Geschrieben am 6. November 2013 von für Musikmag

Midlake: Antiphon

midlake_antiphonIn der Liga großer Bands

– Dass Midlake auch schon fast zehn Jahre auf dem Buckel haben, mag man kaum glauben. Noch immer klingt ihr zweites Album, das vom 70er-Rock inspirierte „The Trials Of Van Occupanther“, im Ohr, mit dem die Folkband zum ersten Mal einem größeren Publikum bekannt wurde. Das nachfolgende „The Courage Of Others“ wurde dann auch kommerziell erfolgreich. Mit „Antiphon“ nun legen Midlake ihr vielleicht vielseitigstes Album bisher vor.

Die Stimme von Eric Pulido, der nach dem Weggang von Tim Smith im letzten Jahr der neue Frontmann wurde, erinnert ganz wunderbar an Eric Woolfson, der Alan Parsons Project in den 70er- und 80er-Jahren wirkungsreich unterstützte.„Auf ‚Antiphon‘ wollten wir das Psychedelische umarmen, den Stil und die Nuancen, die man von vergangenen Bands kennt, aber uns auch der musikalischen Einflüsse von heute bewusst werden. Das Ergebnis ist: weniger Folk und mehr Rock. Weniger nostalgisch, sondern progressiver“, sagt Pulido. Könnte sein, dass der Ausflug zum Pop von John Grant, dessen Album „Queen Of Denmark“ sie als Studioband mit einspielten, dafür eine Vorbereitung war. Und tatsächlich orientieren sich Midlake ganz klar am Psychrock von Bands wie Fleetwood Mac.

Da sind natürlich zuvorderst die wieder einmal wunderschönen mehrstimmigen Gesangslinien wie zum Beispiel beim Opener „Antiphon“. „Follow me down the rabbithole, don’t delay“, heißt es verheißungsvoll in „Provider“, bevor „The Old And The Young“ mit seinen verhallten Krautrockbeats anhebt. Sakral können sie’s natürlich auch noch, wie zum Beispiel in „It’s Going Down“, bei dem herrlich das Spinett klimpert, oder bei „This Weight“. Das Instrumental „Vale“ rockt dann so richtig los, man hört den Spaß, den die Gitarristen beim Jammen hatten. „Corruption“ wartet mit hübschen Tempiwechseln auf, und „Provider Reprise“ ist als Coda eine wunderbar leise Wiederaufnahme des Albumbeginns. Wenn am Ende der Orgelton noch einige Sekunden anhält, wähnt man sich im Paradies.

Mit „Antiphon“ sind Midlake in der Liga großer Bands wie Wilco, My Morning Jacket  & Co. angekommen.

Tina Manske

Midlake: Antiphon. Balla Union/PIAS/Cooperative (Rough Trade).

Tags :