Geschrieben am 13. Mai 2010 von für Musikmag

LCD Soundsystem: This Is Happening

LCD Soundsystem: This Is HappeningEnde und Anfang

Gerade ist James Murphy 40 geworden, da kündigt er auch schon an, dass „This Is Happening“ das letzte Album seines Projektes LCD Soundsystem sein wird. Und das, wo es doch gerade so schön war. Murphy hat nämlich seine Punk-Wurzeln neu aktiviert und scheppert auf der neuen Platte noch mehr als auf den beiden ersten. Von Tina Manske

Der Mann hat es wieder getan: nach „LCD Soundsystem“ und „Sound Of Silver“ ein Album aufgenommen, das so selbstverständlich zwischen Club und Kneipe sitzt, dass man jauchzen möchte. Seine Songs „Daft Punk Is Playing In My House“ und „Losing My Edge“ sind legendär, aber keineswegs singulär. Denn James Murphy kennt das Rezept für einen hundertprozentigen Partyhit.

Insbesondere die Single „Drunk Girls“ ist einer von den Songs, die dieses Jahrzehnt locker überleben werden, schon allein weil man sie so schön um zwei Uhr morgens im Club durch die Gegend brüllen kann. Aber auch mit dem Rest von „This Is Happening“ wird man sich in diesem hoffentlich bald beginnenden Sommer noch oft befassen, wenn es ums Tanzen geht. Alles fängt ganz harmlos an: „Dance Yrself Clean“ beginnt so leise, dass man schon die Lautstärke des Players anpasst und ruhig den schönen Flow des Tracks mit seinen zarten Percussions bewundert, als nach mehr als drei Minuten ein Beat einsetzt, mit dem man schon gar nicht mehr gerechnet hat, der den Song plötzlich in eine völlig andere Dimension hebt. Neun Minuten geht das so, überrascht mittendrin noch einmal auf andere Weise und ist insgesamt ziemlich nah dran an dem, was man einen perfekten Dance-Track nennen möchte.

Klassiker!

Zwischendrin dann mal wieder ein kerzengeradeauser Stomper wie „One Touch“ – „I don’t think you’ll be pleased with this“, scherzt Murphy dazu, tongue in cheek. Auf wenigen Tanzplatten gibt es ein solches papierscharfes Gitarrensample wie danach bei „All I Want“, einem Song, der auf keinem ernstzunehmenden Road-Movie-Soundtrack fehlen dürfte. Repetition ist eben nicht gleich Redundanz – Klassiker! Tief in die 80er-Jahre hinein stoßen wir dagegen mit „I Can Change“ – Erasure haben nie schamloser den Synthesizer hochgedreht und das Keyboard malträtiert. Selbstreferentiell wird es dann bei „You Wanted A Hit“: „You wanted a hit/ but maybe we don’t do hits/ I try and try/ it ends up feeling kind of wrong“, kräht Murphy mit seiner typischen Verzerrer-Stimme, und genau das liebt man ja an ihm, dieses Understatement, während er umso mehr die Leute zum Kreischen bringt mit – tja, einwandfreien Hits eben. Wie auch „Pow Pow“, das mutig anschließt an „Losing My Edge“.

Und das soll jetzt alles vorbei sein? Wie man hört, bereitet sich James Murphy auf eine Karriere als Literat vor. Hoffen wir, dass er es auch da so traumwandlerisch Vergnügen bereitet wie mit dieser Platte. Ganz sicher eines der wichtigen Alben dieses Jahres.

Tina Manske

LCD Soundsystem: This Is Happening. Parlophone (Vertrieb: EMI).

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Video zu „Drunk Girls“