Zwielichtig tagtraumhaft
– Völlig ungeschliffenen Rock zelebrieren wieder Gallon Drunk mit der Einspielung „The Soul Of The Hour“. The Gun Club existieren nicht mehr, allerdings aus der Londoner Szene immer noch die etwas artverwandten Gallon Drunk, die zu Beginn der 1990er-Jahre erstmals erfolgreich aufgetaucht waren. Sie spielten nun in Hamburg im Clouds Hill Studio ihr neuestes Werk ein, das Johann Scheerer produzierte.
Es ist Altbewährtes zwischen hart bass- und schlagzeugbetontem, total vorwärtstreibendem Rhythmus mit „The Exit Sign“ oder „The Speed Of Fear“ und hypnotischem, trägem Soundmaterial mit überbetont schleppendem Drive wie bei „The Soul Of The Hour“: Rohe, dunkelgefärbte Rockmusik gekonnt angereichert mit mehr oder weniger dezenten Elementen und Einsprengseln aus Jazz, Noise und Psychedelic. Abgesteckte Songstrukturen wechseln bei Gallon Drunk mit teilweise auch recht freien Instrumentalparts und Gitarre-, Saxofon-, Klavier- und Orgellinien.
Der unperfekte und verwilderte Sound, zwar nicht an jeder Stelle bestechend, stammt von der Bandbesetzung James Johnston, Ian White, Terry Edwards und Leo Kurunis und kann immerhin ein paar gelungene Songs bieten. Dieses achte Album von Gallon Drunk mit seiner ins Dramatische tendierenden, zwielichtig tagtraumhaften Manier tut definitiv seine Wirkung und will unbedingt gehört werden. Sich mit grobem, ins Brachiale tendierenden Rock bestens gegen alle Pop-Trends stemmend bleiben Musiker wie Gallon Drunk bei einer gehörigen Dosis ungelacktem Sound.
Tina Karolina Stauner
Gallon Drunk: The Soul Of The Hour. Clouds Hill (Rough Trade). Erscheint am 7. März.