Ja, warum nur, warum kennen nicht mehr Menschen diese tolle Band, fragt sich Tina Manske anlässlich der dritten Platte von Like A Stuntman.
Keine Menschen, Tiere, Sensationen
Die Band Like A Stuntman macht es genau umgekehrt wie der hier kürzlich erwähnte M83: statt totaler Überwältigung setzen sie auf die stetige, aber nachhaltige Einwirkung der guten Idee, die sich nach und nach ins Hirn frisst. „YOY“ ist die dritte Platte in elf Jahren Bandgeschichte – man kann nun wirklich nicht sagen, dass Like A Stuntman unüberlegt Alben raushauen. Nein, hier ist alles vorbereitet, wird über alles lieber nochmal geschlafen, statt es zu übereilen. Like A Stuntman „klingen wie die kleinen Brüder von Animal Collective, die sich in Jugendbetten mit den Beach Boys und den Talking Heads vergnügten“, schrieb ich zum vorhergehenden Album „Original Bedouin Culture“, und keines dieser Worte erscheint bei der aktuellen Platte unpassend.
„YOY“ klingt zunächst einmal sehr amerikanisch, aber das liegt daran, dass man in letzter Zeit viel mit tollen Experimental-Alben von den eben erwähnten Animal Collective bis hin zu Grizzly Bear und Konsorten zu tun hatte. Andererseits ist dieser Krautrock-Sound ja auch ebenso typisch deutsch wie Sauerkraut und Bier, passt also doch wieder. Im September 2010 traten Like A Stuntman zum Beispiel mit Faust im Festsaal Kreuzberg auf, das sagt ja bereits alles. Techno, Rock, Indiepop, Minimal Music, Industrial, Tropical, alle das taucht in den zehn Songs von „YOY“ auf, und mit jedem Durchlauf entdeckt man Neues. Überhaupt der Titel: Was man anfangs als Ausruf der Freude missdeuten könnte, ist am Ende im Titelsong dann eben doch die Klage des „Why, oh why?“
Ja, warum nur, warum kennen nicht mehr Menschen diese tolle Band, gehen auf ihre Konzerte und machen sie reich? Nicht glücklich wird mit „YOY“ nur, wer auf Menschen, Tiere und Sensationen um jeden Preis steht. Wer sich aber Zeit nimmt, um im Krautrock-Sound nach den verborgenen und leisen Schätzen zu suchen, und sei’s in der kleinen pluckernden Hintergrundmelodie, die man erst beim dritten Durchlauf hört, dem stehen eine Menge schöner Entdeckungen bevor.
Tina Manske
Like A Stuntman: YOY. Bureau B (Indigo). Zur Homepage.