Geschrieben am 13. Juni 2012 von für Musikmag

Pat Metheny: Unity Band

Pat Metheny: Unity BandWeil er es kann

– Mein Verhältnis zu Pat Metheny ist nicht ungetrübt. Es muss Anfang der 90er-Jahre des letzten Jahrhunderts gewesen sein, als ich in Stuttgart auf Einladung meines Bruders ein Konzert des Amerikaners besuchte. Das Konzert war damals für mich (eine popverwöhnte Göre ohne Geduld) eine Tortur – eine Jazz-Improvisation an der anderen, gefühlte vier Stunden am Stück, ich langweilte mich zu Tode. Von Tina Manske

Das Gute am Älterwerden ist, dass man für manche Dinge erst später reif ist. Noch heute würde ich mir gut überlegen, zu einem seiner Konzerte zu gehen (wahrscheinlich habe ich mir ein Trauma zugezogen), aber die Güte von Methenys Platten und überhaupt seiner Musik ist einfach unbestreitbar. Er ist einer der besten Gitarristen überhaupt, und für sein neues Album „Unity Band“ hat er – zum ersten Mal seit dem Album „80/81“ wieder die typische Jazzquartett-Formation um sich geschart – den Tenorsaxophonisten Chris Potter, Ben Williams am Bass und Drummer Antonio Sanchez. Potter und Metheny arbeiteten bei einer Aufnahme für eine Sanchez-Platte zusammen und beschlossen, ein eigenes Projekt ins Leben zu rufen. Der Gitarrist hält sich auch nicht lange auf mit Bescheidenheiten: „80/81“ sei so eine Ikone, die Ideen der Platte würden so oft kopiert werden, er habe einfach noch etwas zweites in dieser Art hervorbringen wollen. Twitter-User würden sagen: Weil er es kann.

Gut für mich, dass er sich von Freejazz-Experimenten fernhält: „Unity Band“ ist bei aller Virtuosität sehr melodiös, im Laufe der Platte erkennt man feine Strukturen immer wieder, das Quartett erreicht eine sehr hohe Dichte, und „Unity“ ist im Sinne Methenys nicht nur ein schöner Name. Er erinnert an die Unity Church in Methenys Heimatstadt in Missouri; dort gab es auch eine Unity Band, in der Metheny bereits als junger Musiker ab und zu spielte. „Unity“ ist also für Metheny sehr stark verbunden mit der Konzeption von Live-Musik. Außerdem beschreibt das Wort seine Herangehensweise an Musik: nichts ist getrennt alles ist eine Einheit, Rock, Pop, Jazz, und was soll eigentlich ‚Fusion‘ sein? Nein, sagt Metheny, ‚Unity‘ trifft es doch viel besser.

Tina Manske

Pat Metheny: Unity Band. Nonesuch. Zur Homepage geht es hier.

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