Geschrieben am 1. Juni 2019 von für Musikmag

Burnt Friedman: Musical Traditions in Central Europe – Explorer Series Volume 4

Das ist doch mal eine schöne Idee: die lange Reihe der ethnologischen Weltmusik zu erweitern durch die bisher selten betrachtete Musik des weißen Europas. Burnt Friedman, einer der profiliertesten Elektromusiker – legendär sind seine Sessions mit Jaki Liebezeit, dem ebenso legendären Drummer von Can – hat es sich mit seiner „Explorer Series“ auf seinem eigenen Label Nonplace zur Aufgabe gemacht, diesen Schatz zu heben. Auch wenn das alles ein Fake auf hohem ironischem Niveau ist.

Europa als Schmelztiegel verschiedenster Kulturen hat eine Unmenge an musikalischen Stilen hervorgebracht. Musik, wie Friedman sie versteht, ist vor allem live gespielte Musik. Wer seinen Gig zusammen mit Liebezeit im alten Festsaal Kreuzberg gesehen hat, der weiß, was das heißt. Nichts ist hier vorherbestimmt, alles kann passieren. Mit „Musical Traditions in Central Europe“ möchte Friedman ein Bild Berlins zeichnen. Nun wird kein Alien, die uns in 200 Jahren besucht, ein akkurates Bild Berlins in den Zehnerjahren vorfinden, wenn sie diese Platte ausgräbt. Aber sie wird immerhin gut unterhalten sein von den vielfältigen Klicks und Beeps und den selbstironischen Titeln („Supreme Self Dub“).

Tina Manske