60s-Unschuld aus der Stadt
Viele Ooohs und Aaahs, Choreinlagen, viel orchestrales Geklingel. Dass die Gesangseinlagen der beteiligten Künstler dabei meist eher schräg denn perfekt klingen, trägt zum seltsamen Charme dieser Platte bei. Von Tina Manske
Das kennen wir doch alle: Die Party ist genauso schrecklich, wie wir uns das vorher schon vorgestellt haben, durch Trauben von wahlweise turtelnden oder quasselnden Menschen quälen wir uns auf die Straße, wo wir an der Straßenlaterne lehnen, nach Luft schnappen, die mitgebrachte Flasche leeren und uns zum hundertsten Mal die Augen ausheulen über die Ungerechtigkeit und Unzeitigkeit der Liebe und der Welt. It’s not my party and I cry if I want to …
Gigi haben zu diesem Zustand des fröhlichen Weltschmerzes ein Album gemacht, das sich anhört, als sei es uralt. Alle 15 Songs auf „Maintenant“ klingen nach dem Wall-of-Sound-Sound eines Phil Spector, nach der guten alten 60s-Unschuld aus der Stadt. Gigi, das ist das Projekt des kanadischen Songwriters Nick Krgovich und des Produzenten Colin Stewart. Letzterer kaufte vor einigen Jahren zwei Hallgeräte, und um diese möglichst gut auszulasten bat er Krgovich, ein paar Songs im Stil der 60er-Jahre zu schreiben.
So werden Popsongs gemacht
Das Ergebnis ist nun auf Platte erschienen. Viele Ooohs und Aaahs, Choreinlagen, viel orchestrales Geklingel. Dass die Gesangseinlagen der beteiligten Künstler dabei meist eher schräg denn perfekt klingen, trägt zum seltsamen Charme dieser Platte bei. Mitwirkende sind unter anderem Owen Pallett (Ex-Final Fantasy) und Zac Penninton von den Parenthetical Girls.
Nicht alles auf „Maintenant“ ist Gold, aber es glänzt aus jeder Ritze. Einspielung, Atmosphäre, Instrumentierung, Arrangements – alles ist auf die optimale Breitenwirkung eingestimmt. Hier kann man musikalischen Handwerkern beim Basteln zuhören. Krgovich und Stewart haben sich ein Ziel gesetzt und es mit beachtenswerter Geradlinigkeit erreicht. So werden Popsongs gemacht.
Tina Manske
Gigi: Maintenant. Tomlab (Vertrieb: Indigo).
