Unbedingter Wille zur Artistik
– John Maus, der „Posterboy des Hipster-Pop“ (taz) ist schon ein Phänomen: ein Typ in seinen frühen Dreißigern, ein Intellektueller (mit Abschlüssen in Musik, Philosophie und demnächst auch Politischer Wissenschaft), der Musik macht, die genauso alt sein könnte wie er selbst. Passend dazu klingen auch diese Zusammenstellung von bisher versprengt oder noch gar nicht veröffentlichten Songs, als würden sie durch einen 30-Jahre-langen Zeittunnel gejagt. Von Tina Manske
Man weiß nicht, liegt‘s daran, dass es eben doch Demoversionen sind? Anscheinend nicht, denn es heißt, die Originale wurden komplett neu gemixt und gemastert. Lo-fi ist eben doch immer noch Trumpf bei John Maus, der gern mit allen möglichen Arten von Filtern arbeitet, durch die er dann seine Stimme schickt. Was anderes sollte man auch erwarten von einem Künstler, der Kollegen wie Genesis P-Orridge von Throbbing Gristle zu seinen Hausgöttern zählt.
Fünf der 16 Tracks erschienen auf verschiedenen Compilations, zwei Songs sind bisher unveröffentlicht, die restlichen neun Tracks waren bisher als Demo-Versionen auf der Homepage www.mausspace.com erhältlich. Das Ganze steuert so manches Mal gefährlich nah an die Kitschfelsen – bei „I Don‘t Eat Human Beings“ erwartet man jeden Moment Limahl und seine „Neverending Story“ um die Ecke biegen zu sehen.
Dagegen sind aber Songs wie das poppige „North Star“, das zum Tanzen auffordernde „This Is The Beat“ oder das gänzlich hysterische „Fish With Broken Dreams“ (das älteste Stück der Platte, aus dem Jahr 1999, als Maus noch mit Ariel Pink unterwegs war, bevor der zu Animal Collective ging) Meisterwerke von einem ganz eigenen Stern. Das Schöne an Maus ist seine Unbedingtheit: viele würden es Authentizität nennen, es ist auf jeden Fall ein unbedingter Wille zur Artistik.
Einiges Liegengebliebenes hat es laut Maus übrigens nicht auf die Kollektion geschafft, weil es doch besser unveröffentlicht bleiben soll. Vielleicht ändert der Meister ja aber seine Meinung noch, und wir können demnächst eine weitere Kollektion dieses bemerkenswerten Künstlers bestaunen. Das coole Cover-Artwork vom Venustransit 2004 stammt übrigens von Turner-Preisträger Wolfgang Tillmans.
Tina Manske
John Maus: A Collection of Rarities And Previously Unreleased Material. Ribbon Music. Zur Homepage, zum Download von „Mental Breakdown“ hier.