Geschrieben am 10. Juli 2013 von für Musikmag

David Lynch: The Big Dream

davidlynch_thebigdreamDekonstruktion des amerikanischen Traums

– Auch das zweite Album des Regisseurs David Lynch begibt sich in dunkle Gefilde – wohin auch sonst. Von Tina Manske

2011 feierte David Lynch, der als Regisseur mit Filmen wie „Mulholland Drive“, „Lost Highway“ oder der Kult-TV-Serie „Twin Peaks“ zur crème de la crème des amerikanischen Kinos gehört, seinen Einstand als Musiker mit seinem Solodebüt „Crazy Clown Time“. Kritiker und Publikum waren einhellig begeistert. Nun erscheint der Nachfolger „The Big Dream“. Lynch zeigt sich als ernstzunehmender Songwriter – 11 der 12 Songs stammen aus seiner Feder, ergänzt durch ein Cover von Bob Dylans „The Ballad Of Hollis Brown“.

Meist im schleppenden 4/4-Takt erzählt Lynch dabei seine Stories, die von Verlorenheit erzählen in einer Landschaft, in der die großen Träume schon ausgeträumt sind. Ingredienzen sind der typische Slidegitarren-Sound des amerikanischen Westens, wo die Highways schon aufgrund ihrer enormen Länge und Geradlinigkeit straight to hell zu führen scheinen. Darüber legt Lynch seine gefilterte Stimme, wie ein Schamane führt er den Hörer über seine dunklen Pfade. Wenig verwunderlich, dass er dabei kinematografische Elemente nutzt, Stimmung und Charaktere erinnern sehr an zentrale Momente seiner Filme.

Entstanden ist „The Big Dream“ in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Dean Hurley, der auch die Instrumentalparts beisteuerte. Man begann mit einer Art Blues-Jam und folgte von dort aus dem, was da so kommen mochte – Lynch selbst bezeichnet den Stil des Albums als „Low Down Blues“. Kollegin Christina Mohr schrieb anlässlich von „Crazy Clown Time“ 2011: „Blues und Rock’n’Roll als typisch amerikanische Musiken durchziehen das gesamte Album und werden durch hypnotisch-wabernde Elektro-Beats, unheimliches Geflüster, Echo und Hall zu Klaustrophobie erzeugenden, surrealen Zerrbildern ihrer selbst.“ Dasselbe lässt sich auch vom neuen Album sagen; Lynch bleibt sich und seiner Dekonstruktion des amerikanischen Traums treu, egal, ob als Regisseur, Maler oder Musiker.

Als speziellen Download-Bonustrack gibt es übrigens eine schöne Kollaboration mit der schwedischen Sängerin Lykke Li – „I’m Waiting Here“ orientiert sich am Doo-Wop-Sound, den es in eine Scifi-Umgebung beamt, in extremer Zeitlupe, wenn man so will. Dazu wurde ein sehr passendes Video gedreht, bei dem die subjektive Kamera durch eine verlassene Wüstenlandschaft fährt – eine Art Aktualisierung der berühmten Eröffnungsszene von „Mulholland Drive“, diesmal bei gleißendem Sonnenlicht.

Tina Manske

David Lynch: The Big Dream. Sunday Best/Pias (Rough Trade).

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