Abenteuerliche Mischung
LaBrassBanda schwebt nicht mehr so leicht über den Wassern, sondern steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Von Thomas Wörtche
Der zweite Streich der Spezialisten für Blasmusik auf der Höhe der Zeit. Alles ist noch da, was den inzwischen auch erfreulich internationalen Erfolg der Jungs aus dem Chiemgau ausgemacht hat: Witzige Texte, die zwischen launigen Bierzelt-Schnurren, kleinen erotischen Miniaturen, purer Vokalakrobatik und gepflegtem Depri hin- und herswitchen. Dazu die abenteuerliche Mischung von so ziemlich jedem musikalischem Material, das nicht schnell genug auf die Bäume kommt. Aber das, wenn es von der schlanken Besetzung: Trompete, Posaune und Tuba plus Bass und Schlagzeug, gepackt und verarbeitet worden ist, sich so anhört, als ob man es natürlicherweise so spielen müsse – bajuvarischer Reggea, chiemgauer Ska, alpenländischer Jazz, Ländler im Techno-Outfit. Das ist virtuos gemacht, da legt plötzlich Stefan Dettl mit seiner Trompete los, als ob er Highnote-Spezialist in einer Band von Maynard Ferguson wäre, oder Manuel Winbeck growlt auf seiner Posaune zu einem Groove, der direkt aus New Orleans kommen könnte.
Im Vergleich zu ihrer ersten CD ist LaBrassBanda erdiger geworden, dynamischer. Bass und Schlagzeug wummern und knallen wuchtiger; die Tutti der Bläser und manche Arrangements sind fetter und massiver geworden. Rockiger, könnte man sagen, oder: tanzbarer, clubkompatibler. Ein wenig ist der ätherische Zauber verschwunden, LaBrassBanda schwebt nicht mehr so leicht über den Wassern, sondern steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden.
Thomas Wörtche
LaBrassBanda: Übersee. Trikont (Vertrieb: Indigo).