seine Zeit, 4. Aufl., München 2009, 40 f. Außerdem: „Gegen [… die] wirtschaftlichen Rhythmen werden primär rel[igiöse] Rhythmen im röm[ischen] Reich schon mit dem Sabbat seit der Zeit Cäsars in der Gesetzgebung berücksichtigt […]. Mit Constantinus I. d[em] Gr[oßen] wurde […] 321 eine Sonntagsgesetzgebung eröffnet, die den Sonntag von Gerichts- und wirtschaftlichen Aktivitäten zunehmend freistellen will (Cod. Theod. 2,8,1); damit wird die christl[iche] Monopolisierung des W[ochen]-Rhythmus eingeleitet.“ J. Rüpke: Woche, in: Der Neue Pauly 12/2, hg. v. H. Cancik u. H. Schneider, Stuttgart 2003/2012 (WBG-Ausgabe), 561-563, hier 563. Vgl. dazu auch „Verordnung des Sonntags (321)“ in: Quellensammlung zur Religionspolitik Konstantins des Großen, übers. u. hg. v. V. Keil, 2. Aufl., Darmstadt 1995, 150.

[20] Wallraff: Sonne (s. Anm. 15), 13.

[21] Wallraff: Sonne (s. Anm. 15), 13.

[22] S. K. Roll: Weihnachten I., in: LThK, Bd. 10, hg. v. W. Kasper u.a., Freiburg im Breisgau 2006 (3. Aufl.), 1017-1020, hier 1018.

[23] W. Mezger: Sankt Nikolaus. Zwischen Kult und Klamauk, Ostfildern 1993, 11. Vgl dazu auch C. Ettl: Leben mit einem Wunderkind. Maria im Neuen Testament, in: Maria und die Familie Jesu, WuB 4/2009, 10-17, hier 17: „Das neutestamentliche Marienbild ist nicht von historisch-biografischen Interessen geleitet. Bezüglich historischer Fragestellungen verschweigen die Texte mehr, als sie preisgeben. Das dürfte auch die hauptsächliche Ursache dafür sein, dass in nach-neutestamentlicher Zeit eine Vielfalt an apokryphen und legendarischen Marientexten entsteht, die die Lücken des Neuen Testaments füllen und offen gebliebene Fragen beantworten wollen, nicht selten in kreativer Weise.“

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