Geschrieben am 25. Januar 2012 von für Musikmag

Matt Elliott: The Broken Man

Überraschender Moment

− Matt Elliott hat den elektronischen Bristol-Sound abgestreif: Ronald Klein hat eine gleichermaßen emotionale und intime wie auch elegante und urbane Platte gehört.

Seine letztjährige Teilnahme an Kai Grehns Hörspieladaption „Die künstlichen Paradiese“, basierend auf einem Essay von Charles Baudelaire, passt perfekt in das Schaffen des 37-jährigen Engländers. Matt Elliott, der seit einigen Jahren in Frankreich lebt, vertonte dabei – wie auch die anderen Künstler (u. a. Ulver, Tarwater, Nouvelle Vague, Tuxedomoon und Anne Clark) ein Gedicht des Begründers der literarischen Moderne.

Das Lied „Get Drunk“ enthält die aktuelle Scheibe leider nicht, dafür aber sieben Perlen im gleichen Timbre. Der Opener „Oh How We Fell“ beginnt als dunkle Folkballade, wirklich puristisch arrangiert mit einer Akustikgitarre, die an die Schwermut spanischen Flamencos erinnert. Je länger der Song dauert, umso mehr transformiert sich das vermeintlich Iberische zu einer slawischen Schwermuts-Hymne mit choralen Elementen. Dieses Motiv deutete sich bereits auf „Drinking Songs“ (2005) an, das Elliotts Abkehr vom elektronischen Bristol-Sound markiert, den er fast zehn Jahre unter dem Pseudonym Third Eye Foundation prägte. Diese Elemente streifte er ab wie die Schlange ihre alte Haut. Das überraschende Moment bleibt dennoch erhalten.

 

So klingt „If Anyone Tells Me It’s Better To Have Loved And Lost Than To Never Have Loved At All I Will Stab Them In The Face“ (Bonuspunkt für den tollen Songtitel!) erst wie ein Piano-Instrumental, um nach einigen Minuten doch noch zu einem sinistren Madrigal zu avancieren. Die Platte endet mit „The Pain That’s Yet To Come‘, einem typisch mitreißendem Elliott-Crescendo, traurig-schön und trotzdem nie ins Schwarz-Kitschige abgleitend. Gleichermaßen eine emotionale und intime, wie auch eine elegante und urbane Platte.

Ronald Klein

Matt Eliott: The Broken Man. Ice, d’ailleurs (Cargo). Matt Elliott bei Myspace.

Matt Eliott live:

08 Mar Dresden, Thalia Kino
09 Mar Potsdam, Hans Otto Theater
10 Mar Leipzig, Galerie für zeitgenössische Kunst
11 Mar Bamberg, Morph Club
13 Mar Hildesheim, Haus der Braut
14 Mar Berlin, Kater Holzig
15 Mar Köln, King Georg
16 Mar Esslingen, Komma
17 Mar Mannheim, Blau

Tags :